So bringt Teufel den Sound Berlins in die Welt  

Vom leisen Sterben deutscher Innenstädte ist immer wieder die Rede. Der Lautsprecher-Hersteller Teufel aus Berlin will schallend gegen diesen Trend vorgehen – mit Qualität und einer durchdachten Expansionsstrategie.
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Teufels Flagship-Store am Bahnhof Zoo in Berlin. (© Teufel)

Der Bahnhof Zoo ist ein Ort der Hektik. Menschen eilen vorbei, die Züge donnern in die Station, Reisende hetzen über die Bahnsteige, während sich die Geräusche der Stadt unaufhörlich vermischen. Hier herrscht der Puls der Großstadt, alles ist in Bewegung, niemand verweilt lange. Nur wenige Schritte entfernt, im Bikini Berlin, einer Concept Shopping Mall, öffnet sich eine andere Welt. Inmitten dieses beruhigenden, offenen Areals, fernab des Trubels des Bahnhofs, liegt der Teufel Flagship Store. 

Die Mall soll als eine Art grüne Oase einen bewussteren Einkaufsstil fördern. Tatsächlich ist es hier sehr viel ruhiger als im quirligen Bahnhofsviertel, ein weiter Blick auf den Berliner Zoo hilft beim Runterkommen. Teufels Laden selbst fügt sich elegant in die moderne Architektur des Bikini Berlin ein – großzügige Fensterfronten und klare Linien lassen den Blick von außen direkt auf die audiovisuellen Highlights des Stores fallen. Hier können die Kund*innen in aller Ruhe das tun, wofür der hektische Bahnhof keine Zeit lässt: bewusst Klang erleben. 

Teufel ist laut. Nicht nur akustisch, sondern auch durch seine Präsenz. Der Berliner Hersteller von Heimkino-Systemen, Lautsprechern und Kopfhörern will mit mehr Läden hierzulande und im europäischen Ausland mehr Kund*innen gewinnen. Dafür hat Teufel eine Expansionsstrategie entwickelt, mit der das Unternehmen gegen die großen Konkurrenten Bose, JBL und Beats Electronics antreten will.  

Wenn man von Teufel spricht 

„Unsere Expansionsstrategie ist keine bloße Flächenpolitik. Es geht nicht darum, einfach irgendwo präsent zu sein. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen“, erklärt Sven Kirchner, Director Retail bei Teufel. „Wir wissen, dass viele unserer potenziellen Kunden uns online vielleicht gesehen haben, aber das Vertrauen in eine Marke steigert sich natürlich, wenn man sie auch physisch erleben kann.“ 

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„Wir wählen unsere Märkte sehr bewusst aus“ – Sven Kirchner, Director Retail bei Teufel.

Teufel wurde 1980 in Berlin gegründet und begann als Hersteller von Lautsprecher-Bausätzen. Das Unternehmen hat sich seither zu einem der führenden Anbieter von Audioprodukten in Europa entwickelt. Ursprünglich auf Heimkinosysteme und Lautsprecher spezialisiert, bietet Teufel heute ein breites Spektrum an Bluetooth-Lautsprechern, Kopfhörern und Soundbars. Mit dem Fokus auf klangliche Präzision und innovative Technik hat sich Teufel vor allem als Online-Marke einen Namen gemacht. Dennoch setzt das Unternehmen mittlerweile verstärkt auf den stationären Handel, um den Kund*innen die Möglichkeit zu bieten, den Sound vor Ort zu erleben. 

Die Entscheidung, physische Stores zu eröffnen, ist in der heutigen Zeit mutig. Während viele Händler ihre Läden schließen und sich ganz dem Onlinegeschäft verschreiben, geht Teufel den umgekehrten Weg. Doch hinter dieser Entscheidung steckt eine klare Strategie. Teufel setzt auf das Konzept des „Offline-Cookies“ – der unbewusste Eindruck, den ein Store hinterlässt, wenn man daran vorbeiläuft. „Selbst wenn die Leute den Store nicht betreten, bleibt der Eindruck. Sie erinnern sich daran, wenn sie später online nach Audio-Produkten suchen und denken: ‚Ach ja, Teufel – die habe ich doch letztens in der Stadt gesehen‘. Wir haben mit dem Store quasi ein “Offline Cookie“ gesetzt.“ 

Klang erlebbar machen, online wie offline 

Doch braucht es überhaupt noch Stores in einer digitalen Welt? Kirchner ist sich dessen sicher, und erklärt seine Sicht mit einem simplen, aber überzeugenden Argument: „Guter Sound will erlebt werden. Du kannst den Klang eines Lautsprechers nicht einfach online bewerten. Daher haben wir auch ein verlängertes Rückgaberecht eingeführt, um dem Kunden die Zeit zu geben ihr Produkt zu Hause zu testen.” 

