Mehr Bunt und weniger Blau oder Schwarz – Digitalisierung und Kreativ-Boom verändern die Trends in der Schreibwarenbranche. Bei Stiften ist vor allem Farbe gefragt. Die Corona-Krise hat diese Entwicklung noch verstärkt. „Stifte zum Malen, Skizzieren und Gestalten sind stark im Aufschwung. Klassische Schreibstifte haben während Corona verloren“, sagt Stabilo-Geschäftsführer, Horst Brinkmann. Auch Staedtler und Faber-Castell stellen in der Krise eine größere Nachfrage nach Produkten fürs kreative Gestalten fest.
Mit der Digitalisierung hat sich in den vergangenen Jahren die Art gewandelt, wie die Menschen arbeiten. „Wir spüren, dass im Bürobereich alles digital läuft“, sagt Brinkmann. Auf immer weniger Schreibtischen lägen die klassischen Kulis. „Die gestalterischen Themen sind bedeutender geworden. Auch im Büro kehrt verstärkt Farbe ein.“ Wenn dort jemand zum Stift greife, dann eher zu bunten Textmarkern oder feinen Farbstiften für Skizzen oder zum Brainstorming. Aktuelle Geschäftszahlen will der Hersteller aus dem fränkischen Heroldsberg im November vorstellen.
Homeoffice bremst Verkauf von Büromaterial
Homeoffice und schlechtere Konjunkturaussichten infolge der Corona-Pandemie haben den Verkauf von Büromaterial gebremst. Dennoch ist der Nürnberger Hersteller Staedtler eigenen Angaben nach bisher besser durch die Krise gekommen als angenommen. Während der Kontaktsperre hätten die Menschen wieder mehr Zeit für kreative Hobbys gehabt, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Raue. „Unsere aktuellen Fertigungs- und Lieferkapazitäten reichen kaum aus, um die aktuelle Nachfrage nach Malstiften und Modelliermassen zu befriedigen.“
Auch Faber-Castell in Stein bei Nürnberg spürt, dass sich die Bedürfnisse der Verbraucher verändert haben. „Besonders gefragt waren während der Pandemie kreative Produkte für Kinder und Erwachsene“, sagt der Vorstandsvorsitzende Stefan Leitz. Wegen der globalen Ausrichtung bekommt das Familienunternehmen die Auswirkungen der Corona-Krise jedoch deutlich zu spüren.
Faber-Castell erleidet Umsatzeinbruch
Gleich zu Beginn habe es einen Corona-Fall im Unternehmen gegeben, sagte Leitz. Vier der internationalen Fertigungsstandorte seien wochenlang vom Lockdown betroffen gewesen. Faber-Castell sei traditionell sehr stark in Lateinamerika, wo ein Ende der Krise noch nicht in Sicht sei. „Covid-19 wird auch bei uns Bremsspuren hinterlassen“, sagte Leitz. In welchem Ausmaß, lasse sich aber noch nicht abschätzen. „Wir müssen aber mit einer weiteren deutlichen Abwärtsbewegung bei Umsatz und Ertrag rechnen.“ Im Geschäftsjahr 2019/20 war der Umsatz von zuvor 587,5 auf 555 Millionen Euro gesunken.
Dass angesichts der Digitalisierung in Schule und Beruf Schreibstifte künftig gar nicht mehr gebraucht werden, glaubt Leitz allerdings nicht. Jüngere Menschen nutzten die Kommunikationsmittel, die der jeweiligen Situation angemessen seien, sagt er. „Das kann durchaus auch ein Stift für Notizen und Uni-Mitschriften sein.“
Ähnlich sieht es Staedtler-Geschäftsführer Raue: „Der Bleistift bleibt auch in Zukunft das erste und wichtigste Schreiblerngerät, wobei die Schreibunterlage nicht zwangsläufig immer Papier sein muss.“ Tablets würden dieses zunehmend ersetzen.
he/dpa
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