Schuldenfalle Online-Shopping: Immer mehr Deutsche geraten ins Minus

Immer mehr Deutsche verschulden sich durch Online-Shopping. Besonders junge Menschen und Frauen sind von der Schuldenfalle im Netz betroffen.
Schulden durch die Nutzung von Bezahldiensten wie Paypal werden größer
Das Prinzip "Buy now, pay later" bieten Bezahldienste wie Paypal an. (© Imago)

Menschen in Deutschland verschulden sich zunehmend auch bei Online-Händlern. Wie aktuelle Auswertungen der Schuldnerberatungsstellen und Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, geraten immer mehr Menschen durch die scheinbar unkomplizierte Bestellung im Netz in finanzielle Schieflage. Allein im letzten Jahr standen 30 Prozent der überschuldeten und hilfesuchenden Personen bei einem oder mehreren Online-Händlern in der Kreide.

Während dieser Schuldenstand bei Online-Händlern vor fünf Jahren im Durchschnitt bei etwa 527 Euro lag, zeichnet sich heute ein steigender Trend ab. Die Bequemlichkeit und die wachsende Zahl von Zahlungsoptionen haben dazu geführt, dass viele den Überblick über ihre Finanzen verlieren. In absoluten Zahlen scheint die Verschuldung durch Online-Einkäufe vermeintlich moderat: Mit durchschnittlich 650 Euro macht sie 2023 nur rund 2 Prozent der gesamten Schuldenlast der Betroffenen aus, die im Durchschnitt bei über 31.500 Euro liegt. Dennoch gibt der Trend Anlass zur Sorge, denn der Anteil der bei Online-Händlern verschuldeten Personen ist seit 2018 um etwa 15 Prozent gestiegen.

Online-Schulden: Junge Menschen und Frauen besonders betroffen

Die Statistiken werfen auch ein Schlaglicht auf die demografischen Unterschiede bei der Verschuldung. Unter den fast 595.000 Menschen, die im letzten Jahr Schuldnerberatungsstellen aufsuchten, haben Frauen und jüngere Menschen durchschnittlich häufiger Schulden bei Online-Händlern als Männer und ältere Zielgruppen. Demnach waren 37 Prozent der Frauen, die in die Beratungsstellen kamen, auch im Internet verschuldet, während dies nur bei 23 Prozent der Männer der Fall war. Interessant ist zudem, dass Frauen im Durchschnitt mit 847 Euro bei Online-Händlern verschuldet sind, während Männer 477 Euro an ausstehenden Zahlungen verzeichnen.

Noch deutlicher fällt die Tendenz bei der Altersverteilung aus: Junge Erwachsene zwischen 20 und 24 Jahren stehen besonders häufig bei Online-Händlern in der Kreide – fast 40 Prozent in dieser Altersgruppe haben Schulden aufgrund ihrer E-Käufe. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus geringerem Einkommen, Konsumdruck und wenig Erfahrung im Umgang mit Krediten und Zahlungsverpflichtungen dazu beiträgt.

“Buy Now, Pay Later”: Ein riskantes Spiel

Der Boom im Online-Handel wird zudem durch immer neue, verführerische Zahlungsmethoden befeuert, die Verbraucher oft dazu animieren, auch ohne finanziellen Spielraum zu konsumieren. „Buy Now, Pay Later“ (BNPL), also „Jetzt kaufen, später zahlen“, heißt die viel genutzte Methode. Anbieter wie Klarna, PayPal und andere erlauben es Kunden, Produkte sofort zu bestellen und erst Wochen oder Monate später zu bezahlen. Dies kann kurzfristig verlockend wirken, birgt jedoch das Risiko, sich zu verschulden, wenn die Übersicht verloren geht. Hinzu kommt, dass bei Nachzahlungen spätere Kosten wie Zinsen den zu begleichenden Betrag erhöhen können.

Die Europische Union hat auf den Trend von Schulden durch Online-Shopping reagiert und sieht strengere Regulierungen für BNPL-Dienste vor. Künftig sollen bei sämtlichen Krediten – auch unterhalb der 200-Euro-Grenze – Bonitätsprüfungen Pflicht sein. Zudem wird erwogen, die Werbung für solche Angebote stärker zu regulieren, um eine allzu aggressive Vermarktung zu bremsen.

Schulden durch Online-Shopping: Prävention ist wichtig

Eine Herausforderung bleibt allerdings die Prävention. Schuldnerberatungsstellen und Verbraucherschutzorganisationen sehen eine dringende Notwendigkeit, die finanzielle Bildung zu verbessern, besonders unter jungen Menschen. Frühzeitige Aufklärung über die Risiken von Ratenkaufmodellen und verzögerten Zahlungen könnte helfen, viele der jetzt betroffenen Verbraucherinnen und Verbraucher vor Schuldenfallen zu bewahren.

Das Phänomen der Online-Verschuldung spiegelt den allgemeinen Wandel in der Konsumlandschaft wider: Das Internet macht es leichter denn je, Dinge zu kaufen, die wir nicht unbedingt brauchen – und oft, ohne den finanziellen Überblick zu behalten. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, in denen die Lebenshaltungskosten steigen und das verfügbare Einkommen vieler Haushalte schrumpft, wird es entscheidend sein, verantwortungsbewusstes Konsumverhalten zu fördern. Ob regulatorische Maßnahmen allein reichen, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird auch sein, wie schnell Verbraucher – insbesondere die jüngere Generation – sich über die Fallstricke informieren und ihre Finanzen langfristig im Griff behalten können.

Mit Material der dpa

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.