Wenn bei Samsung alleine das Geschäft mit Fernsehgeräten zählen würde, könnte der südkoreanische Konzern mit dem Jahr 2016 äußerst zufrieden sein. Mit seinen Fernsehern verwies Marktführer Samsung bereits im elften Jahr hintereinander die Konkurrenten LG, Sony und Panasonic auf die Plätze. Allerdings beeinträchtigte das Debakel mit dem brandgefährlichen Smartphone Galaxy Note 7 nicht nur die Mobilfunksparte von Samsung. Es warf auch einen Schatten auf das traditionelle Kerngeschäft mit TV-Geräten, das auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas im Fokus steht.„Wenn einer von uns ein Problem hat, dann haben wir alle ein Problem“, bringt Samsung-Manager Kai Hillebrandt es auf den Punkt. „Wir ziehen aber auch an einem Strang.“ Vorrangig sei es darum gegangen, den Note-7-Käufern eine Lösung zum Umtausch anzubieten. Parallel dazu versuchte der Konzern, die Ursachen der Fertigungsprobleme ausfindig zu machen, damit sich so ein Debakel nicht wiederholen kann.
TV-Systemstreit: „QLED“ oder „OLED“?
Bei der Samsung-Pressekonferenz auf der CES hielt sich der Präsident von Samsung Electronics America, Tim Baxter, nicht mehr lange mit dem Note 7 auf. Er stellte nach einer kurzen Bemerkung die neuen Fernseher in den Mittelpunkt, mit denen Samsung einen Systemstreit anfacht. Hier stehen sich die Technologien „QLED“ und „OLED“ gegenüber. Die neuen „QLED“-Spitzenmodelle von Samsung arbeiten mit einer Neuauflage der „Quantum Dots“. Das sind Nano-Kristalle aus Halbleiter-Materialen. Sie sind photoaktiv, das heißt, sie absorbieren Licht und geben es wieder ab. Je nach der Größe seines Kerns gibt ein „Quantum Dot“ spezifische Farben ab. Die neue Generation, die Samsung auf der CES vorgestellt hat, kann die Partikel nun präziser ansteuern. Das TV-Gerät bietet dadurch bessere Kontraste und ein tieferes Schwarz. Außerdem spielt es kaum noch eine Rolle, aus welchem Blickwinkel man auf den Fernseher schaut.
Den Namen „QLED“ kann man getrost als einen Frontal-Angriff auf den Samsung-Konkurrenten LG verstehen, der bei seinen TV-Spitzenmodellen auf die bislang überlegene OLED-Technologie setzt. DasS „QLED“ und „OLED“ zum Verwechseln ähnlich klingt, könnte beabsichtig sein. Das Kürzel OLED steht für «Organic Light Emitting Diode», das ist eine Leuchtdiode aus organischen, halbleitenden Polymeren. Bildschirme kommen ohne eine Hintergrundbeleuchtung aus, wodurch die Geräte extrem dünn sein können.
Da bei OLED keine Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommt, kann im Bild ein tiefes Schwarz abgebildet werden, besser als bei den LED-Schirmen. Bei herkömmlichen LED-Fernseher bleicht außerdem von der Seite betrachtet die Bilddarstellung etwas aus. Bei einem OLED-Fernseher dagegen sieht das Bild auch von der Seite so aus wie von vorn. Der Vorsprung von OLED schrumpft gegenüber dem verbesserten QLED-System allerdings erheblich. In manchen Bereichen sieht sich sogar das QLED-Lager vorn, etwa bei der Darstellung in einer hellen Umgebung.
Der südkoreanische Samsung-Konkurrent LG ist eine Milliardenwette auf OLED eingegangen. Die Konzerntochter LG Displays kündigte im vergangenen Sommer an, umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro in eine OLED-Fabrik zu investieren. LG ist derzeit der einzige Hersteller von OLED-Panels für Fernseher. Andere Anbieter von OLED-Geräten wie Panasonic, Philips oder Sony haben keine eigenen Fabriken, sondern verbauen ebenfalls LG-Panels.
Wie der Systemstreit QLED vs OLED ausgehen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es LG gelingen wird, den Preis für die bislang sehr teuren Displays spürbar zu senken. Das Samsung-Management hatte sich vor Jahren von OLED verabschiedet, weil man keine Perspektive sah, die Technologie massentauglich zu machen.
Für den Erfolg der neuen Generation der hochauflösenden Flachbildschirme spielt aber nicht alleine die Display-Technologie eine Rolle. In den abgedunkelten Showräumen der Elektronikmärkte werden die Testbilder der unterschiedlichen Systeme ohnehin ziemlich ähnlich aussehen. Und viele potentielle Käufer fühlen sich von den Branchenabkürzungen wie OLED, QLED, HDR oder Fachbegriffen wie DCI-P3-Farbraum hoffnungslos überfordert.
Damit kommen andere Fragen beim Fernseherkauf ins Spiel: Wie sieht das Gerät im Wohnzimmer aus? Wie dünn ist der Fernseher? Wie leicht kann man ihn an der Wand befestigen? Funktioniert die Sprachbedienung wie versprochen? Wie leicht kann man einen Streamingdienst wie Maxdome, Netflix oder Amazon Prime ansteuern? Und vor allem: Wie viel kostet der ganze Spaß?
Dass die Verbraucher in Deutschland dabei die Lust auf die Neuanschaffung eines Fernsehers verlieren, zeichnet sich nicht ab. Auch der Boom der Mobilgeräte hat nichts am Trend geändert: Die Konsumenten ersetzen im Schnitt nach sechs bis acht Jahren ihre TV-Geräte. Und da es in der Branche in den Jahren 2009 bis 2011 besonders gut gelaufen ist, rechnet nicht nur Samsung auch für 2017 mit einem guten Geschäft.
Business-Smartphone: TCL versucht es mit einem neuen Blackberry
Auf der diesjährigen CES ist auch für Smartphone-Fans etwas dabei. Der chinesische Konzern TCL, der seit vergangenem Jahr die Hardware-Produktion für Blackberry übernimmt, hat erste Einblicke in ein neues Business-Handy-Modell gegeben. Einen Namen gibt es zwar noch nicht, dafür aber wieder Tastatur. Einen Namen hat das Gerät offiziell noch nicht, derzeit läuft es noch unter dem Codenamen Mercury.
Das neue Gerät soll gar nicht so sehr durch digitalen Schnickschnack überzeugen, sondern durch Sicherheit, Leistung und Zuverlässigkeit. Kernkompetenzen, die Blackberry-Nutzer zu schätzen wissen. Die Bedienung kündigt TCL als „fortschrittlichste und intelligenteste Tastatur weltweit“ an. Laufen wird das neue Blackberry unter Android 7.0 Nougat. Der Verkaufsstart wird für März erwartet. Für die Marke Blackberry ist es ein Comeback, nachdem der Konzern sich aufgrund verlustreicher Geschäfte im vergangenen Jahr von der Hardware-Produktion getrennt hatte und sich seither auf Software konzentriert. TCL hat Design, Fertigung, Vertrieb und Service übernommen.
Mit Material der dpa