Sparzwang als Herausforderung für PR und Redaktionen

In Zeiten von Sparmaßnahmen in Unternehmen und Medien nimmt der Einfluss von Pressemitteilungen und PR-Agenturen auf von Journalisten produzierte Medieninhalte zu. Gleichzeitig sinkt aber auch die Chance einer Pressemitteilung die Aufmerksamkeit eines Journalisten zu bekommen, wenn sie nicht qualitativ einwandfrei und übersichtlich aufgearbeitet ist.

Das sind zwei Ergebnisse einer schriftlichen Dreiländer-Umfrage des PR-Agenturnetzwerks ECCO Public Relations in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 63 Prozent der befragten Journalisten gaben an, dass Sparmaßnahmen in den Redaktionen den Einfluss von Pressestellen und PR-Agenturen allgemein oder zum Teil erhöhen. Die Zahl der Pressemitteilungen, die täglich in den Redaktionen eingehen, sei demnach „in der letzten Zeit“ gestiegen. Gleichzeitig geben 21 Prozent der Schweizer, 29 Prozent der Deutschen und sogar 37 Prozent der Österreicher an, die Qualität der Pressemitteilungen habe sich verringert. Das ist insofern schlecht für die Kommunikation der Unternehmen als weit über 80 Prozent der Journalisten (D: 88, Ö: 86, CH: 84) schlecht aufbereitetes Material in den Papierkorb wandern lassen. Überhaupt sind „gut aufbereitetes Hintergrundmaterial“ und „gut geschriebene Pressemitteilungen“ die größten Anliegen der Journalisten. Beinahe ebenso hoch im Kurs stehen kostenfreie Fotos und Grafiken.

In den Redaktionen selbst sind die Sparzwänge der Wirtschaftsflaute deutlich spürbar. Rund die Hälfte der Journalisten geben an, dass ihr Arbeitsfeld betroffen oder sogar stark betroffen ist (D: 53, Ö: 51, CH: 49). Sparmaßnahmen bedeuten für Redakteure konkret eine höhere Arbeitsbelastung, eine Kürzung des Reisekosten-Etats sowie der Ausgaben für freie Mitarbeiter. Hinzu kommt – vor allem in der Schweiz – eine Reduzierung des Heftumfangs. In Österreich sind Einsparungen ebenfalls deutlich spürbar, jedoch in geringerem Ausmaß als in den anderen Ländern. Dies führt communication matters darauf zurück, dass der österreichische Medienmarkt bereits in den letzten Jahren „extrem ausgedünnt“ wurde und dadurch „auf kleinerem Niveau etwas krisensicherer“ sei.

Immerhin 47 Prozent der deutschen Journalisten, 42 Prozent der Österreicher und 35 Prozent der Schweizer geben an, dass durch die deutlich höhere Arbeitsbelastung allgemein oder teilweise die Recherche leidet. Aufwändige Themen werden teilweise nicht mehr gemacht (geben rund 40 Prozent an). 73,2 Prozent der Befragten gaben dementsprechend an, dass redaktionelle Qualität „gerade jetzt“ ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil sei. An einen wirtschaftlichen Aufschwung im Medienbereich glauben nur 6,3 Prozent, während 56,9 Prozent kaum oder gar keine Verbesserungen in absehbarer Zeit erwarten. 64,7 Prozent geben an, das Verschwinden weiterer Titel vom Markt zu erwarten. (pte)

Hintergrund
Für die Analyse wurden insgesamt 485 Journalisten (von 2.700 versandten Fragebögen: Rücklaufquote 18 Prozent) von den Agenturen communication matters http://www.communicationmatters.at (Österreich), DIKOM http://www.dikom.de (Deutschland) sowie Howald + Partner http://www.howald-pr.ch (Schweiz) befragt. Die Umfrage begibt sich auf die Spur der Beziehung zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus in Zeiten der wirtschaftlichen Sparzwänge.

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