So überzeugt das Rebranding von Deezer 

Weltklasse-Design und ein ganzheitlicher Auftritt. Wie das neue Branding des französischen Streamingdienstes das Herz unseres Kolumnisten schneller schlagen lässt. Folge 4 von "Marken-Check".
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Der Streamingdienst Deezer hat ein neues Design bekommen. (© Deezer, Montage: Olaf Heß) (© Deezer)

Man mag es kaum glauben: Ja, es gibt noch andere Streamingdienste außer Spotify. Und einer davon hört sich nicht nur gut an, er sieht jetzt auch richtig gut aus. Die Rede ist von Deezer

Zugegeben, in Deutschland hat Deezer erst einen Marktanteil von nur 7 Prozent. Spotify kommt auf 37 Prozent und Amazon Music auf 21 Prozent. In Frankreich, wo Deezer im Jahr 2007 gegründet wurde, liegt er immerhin schon bei 12 Prozent. Im November präsentierte Deezer in Paris einer exklusiven Community sowie den (nach eigenen Angaben) circa 9,9 Millionen Abonnenten seinen neuen Auftritt. Im Zentrum schlägt jetzt ein „Purple Heart“; Ähnlichkeiten mit dem Verdienstorden der US Army sind rein zufällig. Denn hier gehe es darum, „die Liebe zur Musik, die verschiedenen Rhythmen und den Herzschlag der Musik in einem Zeichen zu vereinen“, so Maria Garrido, CMO von Deezer. Der Claim heißt passenderweise ja auch „Live the Music“. 

Dass Deezer nicht nur in Sachen Branding einiges vorhat, beweist es mit der neuen, kollaborativen Playlist namens Shaker, die es erlaubt, auch Musik von anderen Plattformen wie Apple, Tidal oder eben Spotify zusammenzufügen. Und was viele ebenfalls nicht wissen: Deezer hat mehr Tracks in der Playlist – nämlich 120 Millionen – als Spotify oder Apple, die nur jeweils rund 100 Millionen Tracks aufweisen. Hier schickt sich ein kleiner Player an, die großen zu ärgern.  

Urteil des Kolumnisten: Das Design ist Weltklasse

Und das neue Design ist Weltklasse. Warum? Weil es in unserer übermedialisierten Zeit die klaren Codes von gutem Branding bravourös bedient. Das US-amerikanische, global agierende Designstudio Koto hat es geschafft, einen Auftritt zu gestalten, der Musik ästhetisch und semantisch perfekt visualisiert und dies zudem so „konsumig“, so visuell einfach und positiv macht, dass man direkt Lust bekommt auf Musikhören. Darüber hinaus ist der Auftritt wirklich ganzheitlich gedacht, und zwar Animation und Social First.  

Die Designelemente lassen sich alle aus dem Pulsieren des Logos ableiten, eine einzigartige Farbigkeit mit dem starken Purple als Schlüsselfarbe und ein variabler Font, der ebenso beweglich ist wie das ganze Designkonzept. Es ist laut, agil, aber dennoch schnell zu erfassen und gut zu merken. In einer Zeit, in der Entscheidungen innerhalb einer Sekunde getroffen werden, verschafft dies Deezer einen vielleicht entscheidenden Vorteil vor den sauberen, eher elegisch und stylish wirkenden Brandings von Apple Music oder Spotify.  

Denn Musik ist eben laut und bunt, sie schafft sich ihren Raum und bringt Menschen zum Tanzen. So wie das Herz-Logo, das wie ein Equalizer auf E zu hüpfen scheint. Play-Lust statt Play-List. Ich höre mal rein. 


Im „Marken-Check“ nimmt unser Kolumnist Marken genau unter die Lupe. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie hier.

Heinrich Paravicini ist Co-Gründer und Chief Creative Officer von Mutabor, Designagentur und Markenberatung mit Sitz in Hamburg, München und Berlin. Mit mehr als 180 Mitarbeiter*innen gehört Mutabor heute zu den größten unabhängigen Agenturen der Kreativbranche in Deutschland. Paravicini lebt und arbeitet in Hamburg und überall dort, wo Mutabor-Projekte entstehen.