Die Teufel-Stores bieten genau das. Sie sind nicht nur Orte, an denen man Produkte kauft. Sie sind Erlebnisräume, in denen Klang in all seinen Facetten zur Schau gestellt wird. Der Store am Bahnhof Zoo ist ein Paradebeispiel dafür. „Wir haben spezielle Vorführräume, in denen Kunden unsere Heimkino-Systeme in realistischen Szenarien erleben können“, erklärt Kirchner. „Du kannst in einem perfekt isolierten Raum sitzen und das volle Potenzial der Lautsprecher spüren.“ 

Dieses Erlebnis lässt sich nicht mit einer Amazon-Bewertung oder einer Produktbeschreibung vergleichen. Es ist eine bewusste Entscheidung von Teufel, Klang nicht nur zu verkaufen, sondern ihn fühlbar zu machen. „Wenn die Leute den Unterschied hören, verstehen sie erst, warum unsere Produkte etwas Besonderes sind“, so Kirchner. 

Teufel geht bei der Expansion methodisch vor. Es geht nicht darum, möglichst schnell möglichst viele Stores zu eröffnen. Vielmehr setzt das Unternehmen auf gezielte Märkte. Niederlande, Polen und Frankreich stehen dabei aktuell im Fokus. „Wir wählen unsere Märkte sehr bewusst aus. Zuerst testen wir das Interesse durch unseren Webshop, dann durch Events oder Kooperationen wie in den Niederlanden“, erklärt Kirchner. „Wenn wir sehen, dass es funktioniert, ist der nächste logische Schritt ein Store.“ 

Das Vertrauen der Kund*innen gewinnen 

Die Eröffnung eines Stores hat dabei nicht nur den Zweck, direkt Umsatz zu generieren. Vielmehr dient er als Vertrauensanker für den Webshop. „Wir haben festgestellt, dass in Städten, in denen wir einen Store eröffnen, auch der Umsatz im Webshop steigt”, so Kirchner. “Die Menschen haben Vertrauen, weil sie wissen, dass sie bei Bedarf in den Laden gehen können.“ 

Diese Kombination aus Online- und Offline-Präsenz, aus digitalem Komfort und physischer Erfahrung, ist das Erfolgsrezept von Teufel. Es geht nicht nur um Lautsprecher – es geht um das Erleben von Klang. 

Teufel versteht sich selbst als „Love Brand“ – eine Marke, die ihre Kund*innen nicht nur durch Produkte überzeugt, sondern durch das Erlebnis, das sie bietet. „Unsere Kunden sind nicht nur Käufer. Sie sind Fans“, erklärt Kirchner stolz. Dieser enge Kontakt zur Kundschaft zeigt sich auch in der Art und Weise, wie Teufel seine Stores gestaltet. Es geht nicht nur um den Verkauf, sondern um die Frage: Was braucht der Kunde wirklich? 

„Oft wissen unsere Kunden gar nicht, was sie wirklich brauchen, bis sie es erleben“, erklärt einer der Berater im Store. „Das ist das Schöne an den Vorführungen. Manchmal kommen die Leute rein und denken, sie brauchen nur eine kleine Soundbar – aber dann hören sie unsere Heimkino-Systeme und ändern ihre Meinung.“ Die Stores böten eine Plattform für diese Art von Begegnung. Sie schaffen die Möglichkeit, Sound zu erleben, statt ihn nur zu kaufen. „Und genau das ist es, wie wir uns von unserer Konkurrenz unterscheiden wollen“, sagt Kirchner. 

Nachhaltigkeit als Kaufargument 

Teufel ist auf dem besten Weg, sich weiter international zu etablieren. Doch die Expansion ist nur ein Teil der Geschichte. Das Unternehmen setzt nicht nur auf neue Märkte, sondern auch auf neue Technologien und Nachhaltigkeit. Das Unternehmen setzt auf Langlebigkeit und bietet auf viele seiner Produkte eine Garantie von bis zu 12 Jahren, was darauf abzielt, dass Kunden nicht regelmäßig neue Geräte kaufen müssen.  

Auch Reparaturen und der Austausch defekter Komponenten wie Akkus sind fest im Service verankert. Dadurch trägt Teufel zur Reduktion von Elektroschrott bei. Zudem arbeitet das Unternehmen kontinuierlich daran, seine Produktionsprozesse effizienter zu gestalten, um die Umweltauswirkungen weiter zu minimieren, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. 

Auch die Kooperation mit Fender, dem legendären amerikanischen Gitarrenhersteller, soll neue Käuferschaften erschließen. Beide Marken stehen für Wurzeln im Sound-Design und scheinen sich gut zu ergänzen. Teufel liefert die präzise Audiotechnik, während Fender mit seinem musikalischen Erbe eine neue Zielgruppe eröffnet – jene, die Wert auf Qualität und Authentizität legen. 

Die Kooperation mit Fender ist jedoch nicht der erste Versuch, in den USA Fuß zu fassen. Der erste Schritt über den großen Teich liegt bereits einige Jahre zurück, der jedoch nicht so erfolgreich verlief. Zu ambitioniert waren die Pläne, zu komplex die lokalen Marktbedingungen. Doch es seien „wichtige Learnings“ gemacht worden, die Teufel nun in die neue Expansionsstrategie eingebracht habe. So stimmt die Marke ihren Weg in die Zukunft an: mutig, laut und im Takt der Zeit. 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.