So muss das Online-Marketing von morgen aussehen

Ob Technologietrends wie KI eher Gefahr oder Chance für das Online-Marketing sind, hängt davon ab, wie wir mit ihnen umgehen und uns heute für die Zukunft aufstellen.
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André Hehemann ist Co-Gründer und Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Suchhelden. Die Agentur betreut Marken wie Liebherr, DHL und Gizeh. (© Suchhelden, Montage: Katharina Höhner)

ChatGPT schreibt Website-Texte, Social-Media-Captions und Mailings im Handumdrehen.  Durch automatisierte E-Mail-Kampagnen lassen sich Mailings basierend auf dem Verhalten und den Präferenzen der Zielgruppe schnell und individuell anpassen. KI-generierte Bilder und Videos in Werbekampagnen oder Social-Postings sind häufig kaum noch von echten Aufnahmen zu unterscheiden. Moderne Technologien haben seit Anfang 2023 in der Marketingwelt vieles auf den Kopf gestellt. Das hat Auswirkungen auf unser Verständnis und unsere Anforderungen an Online-Marketing und Online-Marketing-Agenturen.

Ein Beispiel: In der Suchmaschinenoptimierung ist Content nach wie vor King. Durch KI wird es aber immer wichtiger, wirklich individuelle Texte mit echtem Mehrwert zu erstellen. Das allein garantiert jedoch kein gutes Google-Ranking mehr. Weitere SEO-Faktoren gewinnen an Bedeutung. Mit einem strategischen Backlink-Management kann der Google-Crawler zusätzlich von der Qualität des Contents überzeugt werden – und das wirkt sich positiv auf die Platzierung in der SERPs aus. Viel Content allein hilft in KI-Zeiten also nicht mehr bei der Sichtbarkeit in Suchmaschinen.

Wo werden noch Marketing-Expert*innen gebraucht?

In erster Linie unterstützen KI und Automation Marketer in ihrer täglichen Arbeit: Mit mehr Daten und automatisierten Abläufen hat sich ihre Handlungsfähigkeit enorm beschleunigt. Doch ersetzen können die Technologien Online-Marketing-Expert*innen (in naher Zukunft) nicht. Echte menschliche Expertise bleibt nicht nur gefragt, um die Technologien mit Aufträgen zu füttern, ihre Ergebnisse zu überwachen, zu interpretieren und in Maßnahmen zu überführen, sondern auch, weil strategisches Denken, Einschätzungen aktueller Marktlagen, Kontakt zu Kund*innen und menschliche Kreativität weiterhin Felder der Expert*innen bleiben.

Dennoch wird sich die Arbeit von Marketing-Expert*innen verändern. Das richtige „Bedienen“ der Technologien wird zu einer Kernkompetenz, der sich niemand mehr entziehen kann. Damit verbunden ist auch die Notwendigkeit einer gewissen Datenkompetenz, die es ermöglicht, mit den vielen Zahlen und Fakten effektiv arbeiten zu können. Zudem müssen künftig Trends und Entwicklungen noch engmaschiger im Auge behalten werden, um sein Unternehmen beziehungsweise Agenturkunden als First Mover zu platzieren und sich auf neueste Kundenbedürfnisse einzustellen.

Neben diesen Hard Skills werden aber auch Soft Skills in KI-Zeiten wichtiger. Während Tech vor allem Daten liefert und auch Inspirationsquelle ist, obliegt das Entwickeln von fesselnden Werbebotschaften, ansprechenden visuellen Designs und emotionalen Geschichten nach wie vor empathischen und kreativen Marketing-Expert*innen. Sie sind auch diejenigen, die den Austausch mit Kunden und Partnern leiten, Beziehungen aufbauen und eine runde Customer Journey gestalten.

Wie sollten sich Marketing und Agenturen in Zukunft aufstellen?

Marketing-Abteilungen und Agenturen sollten in das Training ihrer Mitarbeiter*innen investieren, um das Verständnis für KI-Technologien sowie Datenanalyse und -interpretation stets aktuell zu halten. Dabei spielt auch die Fähigkeit, aussagekräftige Erkenntnisse formulieren und in Strategien übersetzen zu können, eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wird Kreativität im Online-Marketing an Bedeutung gewinnen. Denn wenn Masse (beispielsweise Content mit ChatGPT) kein Problem mehr ist, wird Klasse also Qualität zum Zünglein an der Waage. Emotionale Verbindungen, die zu Conversions führen, können weiterhin nur von empathischen Wesen kreiert werden – mindestens indem diese Algorithmen und Künstliche Intelligenzen mit den richtigen Briefings anleiten.

Wenn Technologie große Teile des Daily Business übernimmt, wird außerdem der menschliche Kontakt wichtiger. Um die Kundenorientierung zu verstärken, sollten sich Unternehmen und Agenturen auf die Journey konzentrieren und ihre Marketingstrategien entsprechend ausrichten. Die Berücksichtigung von Kundenfeedback, die Bereitstellung personalisierter Inhalte und die Schaffung einer nahtlosen Kundenerfahrung über verschiedene Kanäle hinweg sind hier von entscheidender Bedeutung.

Letztlich weiß aber niemand, wie sehr KI und Automationen das Marketing in Zukunft noch verändern wird. Deswegen bleibt die wichtigste Fähigkeit von Marketingschaffenden und Marketing-Agenturen Agilität und Anpassungsfähigkeit sowie -willen. Nur, wenn man bereit ist, stets neue Technologien und Kommunikationskanäle zu erkunden, kann man sich im Wettbewerb vorn platzieren.