Die neue Ads-API ermöglicht es Drittanbietern, Werbeflächen in der App zu erwerben. Wie Adweek berichtet, gehören zu den buchbaren Werbemöglichkeiten einzelne Plätze, ganze Kampagnen sowie so genannete „Ads Between Stories“: Nutzer bekommen zwischen den Snapchat-Stories ihrer Kontakte dann ebenfalls Werbe-Anzeigen ausgespielt.
Erste Werbekunden soll es laut Bericht bereits geben: Hollister, Procter & Gamble, Verizon und Warner Brothers. Zusätzlich seien weitere 20 Snapchat-Partner im Gespräch, die Zugang zu der Ads-API haben.
Einen Teil vom TV-Werbekuchen abgreifen
Snapchat hat laut Bloomberg mittlerweile mehr täglich aktive Nutzer als Twitter. Bei Jugendlichen hat es Facebook längst überholt. 2015 machte das Unternehmen 59 Millionen US-Dollar Umsatz. Mit den neuen Werbemöglichkeiten will das Unternehmen laut Adweek einen Teil der Werbebudgets abgreifen, die ansonsten im TV auf so genannte Millennials abzielen – und damit schon 2017 einen Umsatz zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Doller erwirtschaften. 2016 liegt das Ziel zwischen 250 und 350 Millionen Dollar.
Bisher verdient das Netzwerk sein Geld vor allem im Bereich „Discover“, in dem Medien-Unternehmen wie BuzzFeed, CNN, MTV, Mashable oder Vice ihre eigenen Schnipsel-Geschichten anbieten, Anzeigen schalten, an denen Snapchat prozentual mitverdient. Eine anderen Erlösquelle sind die Live Stories, die von Werbungtreibenden gesponsert werden können. Auch die US-Wahl hat Evan Spiegel bereits Werbedollars in die Kassen gespült: Bernie Sanders, Herausforderer von Hillary Clinton bei der demokratischen Präsidentschaftskandidatennominierung, buchte bei den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire etwa eine neuntägige Snapchat-Kampagne.
„Bitte, liebe Unternehmen, macht uns Snapchat nicht kaputt!“
Mit den neuen Möglichkeiten finden auch Unternehmen außerhalb des digitalen Kosmos‘ Zugang zur Snapchat-Welt. Jeder Werbetreibende, ob Snapchat-Nutzer oder nicht, kann damit in der App auftauchen. Der Werbedruck soll zwar niedrig bleiben und den Nutzer nicht überladen. Trotzdem dürfte diese Änderung Snapchat auf lange Sicht mit verändern. Schon jetzt gilt der Instant-Messanger längst nicht mehr als reine Teenie-App: 38 Prozent der Nutzer, so eine Comscore-Studie, seien mindestens 25 Jahre alt. Vor allem Journalisten und Kommunikationsabteilungen von Unternehmen entdecken die App und wollen sie zunehmend zu ihren Gunsten nutzen. Wer sich jung verhält, erreicht auch die junge Zielgruppe – oder?
Vielleicht wird es aber auch so enden, wie es ein junger Teilnehmer einer Digital Marketing-Konferenz neulich formulierte: „Bitte, liebe Unternehmen, macht uns Snapchat nicht kaputt! Uns interessieren eure Produkte nicht! Wir wollen einfach nur mit unseren Freunden schreiben.“ Sonst, so die Warnung, habe Snapchat bei jungen Nutzern bald ebenso ausgedient, wie Facebook.