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Es ist das absehbare Ende unter einer zweimonatige Pannenserie, die es in der Geschichte der Smartphone-Industrie auf dem höchsten Niveau noch nicht gegeben hat. Nachdem unzählige Geräte explodiert waren, zog der Weltmarktführer nun die ultimative Notbremse: Nicht nur der Verkauf, sondern die gesamte Produktion des Phablet-Flaggschiffs der Südkoreaner wird eingestellt.
Für den Platzhirsch der Branche, der im vergangenen Jahr über 350 Millionen Smartphones verkauft hat, ist das Ende des 5,7 Zoll großen Premium-Smartphones ein schwerer Schlag, zumal die Koreaner mit dem vorgezogenen Launch im August große Ambitionen verknüpft hatten. Das Phablet wurde extra einen Monat vor dem Launch von Apples iPhone 7 Plus in den Markt gedrückt, um dem Erzrivalen im Vorfeld so viele Käufer wie möglich abspenstig zu machen.
Samsung hätte 15 Millionen Note 7 bis Jahresende verkaufen können
Die aggressive Strategie ging maximal nach hinten los: Wie Bloomberg berichtete, hat der eilig vorgezogene Note 7-Launch wohl zu den fatalen Produktionsfehlern geführt, die Samsung nun einen Schaden in noch nicht absehbaren Dimensionen einbrockt.
Bis zu 15 Millionen Note 7 hätte Samsung allein bis Jahresende verkaufen können, mutmaßten Analysten nach dem sehr wohlwollend aufgenommenen Launch im August. Die Verkäufe fehlen Samsung nun – und nicht nur das.
Credit Suisse: Note 7-Debakel kostet Samsung 17 Milliarden Dollar
Inklusive Produktions- und Marketingkosten dürfte sich der Abschreibungsbedarf des wertvollsten Konzerns Südkoreas auf 17 Milliarden Dollar belaufen, rechnen die Analysten von Credit Suisse vor.
Und damit ist nur der unmittelbare Schaden des Modells Note 7 beziffert: „Wir glauben, dass das Note 7-Debakel auch die Nachfrage nach anderen Smartphone-Modellen von Samsung beeinträchtigen dürfte“, erklären die Analysten des japanischen Vermögensverwalters Nomura. Das schwindende Vertrauen der Kunden könnte sich entsprechend auch in den Absätzen des eigentlichen Flaggschiffs Galaxy S7 (edge) niederschlagen.
Samsung-Aktie verliert 8 Prozent in Seoul
„Samsung muss sich jetzt auf das Galaxy S8 konzentrieren“, findet Marktforscher Edward Snyder. Die nächste Generation des Premium-Smartphones, das den Aufstieg zum Branchenführer erst ermöglichte, wird allerdings erst im Frühjahr 2017 erwartet. Wie groß der Image- und wirtschaftliche Schaden für den Verbraucherelektronik-Pionier ist, versuchen die Kapitalmärkte unterdessen einzupreisen.
Nachdem Samsung nach einem starken Ausblick für das September-Quartal erst letzte Woche auf neuen Allzeithochs notierte, geht es seit Wochenbeginn steil nach unten. Nach Verlusten von zwei Prozent am Montag brach die Samsung-Aktie in der Nacht an der Seouler Börse um knapp acht Prozent ein. Mehr als 26 Milliarden Dollar Börsenwert wurden damit binnen 36 Stunden vernichtet.