Gegen die Partei Alternative für Deutschland (AfD) regt sich Widerstand in der breiten Bevölkerung: Am Wochenende sorgten Massenproteste gegen die vom Verfassungsschutz als – zumindest in Teilen – „erwiesen rechtsextrem“ eingestufte Partei für großes Aufsehen. Dass extremes Gedankengut in Deutschland keinen Platz hat, brachten nicht nur zehntausende Menschen zum Ausdruck, die vielerorts auf die Straße gingen. Auch Marken zeigen nun öffentlich Haltung gegen Rechtsextremismus.
Die Marken nutzen dabei unterschiedliche Kommunikationswege. Während manche erst auf Mediennachfrage ihre Position deutlich machten, nutzten andere ihre sozialen Netzwerke. Doch auch hier zeigen sich Unterschiede: So nutzt die Commerzbank beispielsweise die Story-Funktion auf Instagram, deren Inhalte nach 24 Stunden wieder gelöscht werden.
Der Chemiekonzern BASF hingegen veröffentlichte einen Beitrag, der auch nach Ablauf der 24 Stunden zu finden sein wird. Darin schreibt das Unternehmen: „Bei BASF gibt es keinen Platz für Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. Wir sind ein global agierendes Unternehmen, bei uns arbeiten Menschen unterschiedlichster Herkunft und verschiedener Kulturen in einem großen Team zusammen.“ Man sei besorgt über die gesellschaftliche Polarisierung und das Erstarken von rechtsextremem Gedankengut in Deutschland.
Dax-40-Konzerne halten sich bedeckt
Überraschend bedeckt verhalten sich jedoch die anderen Dax-40-Konzerne. In den vergangenen Tagen haben manche der Unternehmen erst auf Medienanfrage reagiert. Gegenüber dem SWR kommunizierte SAP, dass man für Vielfalt und Inklusion stehe. Diese Haltung fördere die Unternehmens-Innovationen, verbessere das Engagement bei Kunden und Mitarbeitenden und helfe den Geschäftserfolg sicherzustellen. Politischen Positionen, die diesen Ansatz in Frage stellen, erteile man eine Absage. Rechtsextreme Ansichten würden das internationale Ansehen Deutschlands schädigen, so SAP.
Ähnlich äußerten sich Daimler Truck, Mercedes-Benz und Audi. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte Bayer-Personalvorständin Heike Prinz: „Bayer verurteilt jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Diskriminierung einzelner Gruppen. Aus diesem Grund bieten wir der AfD keine Bühne für politische Äußerungen.“ Verwundern dürfte, dass der Pharma- und Agrarkonzern nicht eine Abgrenzung in seinen sozialen Netzwerken unternommen hat. Schließlich war AfD-Politiker Roland Hartwig – der ehemalige Referent von Alice Weidel und bei dem Potsdamer Geheimtreffen unter Rechtsradikalen involviert – von 1999 bis 2016 Spitzenmanager bei Bayer.
Edeka tritt mit Video für Vielfalt ein
Der Handelsriese Edeka hingegen veröffentlichte ein Video mit dem Hinweis „Wir lieben Vielfalt und stehen auf gegen rechts“. In dem kurzen Film sieht man, wie verwunderte Kunden durch einen Supermarkt mit fast leeren Regalen laufen. „Stellen Sie sich einen Supermarkt vor, in dem es nur deutsche Produkte gibt“, steht in einem eingeblendeten Text. Das Video wurde vor ein paar Jahren zum ersten Mal veröffentlicht.
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Etwas kürzer fasst sich die Kölner Brauerei zur Malzmühle. Der Hersteller von Mühlen Kölsch postete im Netz eine Werbeanzeige. Vor grünem Hintergrund und neben einer Kölsch-Flasche prangt der Slogan „Braun sind bei uns nur die Flaschen“.
Führende Ökonomen: Unternehmen sollten Farbe bekennen
Nicht nur in politischer, gesellschaftlicher und moralischer Hinsicht ist das Zeigen von Haltung gegenüber Rechtsextremismus und der AfD aktuell wichtiger denn je. So rufen führende Ökonomen die Wirtschaft auf, sich zu positionieren. „Die Vorstände in den Unternehmen müssen jetzt Farbe bekennen gegen rechts und ihren Beschäftigten vor Augen halten: Eure Jobs sind in Gefahr, wenn die AfD sich durchsetzt. In einigen Unternehmen herrscht leider die Attitüde, die Politik müsste das alleine richten. Das ist falsch, das müssen wir alle gemeinsam“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der Deutschen Presse-Agentur.
Auch der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, warnte vor dem weiteren Erstarken des Rechtsextremismus und negativen Folgen für die Unternehmen: „Demokratie und Marktwirtschaft entsprangen historisch denselben Wurzeln am Beginn der europäischen Moderne vor über 200 Jahren, auf Dauer können sie auch nur gemeinsam gedeihen.“
Der Wirtschaftsforscher lobte die große Beteiligung an den Demonstrationen gegen rechts. „Es ist ein gutes Zeichen, dass in den vergangenen Tagen so viele Menschen für Demokratie und Vielfalt auf die Straße gegangen sind.“ Darauf habe die Weimarer Republik nicht bauen können. „Wir brauchen Offenheit statt Abschottung – auch ökonomisch“, so Hüther. Nur offene Grenzen sicherten den Wohlstand.