Instagram hat vom 8. bis 10. Mai ein virtuelles „Small Business Festival“ mit 14 Unternehmen aus ganz Deutschland veranstaltet. Was hatte es damit auf sich?
DANIEL VERST: Wir wollten mit dem Festival zeigen, dass Instagram in dieser schwierigen Zeit insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen ohne eigenen Online-Shop da ist. Beim „Small Business Festival“ haben Marken aus verschiedenen Branchen wie Fashion, Food, Beauty und DIY Beispiele geliefert, wie sie mit Instagram ihr Geschäft auch in der Corona-Krise bedienen. Instagram ist für manche Unternehmen der einzige Kanal, über den sie im Zuge der monatelangen Lockdown-Folgen irgendwie ihren Umsatz halten können.
Bei welchen Best Practices sollten sich andere Unternehmen etwas abschauen?
Der Mono Concept Store aus Hamburg liefert beispielsweise täglich Fashion-Inspiration und nutzt Instagram praktisch als Schaufenster für seine Produkte. Das Unternehmen nutzt Stories, IGTV, Live-Videos und seit kurzem auch Instagram Shopping. Ein ganz anderes Beispiel sind die Buchautorinnen von May und Berry, die ihrer Community aus ihrem Kreativstudio in Bonn heraus auf Instagram und in Workshops mit grazilen Handschriften, Zeichnungen und Illustrationen begegnen. Oder der Mainzer Eisproduzent „N’Eis“, der Augenmerk auf die Auswahl naturbelassener und regionaler Zutaten legt, und auf Instagram über seine mittlerweile rund 150 Geschmackssorten informiert und auch nach Hause liefert.
Instagram hat vergangene Woche in Deutschland eine neue Funktion eingeführt, die es Unternehmen und Restaurants ermöglicht, Geschenkgutscheine auf Instagram anzubieten. Wie funktioniert das in der Praxis?
Das ist ganz einfach: Unternehmen können virtuelle Gutscheinsticker in ihre Bilder oder Stories integrieren, sodass Nutzer die Gutscheine über Instagram kaufen können. Das ist gerade für den Cashflow kleinerer Unternehmen extrem wichtig. Wir wollen im Sinne eines Solidargedankens alles dafür tun, Marken in der jetzigen Krise zu Umsatz zu verhelfen – und zwar so unkompliziert wie möglich: Für die Verwendung der Gutscheinsticker brauchen Unternehmen weder technisches Fachwissen noch müssen sie einen eigenen Onlineshop haben.
Vor der Corona-Krise hatte Instagram Anfang 2020 rund 21 Millionen Nutzer in Deutschland. Wie hat sich die Zahl in den vergangenen Wochen bis heute verändert?
Die Zahl 21 Millionen kommt nicht von uns, von daher kann ich sie auch nicht bestätigen. In der Krise sehen wir grundsätzlich eine erhöhte Nutzung. Die Mitglieder der Instagram Community wünschen sich zudem zunehmend mehr Formate, die sie in Echtzeit mit anderen verbinden. Wir beobachten seit Beginn der Corona-Zeit einen deutlichen Anstieg in der Nutzung von Instagram Live – weltweit nutzen die Funktion rund 800 Millionen Menschen täglich auf Instagram und Facebook.
Bei der letztjährigen OMR im Mai 2019 hat Instagram erstmals Zahlen darüber veröffentlicht, wie sich Nutzer in der App verhalten. Demnach haben 55 Prozent aller Nutzer bei Instagram schon eine neue Marke entdeckt. 49 Prozent haben von einem Produkt erfahren und 43 Prozent davon haben das Produkt auch gleich über Instagram gekauft. Die OMR 2020 fiel diese Woche leider aus – können Sie uns dennoch mit aktuellen Zahlen versorgen?
Die damalige Studie mit Ipsos haben wir bisher nicht noch einmal durchgeführt, aber die Ergebnisse wären bestimmt spannend. Denn aktuell ist unübersehbar, dass vielen Marken aufgrund der ausbleibenden Laufkundschaft Umsatz fehlt, sodass die Shopping-Funktion von Instagram in den vergangenen Wochen deutlich häufiger als noch vor dem Start der Corona-Krise genutzt wurde. Außerdem ist das Interesse der Community an den kleinen, lokalen Unternehmen seither gestiegen. Wir haben als Reaktion darauf diese Woche einen neuen Sticker für Instagram Stories eingeführt. Mit dem „Unterstütze kleine Unternehmen“-Sticker kann die Community jetzt in ihren Stories direkt ihre Solidarität für die kleinen, lokalen Unternehmen, die ihnen am Herzen liegen, zeigen.
