Mar Navajas Garcia und Nathalie Richter haben das Label „Terrorists of Beauty“ im Jahr 2018 in Hamburg gegründet. Die beiden Frauen waren schockiert davon, wie viel Plastikmüll pro Jahr allein durch die tägliche Beauty- und Pflegeroutine entsteht. Weil umweltfreundliche Alternativen sie nicht überzeugen konnten, begannen sie kurzerhand selbst damit, plastikfreie, vegane Unisex-Seifen für Haare, Körper und Gesicht herzustellen.
Als sie schließlich mit ihrem Online-Shop an den Start gingen, ahnten sie nicht, welche Erfolgsgeschichte sie schon bald schreiben würden. Heute, vier Jahr später, sind ihre Produkte deutschlandweit auch in Eco-Concept-Stores, Apotheken und Drogerien erhältlich. Am ursprünglichen Ziel von „Terrorists of Beauty“ hat der Erfolg jedoch nichts verändert: „Wir kämpfen gegen die Idee, dass Schönheit viel braucht, wir bringen eine ganze Industrie dazu, sich zu verändern: natürlich zu werden, pur, ehrlich, menschlich, nachhaltig, schön. Unsere einzigen Waffen: 5 Blockseifen“, heißt es auf der Website. Unterstützt wird der Kampf der beiden Gründerinnen allerdings noch von etwas anderem: jeder Menge Provokation.
Das Wort „Terrorist“ im Markennamen mögen viele als unangebracht und irritierend, andere hingegen als mutig empfinden. Den Gründerinnen ging es dabei vorrangig um eins: „Wir wollten ein Ausrufezeichen setzen“, erklärt Nathalie im NDR-Podcast „Info Perspektiven“. Ihnen sei es wichtig gewesen, die Message nach draußen zu senden, dass sich etwas verändern müsse – und zwar sowohl im Konsum als auch in der Auffassung, wie man sich zu pflegen habe. „Das wäre mit Herzchen und ‚wir haben uns alle lieb‘ nicht zu schaffen gewesen.“
Radikal natürlich handeln
„Radikal natürlich handeln“ ist die Devise von „Terrorists of Beauty“. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „Anti-Marke“ – und das machen die Gründerinnen auch immer wieder durch äußerst provokative Kampagnen deutlich.
So wurden im Jahr 2019 nicht nur Hamburg, sondern auch diverse Festivals mit Plakaten geflutet, auf denen zu lesen war: „Wanted: Naked Terrorists. Our planet is looking for people who dare to change.“ Die Aufforderung war spätestens nach dem zweiten Blick klar: Dem Label auf Instagram folgen, sich mit der Botschaft vertraut machen – und letztendlich mit den Produkten von „Terrorists of Beauty“ etwas verändern.
Authentisch werden solch drastische Aufrufe unter anderem deshalb, weil sich auch die Gründerinnen selbst nicht davor scheuen, als – im wahrsten Sinne – Vorbilder voranzugehen. Auf den Visitenkarten sowie der Website sind die beiden (fast) ungeschminkt und mit nackten Schultern zu sehen.
100 Prozent plastikfrei und natürlich
Wie ernst es ihnen mit ihrer Botschaft ist, zeigt sich in den Kampagnen und den sozialen Netzwerken, doch allen voran in ihren Produkten: Die Seifen von „Terrorists Of Beauty“ sind 100 Prozent natürlich, plastikfrei, palmölfrei, vegan und unisex. Sie werden in Deutschland hergestellt, in einer Werkstatt der Stiftung Mensch verpackt und CO2-neutral verschickt. Die Verpackung besteht aus FSC-zertifizierter Pappe die klimaneutral bedruckt wird.
Das übersichtliche und minimalistische Sortiment (neu dabei ist nachfüllbares Deo) soll alle Haut- und Haarprobleme deckeln können. Wobei der Übergang zu den Produkten von Mar und Nathalie für Kund*innen zunächst schwierig sein kann, wie die Gründerinnen selbst einräumen. Auf der Homepage gibt es daher Tutorials, die den Einstieg in die Produkte erleichtern.
Denn: Die Haare müssen sich erst daran gewöhnen, ohne die gewohnte Chemie auszukommen. Die ersten Wochen kann das Ergebnis „nicht so besonders schön“ sein, weil die Haare beispielsweise mehr fetten, bis sie eine neue Balance gefunden haben. Doch das ist ein weiterer Aspekt, warum die Marke funktioniert. Sie ist nicht nur gnadenlos fordernd und absolut natürlich – sondern auch radikal ehrlich.