Die Konjunkturerwartung der Deutschen verliert in diesem Monat – nach dem Minus von knapp neun Zählern im September – noch einmal elf Punkte. Sie steht derzeit bei minus 6,2 Punkten. Ein niedrigerer Wert wurde laut GfK zuletzt im August 2009 gemessen. Gegenüber dem Vorjahr beträgt der Rückgang rund 62 Punkte. Diesen Konjunkturpessimismus führen die Marktforscher auf die langwierigen Diskussionen um eine Lösung der internationalen Schuldenkrise zurück. Eine Reihe europäischer Staaten befinde sich bereits in der Rezession oder stehe unmittelbar davor. Die strikten Sparprogramme zur Konsolidierung der Haushalte beeinträchtigten künftig die Exportentwicklung Deutschlands. Die GfK verweist auf weitere Studien: In ihrem Herbstgutachten gehen die Wirtschaftsforschungsinstitute davon aus, dass sich die Wachstumsdynamik im kommenden Jahr mit einem realen Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,8 Prozent deutlich verringern wird (nach 2,9 Prozent in diesem Jahr). Nach deren Einschätzung könne jedoch eine Rezession in Deutschland vermieden werden. Auch die Unternehmen sehen nicht mehr so optimistisch in die Zukunft, wie der Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober zeigt.
Den ständig steigenden Konjunkturängsten zum Trotz kann die Einkommenserwartung der Deutschen im Oktober aber leicht zulegen. Der Indikator verzeichnet ein Plus von 1,4 Punkten. Mit nun 36,5 Zählern liegt er damit in etwa auf Vorjahresniveau. Eine gute Arbeitsmarktlage sowie spürbare Einkommenszuwächse der Beschäftigten sorgten derzeit für ausgezeichnete Rahmenbedingungen, um den Einkommensindikator auf hohem Niveau zu stabilisieren. Nach den aktuellen Prognosen im Herbstgutachten der Forschungsinstitute solle sich der Beschäftigungsaufbau – wenn auch etwas weniger dynamisch – im kommenden Jahr fortsetzen. Die Anschaffungsneigung kann nach moderaten Verlusten im Vormonat wieder leicht zulegen. Der Indikator weist 31,2 Zähler auf, er liegt 1,5 Punkte über dem Wert im September und knapp neun Punkte über dem Vorjahresniveau. Neben den leicht gestiegenen Einkommensaussichten dürfte auch die gegenwärtige Schuldenkrise die Konsumneigung stützen. Das Vertrauen der Konsumenten in die Finanzmärkte sei erschüttert, sie sparten weniger und tendierten eher dazu, das Geld in werthaltige Anschaffungen wie Immobilien oder längerlebige Gebrauchsgüter zu investieren.
Der leicht gestiegene Gesamtindikator zeigt nach Ansicht der GfK, dass die Binnenkonjunktur ihren Ruf als wichtige Säule der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland festigt. Die Exporte, die bislang die wichtigste Größe für das Wachstum in Deutschland darstellten, würden sich in den kommenden Monaten spürbar abschwächen. Damit werde es umso wichtiger, dass der Konsum seiner stabilisierenden Rolle gerecht wird. Angesichts der guten Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung sei dies ein durchaus realistisches Szenario. Es setze allerdings voraus, dass die Bürger wieder mehr Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger gewinnen und dass die anstehenden Probleme nachhaltig gelöst werden könnten.