Es sei gegenwärtig offen, ob die erneute rot-grüne Regierungskoalition zur Markt-Regulierungswirtschaft umschwenke. „Die Gefühle der Werbebranche sind nach diesem Wahlergebnis deshalb gemischt“, so ein Sprecher des Dachverbandes in Berlin.
Die Hoffnungen der im ZAW zusammengeschlossenen 40 Organisationen der werbenden Firmen, der Werbung verbreitenden Medien sowie der Werbeagenturen liegen auf Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er habe sich immer wieder dafür ausgesprochen, dass freie Marktkommunikation für legal hergestellte und vertriebene Produkte im Rahmen der staatlichen und selbstdisziplinären Ordnung möglich sein müsse.
Die Politik der Bundesregierung sei aber durch die weit vorangeschrittene Integration der Wirtschaft im europäischen Binnenmarkt nur zum Teil wesentlich für die Konjunktur im nationalen Werbemarkt. „Entscheidend ist die Werbepolitik der Europäischen Union, die zu rund 80 Prozent das Geschehen prägt“, so der ZAW. Hier seien die Sorgen der deutschen Werbewirtschaft sehr groß. Bedroht werde von Brüssel aus nicht nur Werbung für einzelne Produktbereiche wie alkoholische Getränke, Tabakwaren, Automobile oder Lebensmittel.
Auch generell drifte die EU-Kommission immer stärker zur Werbefeindlichkeit im Rahmen einer Verbraucherpolitik ab, die sich am lebensfremden und nicht am lebenskompetenten Konsumenten orientiere. Den Binnenmarkt behindernde nationale Werbeverbote wolle Brüssel nicht abbauen, sondern zur europäischen Norm erheben. Um diese Entwicklung zu stoppen, brauche Deutschland bei der bevorstehenden Erweiterung der Europäischen Union mehr denn je starke Verbündete unter den Mitgliedstaaten.