2426 Likes, 85 Kommentare, eine Meinung: „das Beste ever“, „mega Produkt“, „liebe ich einfach“. Ein Instagram-Reel der Sirupmarke Juizy Wow von Oktober 2024 zeigt auf den ersten Blick: Diese Marke scheint offenbar vieles richtigzumachen. Sie hat es damit schon nach einem Jahr geschafft, dass 126.000 Followerinnen und Follower allein auf Instagram ihr interagieren, liken, teilen und kommentieren. Zum Vergleich: Coca-Cola Deutschland folgen auf Instagram 112.000 Menschen, bei Bra Tee sind es 90.400 und bei Bionade 15.800 (Stand: Februar 2025). Was ist das Erfolgsgeheimnis der jungen Marke?
Vor allem zwei Dinge: Mit Creator Julian Claßen, der als „Julienco“ mit 6,3 Millionen Insta-Fans zu den erfolgreichsten Influencern Deutschlands gehört, steht hinter Juizy Wow ein Name, der auf Social Media längst eine riesige Fanbase hat. Zusammen mit Foodvibez, Inkubator für Creator-Brands aus dem Lebensmittelbereich, hat Claßen Anfang 2024 die Sirupmarke gelauncht, mit der Wasser zum bunten Geschmacksvergnügen werden soll, zuckerfrei und im handlichen Packaging für unterwegs.
Nach einem Jahr waren bereits mehr als zwei Millionen Flaschen verkauft – über Onlineshops sowie mittlerweile auch bei Kaufland, Edeka und Rewe. In diesem Jahr soll die Absatzmenge verdoppelt werden. Dabei unterstützt auch eine Kooperation: Auf der Süßwarenmesse im Januar gab Juizy Wow die Zusammenarbeit mit der Fruchtgummi-Marke Trolli bekannt. Gemeinsam bringen beide im März die Sonderedition „Saure Glühwürmchen“ auf den Markt.
Von der Creator Brand zur Lebensmittelmarke
Die zweite Zutat für den Erfolg der Sirupmarke ist eine konsequente Social-First-Strategie, mit der Juizy Wow langfristig von der Creator Brand zur eigenständigen Lebensmittelmarke werden soll. „Creator Brands sind keine Eintagsfliegen“, sagt Alexander Djordjevic. Gemeinsam mit Ashwin Tchanra gründete der ehemalige Foodist-CEO mit Foodvibez eine Plattform, mit der Influencer ihre eigenen Marken zum Erfolg führen sollen. Die Idee: „Über die Reichweite der Creator animieren wir die Menschen zum Erstkauf. Und im zweiten Schritt muss das Produkt überzeugen – sonst bleibt es ein kurzfristiger Hype.“

Social First heißt für die Macher, als Marke dorthin zu gehen, wo die Zielgruppe ist: auf Social-Media-Plattformen. „Es muss uns gelingen, die Followerinnen und Follower unserer Creator, in diesem Fall von Julienco, für die Marke zu gewinnen und das Engagement, das sie für ihn empfinden, auf uns zu übertragen, um eine Love Brand zu erschaffen.“ Noch seien die Fans von Juizy Wow zwar größtenteils Follower von Julienco, das soll sich aber langfristig ändern und beide losgelöst voneinander funktionieren – etwa auf dem eigenen Markenkanal auf Instagram. Dort zeigt neben Julian Claßen auch ein eigenes „Face of the Brand“ sein Gesicht. Dahinter steht ein Team aus Social-Media-Profis samt Videograf und Experten für Computeranimation und visuelle Effekte.
Social in der DNA
Social First, sagen die Gründer, sei kein Denken in Kanälen, sondern ein Mindset. „Es steckt tief in unserer DNA, jedes Produkt und jede Kampagne wird ausgehend von unserem Brand Channel gestartet – und nicht umgekehrt“, sagt Tchanra. Der erste Touchpoint bei Juizy Wow sei Creator Julienco, der Markenkanal von Juizy Wow dann das Bestandskundenmanagement. So profitiere man von einer höheren Marketingeffizienz als klassische Marken, die Reichweite bei Influencern nur einkaufen, aber nicht gemeinsam etwas Neues schaffen.
Geschickt nutzt Juizy Wow aber nicht nur die Reichweite von Julienco, sondern auch die seiner berühmten Freunde: So schickte der Influencer unter anderem eine Auswahl von Sirupen an Moderator Kai Pflaume und legte eine Trinkflasche dazu – von Dior. Das kam an, Pflaume postete darüber und die Marke erreichte nicht nur die eine Million Insta-Fans von Pflaume, sondern mit ihnen gleich eine ganz neue Zielgruppe für die eigene Marke – und das für 700 Euro. Auch Promotions, Trade Marketing, Paid Ads (derzeit laufen 280 unterschiedliche Ads parallel) und ein Shop auf Amazon sollen dabei helfen, langfristig ohne das berühmte Gesicht zu funktionieren und breitere Zielgruppen abzuholen.
Auf Social Media beobachten die Juizy-Wow-Gründer derzeit eine klare Entwicklung: „In den vergangenen Jahren hat es ausgereicht, als Marke nahbar zu sein und zu unterhalten. Aber die User werden anspruchsvoller und erwarten heute echten Mehrwert. Unterhaltung allein reicht nicht mehr.“ Etwa mit kreativen Gewinnspielen, die regelmäßig stattfinden, halte man die Fans auf dem eigenen Kanal. „Es geht darum, die Menschen langfristig an unsere Marke zu binden. Das ist Teil des Erfolgs“, sagt Tchanra.
Flexibel und schnell agieren
Teil des Erfolgs ist auch eine große Portion Flexibilität – und Tempo. „Wir können sehr schnell auf Trends reagieren, sind immer am Puls der Zeit, unser Team gehört selbst zur Zielgruppe, keine große Compliance-Abteilung im Rücken redet uns rein“, erklärt Djordjevic. Es gebe keine Heritage, an die man sich halten müsse, „so haben wir viel mehr Chancen, Dinge auszuprobieren.“
Marken, die selbst mehr Social First denken wollen, raten die beiden Experten, Social Marketing nicht als einzelnes Instrument zu betrachten, das in klassische Kampagnen eingebaut wird – sondern genau umgekehrt. „Oft gibt es durch bestehende Kampagnen viel zu strenge Vorgaben, das macht es schwierig, auf Trends aufzuspringen und flexibel zu agieren.“
Bei Juizy Wow überlegt das Team jedenfalls nie lange, ob ein neuer Trend zur Marke passt oder nicht: „Die Marke steht für Spaß – und wenn es Spaß macht, dann machen wir es!“