Seitenhiebe von Evan Spiegel gegen Facebook: „Ihnen geht es darum, dass Menschen online miteinander um Aufmerksamkeit konkurrieren“

Auf der jährlich stattfindenden Code Conference stellte sich Snapchat-Gründer Evan Spiegel den Fragen der Recode-Mitgründerin Kara Swisher. So nutzte er die Bühne, um gegen die Konkurrenz von Facebook auszuteilen. Vor allem ging es um das Kopieren von Diensten und um die Datenschutz-Grundverordnung. Hier solle er sich doch ein Beispiel an Snapchats innovativen Funktionen nehmen und sich gerne einiges bei seinem Dienst abschauen.

“Bitte danken Sie Ihrem Sohn dafür, dass er den Dienst nutzt”, antwortete Spiegel, nachdem Swisher zu Beginn des Gesprächs erzählt hat, dass ihr Sohn bei Snapchat sei, das Redesign der Messenger-App aber schrecklich finde. Der Dank ist wohl angebracht, da viele Nutzer so gar nicht mit der neuen Optik zufrieden zu sein scheinen.

Deutliche Anspielungen auf Facebook

Aber der Snapchat-Chef nutzte die Konferenz nicht nur, um sich zu bedanken, sondern um auch auszuteilen. Und dabei hat er nicht gespart: “Das beste Gefühl, dass man als Designer haben kann, ist, wenn man etwas designt, das so simpel und so elegant ist, die anderen nichts anderes tun können, als es zu kopieren”, sagte Spiegel, der selbst gelernter Produktdesigner ist. Eine deutliche Anspielung auf Facebook, auch wenn er den Namen des Unternehmens nicht ein einziges Mal während des Gespräches in den Mund nahm.

Und so waren auch weitere Bemerkungen als Seitenhiebe zu verstehen. Er redete zum Beispiel darüber, dass Snapchat keine „Gefällt mir“-Buttons besitzt, und er sich selbst dafür einsetze, Snapchat zu einer Kommunikationsplattform zu machen, mehr als eine Broadcast-Plattform – es soll ein Ort für enge Freunde sein. Das unterscheidet sich Snap von Facebooks sozialem Netzwerkformat, argumentiert Spiegel. „Im Grunde genommen fällt es ihnen wirklich schwer, die DNA ihres Unternehmens zu verändern“´“, fügte Spiegel an. „Bei der DNA ihres Unternehmens geht es darum, dass Menschen online miteinander um Aufmerksamkeit konkurrieren.“ Auch eine weitere Spitzfindigkeit in Richtung Facebook konnte sich Spiegel nicht verkneifen: „Wir fänden es noch besser, wenn sie auch mal unsere Datenschutz-Praktiken kopieren würden.“

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Facebooks Chief Security Officer Alex Stamos konterte den Vorschlag damit, dass Snapchats Versprechen, dass die Fotos und Videos nach dem Anschauen verschwinden, zu sogenannten Rachepornos geführt hätten. Dabei bezog er sich auf einen mehrere Jahre alten Fall, bei dem es einem Angreifer gelungen war, über die Programmierschnittstelle private Bilder, die nach dem Ansehen eigentlich gelöscht werden sollten, zu speichern und zu veröffentlichen. “Also nein, ich glaube nicht, dass es ein eleganter Zug wäre, Snapchat zu kopieren”, schrieb Stamos bei Twitter.

Spiegel macht Instagram keine Sorgen

Weiter betonte Spiegel im Gespräch, dass es keine russische Manipulation bei Snapchat gab und erklärte, dass er Regulierungen wie durch die DSGVO im Grunde sinnvoll finde.

Dass Instagram in großen Umfang das Story-Format von Snapchat kopiert hat, macht Spiegel dem Anschein nach wenig Sorgen. “Wenn Menschen realisieren, dass das Kämpfen um Likes und Aufmerksamkeit nicht erfreulich ist, dann werden sie nach Alternativen suchen.” Bei Snapchat wolle man auf die enge Beziehungen mit Freunden setzen.

(lk)