So will Tesla-Konkurrent BYD den europäischen Markt erobern

Build Your Dreams (BYD) ist der größte Produzent von Elektroautos in China und Teslas meistgefürchteter Konkurrent. Nun möchte die Marke auch in Europa Fuß fassen. Die Strategie? Ein mehrstufiger Markteintritt, verlässliche Lieferfristen und ganz viel Bescheidenheit.
Im Juli 2021 stellte BYD in China drei neue Elektrofahrzeuge vor. (© BYD)

B… wer? Hierzulande ist der chinesische Autobauer BYD noch gänzlich unbekannt. Im weltweiten Vergleich jedoch gilt er als größter Konkurrent für Tesla – und hat Elon Musks Unternehmen in den ersten beiden Quartalen 2022 (unter Einberechnung der Plug-in-Hybride) mit 641.350 verkauften elektrifizierten Fahrzeugen bereits abgehängt.

Bei den reinen E-Autos darf Marktführer Tesla mit 564.743 Fahrzeugen BYD mit 323.519 verkauften Modellen immerhin noch im Rückspiegel betrachten. Bislang ist China mit einem Marktanteil von 25 Prozent bei den alternativen Antrieben der mit Abstand größte Markt für BYD. Doch die Erfolgsgeschichte soll nun auch außerhalb der Volksrepublik weitergeschrieben werden.

Direkter Wettbewerber des Tesla Model 3 schon ab 2023

BYD steckt schon mittendrin in seinem mehrstufigen Markteintritt in Europa. Den Aufschlag wagten die Chinesen auf dem Testmarkt Norwegen. Im September folgen Benelux, Dänemark und Schweden.

Auf dem Testmarkt Norwegen machte der BYD-SUV Tang den Anfang. ©BYD

In Deutschland möchte BYD sein erstes Modell verschiedenen Medienberichten zufolge 2023 an den Start bringen. Das Debüt soll hierzulande der BYD Seal feiern: eine Mittelklasselimousine, die als direkter Wettbewerber des Tesla Model 3 und BMW i3 eDrive gehandelt wird.

Dass BYD (anders als Tesla) weder die Corona-Pandemie noch die zum Teil daraus resultierenden Lieferengpässe Probleme bereiteten, liegt an einer Strategie, von der das Unternehmen auch in den nächsten Jahren noch profitieren dürfte: Als äußerst erfolgreicher Hersteller für wiederaufladbare Batterien setzt BYD seit jeher auf die Entwicklung eigener Fahrzeuge und ist deshalb nicht von anderen Herstellern oder Zulieferern abhängig.

Von den Batterien über die elektronische Steuerung bis zu den Chips und Motoren wird alles unter einem Dach beziehungsweise von Tochterunternehmen produziert. Ein weiterer großer Vorteil: Die Akkus von BYD kommen ganz ohne den umstrittenen und aktuell zudem sehr teuren Rohstoff Kobalt aus.

Darum gab es noch keinen wütenden Post von Elon Musk

Tesla-Chef Elon Musk ist dafür bekannt, die Konkurrenz nicht gerade zimperlich zu behandeln – und sich liebend gerne auf der sozialen Plattform Twitter (die derzeit ebenfalls von Musk attackiert wird) Luft über vermeintliche Inkompetenz oder schlechte Produkte zu machen.

Warum er sich rund um die BYD-Thematik ganz untypisch in Schweigen hüllt, hat einen Grund: „Wir sind jetzt gute Freunde von Elon Musk, weil wir uns darauf vorbereiten, Tesla sehr bald mit Batterien zu beliefern“, sagte Lian Yubo, BYDs Executive Vice President, im Juni in einem Interview mit dem chinesischen Sender CGTN.

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Schon im August letzten Jahres war das Gerücht aufgekommen, Tesla wolle Akkus von BYD beziehen. BYD ist mit der Herstellung von Lithium-Eisenphosphatakkus (LFP-Akkus) in besonders effizienten strukturellen Akkupacks bekannt geworden. Sie ermöglichen hohe Akkukapazitäten trotz der vergleichsweise niedrigen Energiedichte der LFP-Zellen.

Markteintritt in Europa soll in Bescheidenheit erfolgen

Weil sich europäische Kunden langsam an die BYD-Modelle gewöhnen sollen, wird der Markteintritt in Europa von dem chinesischen Unternehmen bislang sehr zurückhaltend kommentiert. Konkrete Absatzziele werden ebenso wenig genannt wie die einzelnen Elektrofahrzeuge, die in den verschiedenen Ländern den Aufschlag machen sollen.

„Wir müssen einfach bescheiden sein“, sagte Penny Peng, Marketingchefin bei BYD Europa, auf einer Pressekonferenz in Den Haag. Mit ihrer Fertigungsstrategie und Modellen, die von der europäischen Presse schon jetzt als würdige Tesla-Konkurrenz gefeiert werden, dürfte den Chinesen die europäische Markteinführung gelingen. Auch in aller Bescheidenheit.

(hakl, Jahrgang 1985) ist freie Autorin bei der absatzwirtschaft. In Online-Redaktionen quasi aufgewachsen, leitet sie seit 2011 ihre geliebte Redaktionsagentur Schmier & Fink, die seit jeher auf das „Star Wars“-Motto setzt: „Do … or do not. There is no try.“