Sie sind vor gut einem Jahr bei Schaeffler gestartet, wie geht es Ihnen jetzt?
ELEKTRA A. KOUNTOURIS: Mir geht es gut. Es war ein sehr ereignisreiches Jahr. Was alles in der Zeitspanne von zwölf Monaten passieren kann im Vergleich zu, sagen wir, vor zehn Jahren, ist schon gewaltig.
Mit den Veränderungen bei Schaeffler war nicht zu rechnen, oder?
In dem Ausmaß nicht, aber die Entwicklung spiegelt die Märkte wider. Die Dynamik ist unabhängig von Schaeffler und meinem Start sehr hoch. Handelskonflikte, der wirtschaftliche Abschwung in Schwellenländern wie China, eine Automobilbranche im Wandel, Kundenkonsolidierungen sowie ein verschärfter Wettbewerb haben signifikante Auswirkungen auf unsere Sparte. Heutzutage ist Veränderung die einzige Konstante.
Ist es schwieriger, Marketing in einer Branche zu betreiben, die voraussichtlich schrumpfen wird?
Die Herausforderung ist, dass die Branche sowohl eine Krise als auch eine Transformation durchlebt. Das macht es extrem schwierig, zumal der Kostendruck hoch ist. Dennoch muss man genügend finanzielle Mittel und menschliche Ressourcen bekommen, um sich für die Transformation und für die Zukunft aufzustellen. Wir müssen mehr Hirnschmalz in das tun, was wir schon immer exzellent gemacht haben, und wir müssen noch mehr rausholen mit weniger Mitteln. Das ist nicht einfach und klingt auch erst mal demotivierend. Das ist für jeden Menschen, für jede Organisation unabhängig von der Branche eine Herausforderung.
Wie stemmen Sie die?
Schaeffler ist eine starke Marke, die mit vielen positiven Dingen verbunden wird. Deshalb will ich dem Team vermitteln, dass wir in der besten Situation überhaupt sind, denn wir haben jetzt die Chance, nicht alles nach Schema F zu machen. Jetzt können wir das eine oder andere hinterfragen, aber nicht bloß, um uns zu hinterfragen, sondern um die nächstbessere Lösung zu entwickeln. Die Veränderung sollten wir alle als Chance wahrnehmen, denn unter höherem Wettbewerbsdruck ist Marketing umso mehr ein Wettbewerbsvorteil und Geschäftstreiber.
Welches ist die größte Herausforderung im Marketing? Sind es die Menschen, ist es die Technik?
Ich denke, die größte Hürde ist tatsächlich die Komplexität. Diese Komplexität, die uns alle herausfordert. Nachgelagert ist die Dateninfrastruktur eine große Herausforderung. Jeder Konzern, jedes Unternehmen, auch wir sind mit verschiedenen Systemen groß geworden. Deswegen muss sich die Denkweise, dass das Marketing nur kreative Sachen macht, ändern. Wir müssen unsere Anforderungen an eine IT-Abteilung klar definieren, damit wir überhaupt die Möglichkeit haben, digital einen konsistenten Datensatz hinzubekommen und entsprechend zu personalisieren. Auch das ist extrem schwierig. Da müssen wir iterativ vorgehen, denn man kann nicht alle Invests auf einmal machen.
Was tun?
Wir müssen versuchen, diese Komplexität zu reduzieren. Ich kann nicht aus allem ein großes Strategieprojekt machen. Ich bin ein Fan von One Pagern. Was wir wollen und warum wir es wollen, sollte immer auf eine Seite passen.
Vita Elektra A. Kountouris
Elektra A. Kountouris sagt von sich selbst, sie sei „interkulturell aufgestellt“. Wohl wahr: Die 40-Jährige spricht sechs Sprachen, hat in vielen Ländern gelebt und ist ausgewiesene B-to-B-Expertin. Vor ihrem Start als Global Vice President Marketing & Communications, Sparte Automotive Aftermarket, bei Schaeffler war sie rund 13 Jahre bei Osram, zuletzt als Global Head E-Commerce & Digital Transformation und Region Head DACHS (Deutschland, Österreich, Schweiz, Slowenien).
Das Interview „Das Mantra der Elektra Kountouris“ lesen Sie in voller Länge in der aktuellen Print-Ausgabe der absatzwirtschaft. Diese und weitere Ausgaben oder ein kostenloses Probeabo der absatzwirtschaft können Sie hier bestellen.