Sixt nutzt Schwäche der Konkurrenz und expandiert

Der Autovermieter Sixt wartet sehnlichst auf die Rückkehr der Geschäftsreisen und Touristen an die Flughäfen. Im Moment schreibt das Unternehmen coronabedingt zwar rote Zahlen – kauft aber in den USA Airport-Stationen von einem insolventen Wettbewerber. Firmenchef Erich Sixt erwartet steigende Mietpreise.
Das wichtige Geschäft an den Flughäfen ist für Sixt im zweiten Quartal fast komplett ausgefallen. (© Imago)

Deutschlands größter Autovermieter Sixt hat im ersten Halbjahr 123 Millionen Euro Verlust vor Steuern gemacht, aber die Corona-Krise besser überstanden als die Konkurrenz. Sixt nutzte sogar die Gunst der Stunde und kaufte in den USA zum Schnäppchenpreis zehn Flughafen-Stationen von dem insolventen Autovermieter Advantage Rent a Car. Diese zehn Standorte – darunter New York, Houston und Las Vegas – seien mit 3,4 Milliarden US-Dollar Marktvolumen eine halbe Milliarde größer als der gesamte deutsche Mietwagenmarkt, sagte Vorstandschef Erich Sixt am Donnerstag.

Zwischen April und Juni sei das Geschäft an den großen Flughäfen – mit dem Sixt normalerweise 40 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet – praktisch null gewesen, und auch jetzt „ist es noch ziemlich traurig“, sagte der Konzernchef. Aber es werde irgendwann zurückkommen. An Urlaubszielen wie Mallorca, Côte d’Azur und Sardinien seien die Mietwagen im Moment fast ausgebucht, Sixt habe die Preise dort erhöht. Auch in den Stadtbüros in Deutschland und den USA nähere sich die Nachfrage teilweise dem Vorjahresniveau.

Flotte deutlich verkleinert

Trotzdem hat Sixt seine Jahresprognose Anfang August kassiert und will auch keine neue wagen. Er hätte eine schnellere Erholung an den Flughäfen erwartet, aber die Entwicklung „ist einfach nicht mehr berechenbar“, sagte Erich Sixt und verwies auf die jüngsten Reisewarnungen für Teile Spaniens. Mit Kurzarbeit sparte Sixt im zweiten Quartal 40 Prozent der Personalkosten. Die Vermietflotte wurde stark verkleinert, die Flottenkosten im zweiten Quartal wurden sogar halbiert, wie Finanzvorstand Jörg Bremer sagte.

Im ersten Halbjahr brach der Umsatz um 37 Prozent auf 717 Millionen Euro ein. Das Unternehmen verbuchte einen Verlust von 123 Millionen Euro vor Steuern, nach einem Vorsteuergewinn von 113 Millionen Euro im ersten Halbjahr des Vorjahres. „Ein verheerendes Ergebnis. Aber es hätte noch viel schlimmer kommen können, wie man an unseren Wettbewerbern sehen kann“, sagte Sixt.

Noch schlechtere Zahlen bei der Konkurrenz

Hertz meldete in den USA Insolvenz an und arbeitet unter Gläubigerschutz weiter. Avis-Budget und Europcar verkleinerten ihre Flotten noch stärker als Sixt, ihre Umsätze brachen um mehr als 40 Prozent ein und sie machten noch höhere Verluste: Avis-Budget wies für das erste Halbjahr ein Minus von 639 Millionen Dollar aus, Europcar 286 Millionen Euro Verlust.

Die schlechte Nachricht für Automieter: „Die Mietpreise werden sich durch die Lage der Wettbewerber erhöhen“, sagte Erich Sixt. Im Gegensatz zu den Konkurrenten sei Sixt „grundsolide finanziert“, mit einer Eigenkapitalquote von 24 Prozent, Barreserven von 800 Millionen Euro und einem nicht in Anspruch genommenen KfW-Kredit von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Damit könne die Autovermietung durchstarten, sobald die Nachfrage wieder anspringt. Wesentlich sei, wann Geschäftsreisende und Touristen wieder fliegen.

tht/dpa