Zwei bis maximal vier Werktage benötigt Zalando durchschnittlich, um Kleider, Hosen oder Schuhe an die Haustür zu liefern. Viel zu lang, findet das Berliner Unternehmen. Denn die von Amazon verwöhnten Kunden werden immer ungeduldiger, sie wollen, dass ihre Produkte sofort ankommen.
Stationäre Händler als lokale Warenlager
Deswegen will Zalando seine Lieferzeiten jetzt noch einmal deutlich verkürzen und dafür seine Kooperation mit dem stationären Handel massiv ausbauen. Das erklärt Carsten Keller, VP Direct to Consumer von Zalando, im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Wir werden bis Ende des Jahres über 600 stationäre Läden an unsere Plattform anbinden“, sagt Keller. Damit würde sich die Zahl der kooperierenden Läden verdreifachen.
Über diese Zusammenarbeit kann Zalando die Warenbestände der Partner nutzen und so schneller ausliefern. Das Konzept dahinter bezeichnen die Berliner als „connected retail“: Die Händler vor Ort werden quasi zum Lieferanten für Zalando, und zwar immer dann, wenn sie eine Bestellung in der gewünschten Größe eines Kunden vorrätig haben. Ob eines ihrer Produkte angefragt wird, sehen die Händler über eine App von Zalando. Entscheiden sie sich dafür, die Ware an den Kunden auszuliefern, übergeben sie diese an DHL oder einen lokalen Kurier, der für Zalando arbeitet. Sie kassieren den Preis für die Ware und zahlen eine eine Provision für die Vermittlung an Zalando.
Ausbau von „connected retail“ für 2019 geplant
Das erweiterte Netz soll nur der Anfang sein: „In der zweiten Hälfte kommenden Jahres wollen wir mit den stationären Händlern Dienste wie Click & Collect oder Return to Store anbieten“, so Keller gegenüber dem Handelsblatt. Dann könnten die Kunden ihre Bestellungen einfach in den Läden der Händler vor Ort abholen oder zurückgeben.
„Logistik ist eine wichtige Säule“
In deutschen Metropolregionen wie Hamburg, Köln oder München ist die die Same Day- sowie Next Day-Zustellung bereits bei vielen Produkten möglich. Hierfür arbeitet Zalando mit „lokalen Helden“ zusammen, die auf die Last Mile-Zustellung spezialisiert sind, wie unter anderem Liefery. „Neben Mode und Technologie ist die Logistik eine wichtige Säule von Zalando. Unsere Kunden wollen nicht nur ihr Paket so schnell wie möglich erhalten, sondern wünschen sich auch einen komfortablen und zuverlässigen Service bei Lieferung und Rückgabe. In diesem Zusammenhang sehen wir Logistikdienstleistungen als einen der wichtigsten Treiber für die Kundenzufriedenheit. Zalando ist ständig auf der Suche nach neuen und innovativen Liefer- und Retourenservices wie Lieferung am selben Tag und kurze Zeitfenster für Retourenabholung“, sagt Pressesprecherin Linda Hübner gegenüber absatzwirtschaft.
Zwei Roboter in Warenlagern unterwegs
Aktuell testet Zalando außerdem den Einsatz von Robotern in seinem Logistikzentrum in Erfurt. Die beiden Kommissionier-Roboter namens Toru stammen vom Münchner Start-up Magazino, das Roboter für die Intralogistik entwickelt. Zalando hatte Ende Februar Anteile an Magazino erworben.
Bis Mai werden die Roboter in die Prozesse eingearbeitet und unterstützen in den Bereichen „Stow“, also Einlagern, und „Pick“, dem Kommissionieren von Ware. Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Automatisierungstechnologien, bei denen nur ganze Ladungsträger wie Paletten oder Kisten bewegt werden können, verfügen die Toru-Roboter laut Zalando über eine intelligente Kameratechnik und können so einzelne Objekte erkennen, greifen und transportieren. Damit passen sie in das System der chaotischen Lagerhaltung, das Zalando in seinen Logistikzentren anwendet.
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Intelligente Robotik soll ausgebaut werden
In Zukunft können man im Hinblick auf die Automatisierung im Bereich Logistik noch viele neue Technologien erwarten, verspricht Carl-Friedrich zu Knyphausen, Head of Logistics Development bei Zalando: „Wir werden weiterhin verschiedene Technologien testen, bis wir, wie beim Taschensortierer in Lahr und Mönchengladbach, genau die richtige Lösung für uns gefunden haben. Zalando möchte den Einsatz von Technologie in der Logistik weiter fördern und die Branche voranbringen.“ Zudem kann sich Knyphausen vorstellen, dass Technologie in Zukunft verstärkt zur Unterstützung von manuellen Prozesse eingesetzt wird.