Von Linda Gondorf und Sarah Hölting
Wir zeigen Ihnen mit einer kurzen Anleitung, wie Sie ihre Einstellungen für Werbeanzeigen in dem sozialen Netzwerk ändern und somit die eigenen Daten schützen können. Erst einmal müssen wir dafür zu den Einstellungen.
Hier gibt es links eine Leiste mit dem Begriff „Werbeanzeigen“ – diese Seite sieht übrigens erst seit Mitte 2017 so aufgeräumt aus. Schnell findet man sich in den einzelnen Reitern zurecht – und ist erschreckt darüber, was Facebook alles weiß.
Jede einzelne gelikte Seite, jede Fanpage, alle Hobbys, Reisen oder Onlineeinkäufe: Unter dem Reiter „Deine Interessen“, wird schnell deutlich, was man als User in den vergangenen Jahren an Daten freigegeben hat. Durch die Änderung der Werbeanzeigen-Einstellungen kann man aber selbst beeinflussen, welche Werbeanzeigen gezeigt werden und welche nicht.
Dann schauen wir uns doch einmal an, wie viele Interessensgebiete wir freiwillig zur Verfügung gestellt haben:
Was die Autoren bei Facebook über sich selbst lernten
Spaß bringt das Durchscrollen der mit einem Herzchen versehenen Kategorie „Deine Interessen“. Allein in der „Deine Interessen“-Liste wimmelt es nur so von Seiten, die man mal angesehen, geliked oder von denen man Werbeanzeigen ausgespielt bekommen hat. Bei mir (Sarah) tauchen allerlei Interessen auf, von denen ich noch gar nicht wusste, dass ich daran interessiert bin, wie zum Beispiel „Maschenbindung“, „Blutsbrüderschaft“ oder „Landfläche“.
Auch vor offenkundigen Widersprüchen macht Facebook keinen Halt. So scheine ich einerseits auf der Suche nach einem Mann zu sein (alleinstehend), habe aber anderseits schon einen „Husband“ und erwärme mich für Themen wie Hochzeit und sogar Schwangerschaft. Lässt sich daraus schließen, dass ich ein verzweifelter Single bin, der sich im Netz unerfüllten Träumen hingibt? Oder ist das Social Network hier einfach noch nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge? Gut, dass ich es besser weiß …
Facebook fügt Profile zu einzelnen Kategorien hinzu
Und Facebook setzt noch einen oben drauf und beschreibt, wer man ist: „Die Kategorien in diesem Bereich helfen den Werbetreibenden dabei, die Personen zu erreichen, die sich am ehesten für ihre Produkte, Dienstleistungen und Zwecke interessieren. Wir haben dich basierend auf den Informationen, die du auf Facebook bereitgestellt hast sowie weiteren Aktivitäten zu diesen Kategorien hinzugefügt“, schreibt Facebook.
Schaue ich (Linda) mir das einmal genauer an, wird es ganz schön absurd. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass mein eigenes Profil gut geschützt ist. Und dann das: Klicke ich unter „Deine Informationen“ die Kategorien an, kriege ich ein genaues Bild von meiner Lage: Ich lebe nicht mehr in meiner Heimatstadt und habe hier in Hamburg auch keine Familie. Ich reise gerne und viel und ich benutze ein Huawei-Handy, mit vielen verschiedenen neuesten Apps. Neue Technologien faszinieren mich (Ich bin also laut Beschreibung eine „Person, die neue Technologien tendenziell früher als andere verwendet“) und ich halte mich meist beruflich bei Chrome auf. Dazu besitze ich einige Freunde, die im Ausland leben. Kommt hin, da ich mein Studium in Wien absolviert habe. Und ich interagiere viel und gerne mit Marken und bin anfällig für den „Call-to-Action“-Button. Diesen habe ich meiner Meinung nach noch nie benutzt, aber Facebook wird es wohl besser wissen. Erschreckend, wie viel Zeit man nun aufwenden muss, um all diese Einstellung wieder loszuwerden.
Unser Fazit
Zuerst einmal: Hut ab für die schön aufgeräumte Darstellung und die großen Buttons, mit denen sich alle Optionen der Datenweitergabe leicht ausschalten lassen. Schade nur, dass man die Neuerungen aus dem Frühjahr 2017 erst so spät wahrgenommen hat. Wer klickt schon regelmäßig auf seine Einstellungen und prüft, ob diese nun transparenter sind? Von uns zumindest keiner. Schön wäre gewesen, wenn Facebook die Optimierung seiner Werbeanzeigen-Einstellungen etwas offensiver beworben hätte, beispielsweise mit einem Banner auf der Timeline oder Ähnlichem.
Niedlich finden wir „So funktioniert Werbung auf Facebook“, quasi eine Erklärseite für Dummies, auf der gezeigt wird, warum uns bestimmte Werbeanzeigen angezeigt werden. Es wird sogar erwähnt, was mit Informationen wie der Telefonnummer passiert, sofern ich diese mit einem Unternehmen geteilt habe. Diese Informationen werden zu einer Kundenliste hinzugefügt, die an das Facebook-Profil gekopppelt werden kann. Quellen für diese Art von Informationen beinhalten zum Beispiel Treueprogramme wie Kundenkarten oder Einkäufe im Einzelhandel. Wie man aus den Kundenlisten wieder herauskommt, verrät Facebook allerdings nicht.
Insgesamt sind wir zugegebenermaßen etwas überrascht, was für eine schiere Menge an Interessen Facebook offenbar über Jahre über uns gesammelt hat. Und letztlich auch darüber, wie schludrig wir mit unseren eigenen Daten umgegangen sind.