Saturn-Konkurrent Digitec Galaxus setzt auf Personalisierung: „Starten nicht mit einem Big Bang, sondern fangen klein an“

Da steht Konkurrenz ins Haus für Saturn und Media Markt. Der Schweizer Riese Digitec Galaxus will bald in Deutschland den Elektronikmarkt aufmischen. Doch das Erfolgsrezept klingt anders als sonst: Sie wollen bewusst mit einem überschaubaren Elektronik-Sortiment beginnen, redaktionelle unabhängige Produkttests durchführen und den Kunden gut beraten. Kann das gelingen? absatzwirtschaft hat nachgefragt.
Frank Hasselmann ist Managing Director von Galaxus Deutschland

Die Deutschland-Expansion des grössten Schweizer Onlinehändlers Digitec Galaxus kommt zügig voran: Der Aufbau der Büro- und Logistikinfrastruktur sowie die Rekrutierung des Teams sind laut Mitteilung weit fortgeschritten. Digitec Galaxus ist der grösste Onlinehändler der Schweiz und gehört zu 70 Prozent dem Handelskonzern Migros. Es betreibt die beiden Onlineshops Digitec und Galaxus sowie zehn Filialen in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz.

Galaxus.de will nun in Deutschland Fuß fassen und startet rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft Ende Oktober oder Anfang November. Zurzeit bezieht das Team die Büroräume in Hamburg Ottensen. In Krefeld steht schon das Logistikzentrum, um in 24 Sunden an alle Haushalte in Deutschland liefern zu können. Es bietet Kapazität um über 20000 verschiedene Produkte einzulagern und einen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro zu realisieren. Die Besonderheit des Konzeptes: Der Webshop arbeitet mit ausgefeilten Produktfiltern, personalisierten Empfehlungen, Testberichten und umfangreichen Beschreibungen. Zentral ist auch eine Kundencommunity, die sich untereinander Tipps gibt.

Unabhängige Produkttests

Für das Unternehmen scheint der Weg nach Deutschland der konsequente nächste Schritt zu sein. Frank Hasselmann ist Managing Director von Galaxus Deutschland, hat in Tübingen und an der Yale University Betriebswirtschaft und Philosophie studiert. Seine Karriere lancierte er als Unternehmensberater bei A.T. Kearney und McKinsey & Company mit Fokus auf Mobilfunk, Consumer Electronics und IT. Für ihn ist die Einführung in Deutschland eine spannende Herausforderung. Denn der Markt ist eigentlich mit Marken wie Saturn und Media Markt dicht besiedelt. Wie will sich das Unternehmen da abgrenzen? „Galaxus ist mehr als eine Produktsuchmaschine mit guten Produktdaten und Filtern. Wir setzen zusätzlich auf drei Pfeiler, die unsere Kunden im Kaufentscheid unterstützen: Erstens haben wir eine unabhängige Redaktion, die unser Sortiment mit unabhängigen Fachartikeln, Testberichten und Reportagen erklärt und unsere Kunden inspiriert. Unabhängig bedeutet: Die hauseigenen Journalisten dürfen ruhig auch schreiben, dass ihnen ein Produkt nicht gefällt. Zweitens stellen unsere Produktexperten die Produkte in den Vordergrund, die aus unserer Sicht Sinn machen. Und drittens haben wir unsere Community: Drei von vier Fragen auf Galaxus oder Digitec werden von anderen Usern innerhalb von drei Stunden beantwortet“, erklärt Hasselmann gegenüber absatzwirtschaft. Die Community von Galaxus Schweiz und Galaxus Deutschland wird vom Unternehmen gespielte, sodass die deutsche Kundschaft von der grossen Schweizer Community-Basis profitiert.

Laut Digitec Galaxus wird keine Agentur die Markteinführung in Deutschland verantworten. „Wir werden wie in der Schweiz voraussichtlich praktisch alle Marketingmaßnahmen in-house umsetzen. Bis Ende des Jahres wird unser Marketing-Team in Hamburg aus drei bis fünf Mitarbeitern bestehen. In dieser Zeit werden wir noch rund 90 Prozent der Marketingarbeiten aus der Schweiz erledigen. Im Hauptsitz in Zürich arbeiten gut 60 Mitarbeiter in der Marketing-Abteilung. In den kommenden Monaten werden wir die Unterstützung aus der Schweiz aber kontinuierlich reduzieren“, so Hasselmann. Das Unternehmen wird sich auf die relevanten Social-Media-Kanäle fixieren. „Wir haben für Galaxus Deutschland Accounts für Facebook, Twitter, Google+, Pinterest, Youtube, Linkedin und Instagram sowie ein kompetentes Digital-Marketing-Team in der Schweiz. Das Influencer-Marketing überlassen wir den “, weiß Hasselmann.

Organisch wachsen

Zu den Kosten für die Kommunikation und das Marketing, um die Marke in Deutschland schnell bekannt zu machen, nennt das Unternehmen keine Zahlen.  „Wir werden organisch wachsen, auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen und uns laufend verbessern.“Wir starten nicht mit einem ‚Big Bang‘, sondern fangen klein an und entwickeln uns Schrittweise. Wir setzen zum Start auf Onlinemarketing, sowohl für unser Produktsortiment als auch für unsere redaktionellen Inhalte. Damit sind wir in der Schweiz sehr erfolgreich – auch weil wir durch unsere Redaktion  spannenden Content haben.“ TV-Werbung, Plakate und Anzeigen in Zeitungen folgen erst, wenn es genügend Produktkategorien auf der Plattform gibt. Gestartet wird mit Produkten rund um IT, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation. Weitere Kategorien wie Haushalt, Spielwaren oder Möbel folgen dann Schritt um Schritt.