Gibt es so etwas wie ein „Instagram-Einmaleins“ für kleinere und mittelständische Unternehmen?
Der allerwichtigste Punkt ist, sich zu trauen – so banal sich das anhört. Wenn man ein Thema hat, für das man brennt – was in den meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen ja absolut der Fall ist –, dann sollten Unternehmen unbedingt anfangen, ihre Leidenschaft für eine Sache zu nutzen und entsprechende Inhalte kreieren. Die Umsatzrelevanz des Kanals wächst in der Folge mit steigender Bekanntheit innerhalb einer wachsenden Community, bis Marken schließlich auch die Shopping-Funktion implementieren und die Bilder vertaggen, auf denen ihre Produkte zu sehen sind.
Ist Instagram ein Gewinner der Corona-Krise?
Ich fände es unangebracht, in diesem Zusammenhang von Gewinnern zu sprechen. Uns geht es wie gesagt darum, kleine und mittelständische Unternehmen in der Corona-Krise dabei zu unterstützen, Umsätze zu erzielen. Und dieser Solidargedanke rückt in der Corona-Krise insgesamt auf Instagram noch deutlicher in den Vordergrund. Hashtags wie #shoplocal oder #supportyourlocals sind in den vergangenen Wochen geradezu explodiert. Das zeigt: Die Communities einzelner Themen und Branchen sind bei uns auf der Plattform, und wenn wir solidarisch miteinander umgehen, können wir alle positiv in die Zukunft blicken.
Vita: Als Strategic Business Partner DACH unterstützt Daniel Verst Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz dabei, Instagram erfolgreich für ihre Marketing-Aktivitäten einzusetzen. Bevor Verst 2015 zu Instagram kam, verbrachte er einen Großteil seiner Karriere mit dem Gründen und der Leitung von E-Commerce-Unternehmen. Zuvor war er bei Nokia und T-Mobile als strategischer Berater tätig. Verst hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Witten/Herdecke und an der Hong Kong Baptist University studiert.
Diese 14 Marken waren beim „Small Business Festival“ von Instagram dabei:
Jacks Beauty Line
Die Idee, ihre eigene Linie für Make-up Pinsel zu entwerfen, kam Miriam Jacks im Jahr 2009 während der Gründung ihres Beauty Stores in Berlin. Mittlerweile ist jeder Stiel ein eigenes kleines Kunstwerk in vielen bunten Farben:
Loveco
Die drei Säulen von Loveco heißen eco, fair und vegan. Über Instagram gibt es nicht nur alles aus dem Shop, sondern auch „How to’s“ und Trends:
Und Gretel
Und Gretel Cosmetics zeigt der Community auf Instagram Tipps und Styles für natürliches und organisches Make-Up:
Merz & Benzing
In der Markthalle Stuttgart und auf ihrem Instagram Kanal bieten Merz & Benzing alles rund um die Themen Garten, Blumen, Wohnen, Küche, Kleidung und Accessoires.
Brooklyn Soap Company
Das Bewusstsein für natürliche Pflege ist jünger, urbaner und männlicher geworden. Auf Instagram und im Shop der Brooklyn Soap Company gibt es alles für Haar-, Bart- und Hautpflege:
The Mono Room
In den Hamburger Concept Stores und dem virtuellen Schaufenster Instagram gibt es bei „The Mono Room“ tägliche Fashion-Inspiration:
Niemand Gin
So inszeniert sich der Premium-Handcraft-Gin aus Hannover auf Instagram:
Inno Nature
Nahrungsergänzungsmittel mit natürlichen Inhaltsstoffen und Beratung bei Instagram:
Winkel van Sinkel
Der Urban Jungle und Concept Store aus Hamburg hat sich in den vergangenen Wochen neu erfunden – unter anderem mit Live-Beratung:
May und Berry
Aus ihrem Kreativstudio in Bonn präsentieren die Buchautorinnen Yasmin und Sue ihrer Community auf Instagram und in Workshops grazile Handschriften, Zeichnungen und Illustrationen:
N’Eis
In ihrer Eisproduktion in Mainz stellt das N’Eis-Team täglich frischen Kaltgenuss her. Mittlerweile sind so 150 Geschmackssorten entstanden, die man sich auch nach Hause liefern lassen kann:
Auf Wolke Sieben
Styles frei nach dem Motto: „Dress how you want to be addressed“:
Goldig
Anna Wolfers bietet in ihren Shops in Köln und Hamburg neben Fashion-Trends auch Beratung mit Wohlfühlatmosphäre. Der Stil setzt sich auch auf Instagram fort:
Geile Weine
Auf Instagram bieten die Experten von „Geile Weine“ Live-Proben und Beratung an.