Für die Studie „Baubranche aktuell“ hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PwC) Geschäftsführer sowie Experten von 30 führenden Unternehmen der deutschen Bauwirtschaft und Baustoffindustrie befragt. Demnach liegt die Marktdurchdringung von Smart Home derzeit lediglich bei durchschnittlich drei Prozent. Bis 2017 dürfte die Rate auf zehn Prozent und bis 2030 auf etwa 30 Prozent steigen.
Noch fehlen Übertragungsstandards
Smart Home beschreibt die Vernetzung von Haustechnik, Unterhaltungs- und Haushaltsgeräten – mit dem Ziel, die Wohn-und Lebensqualität, die Sicherheit sowie die Energieeffizienz zu erhöhen. In nahezu jedem Haushalt befindet sich eine Vielzahl elektronischer und technischer Geräte, welche bislang in der Regel autark arbeiten. Ein Smart Home vernetzt zum Beispiel Heizung, Jalousien, Licht, Sicherheitskameras und andere Geräte miteinander. Steuern lassen sie sich über ein Smartphone, ein Tablet oder eine Fernbedienung.
„Bislang ist der Markt für Smart Home nicht mehr als eine Nische“, sagt Ralph Niederdrenk, Partner bei PwC und Mitautor der Studie. Dies liege zum Beispiel an den noch fehlenden Übertragungsstandards und Schnittstellen sowie an den derzeit nur begrenzt attraktiven Anwendungsgebieten. „Doch in zwei bis fünf Jahren wird das Wachstum richtig Fahrt aufnehmen; und spätestens im Jahr 2030 wird Smart Home dann in einem reifen Markt angeboten“, so die Einschätzung Niederdrenks.
Starkes Wachstum im Wohnungsbau
Die Prognosen für Smart Home sind eingebettet in die zuversichtlichen Prognosen für den Markt für Wohnungsbau. Wie auch schon in der letztjährigen Umfrage wird der Wohnungsbau weiterhin als das wichtigste Wachstumssegment in Deutschland gesehen: Während die Wachstumserwartung im gewerblichen Baugeschäft mit 0,6 Prozent deutlich moderater ausfällt, ist der Trend im Wohnungsbau intakt mit einem überdurchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,1 Prozent in den Jahren 2014 bis 2017.
Als wesentliche Wachstumsfaktoren werden Gebäudetechnik und insbesondere das Thema Smart Home wahrgenommen. Für Smart Home sehen zudem nicht nur Unternehmen aus den Reihen der Initiatoren große Wachstumschancen, sondern auch Anbieter aus anderen Sektoren. Selbst Bauunternehmen, die keinerlei direkte Verbindung zu Smart Home haben, erwarten hier ein hohes Wachstum.
Branche muss konkreten Nutzen kommunizieren
Allerdings muss sich die Branche noch einigen Herausforderungen stellen. „Um das große Potenzial von Smart Home zu heben, sollte die Branche dringend Standards definieren. Solange dies nicht geschehen ist, werden viele Endanwender den Kauf noch hinauszögern“, sagt Niederdrenk. Außerdem müsse die Branche kurzfristig den konkreten Nutzen besser hervorheben und attraktive Anwendungsfelder aufzeigen, da Endkunden Innovationen in der Regel nur begrenzt Aufmerksamkeit schenken. Der Studienautor ergänzt: „Um die Marktdurchdringung deutlich zu steigern, werden nicht zuletzt die Preise für Smart Home sinken müssen.“ Aktuell können Smart-Home-Systemlösungen für ein Einfamilienhaus je nach Umfang 5.000 bis 10.000 Euro und mehr kosten. Als Faustregel sprechen Experten von circa 1.ooo Euro pro Zimmer.
Die höchste Relevanz hat Smart Home im Neubausegment, aber auch im Bereich Renovierung und Sanierung wird deutliches Wachstum erwartet. Die Studienteilnehmer erwarten im Segment Neubau mit 5,3 Prozent durchschnittlicher jährlicher Wachstumsrate in den Jahren 2014 bis 2017 ein hohes Wachstum. Der Bereich Renovierung/Sanierung weist in diesem Zeitraum mit 4,1 Prozent Wachstum zwar ein niedrigeres Niveau aus, wächst aber noch immer sehr deutlich.
Digitale Vorreiter haben Smart Home auf der Agenda
Derzeit versuchen viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen, sich Marktanteile bei Smart Home zu sichern. Dabei räumen die befragten Unternehmen den Gebäudetechnikherstellern die größten Chancen ein, das Thema langfristig erfolgreich zu besetzen. Doch bereits auf Platz zwei und drei der Umfrage tauchen Unterhaltungselektronikhersteller und Internetspezialisten wie Apple oder Google auf, die ursprünglich nichts mit Gebäudetechnik zu tun hatten.