Noch scheint es also etwas früh für den Universalhaushaltsroboter. Aber bei einzelnen Spezialaufgaben machen sich die autonomen Helfer gar nicht schlecht. ITRI das taiwanesische Forschungsinstitut präsentierte auf der CES einen zweiarmigen Roboter, der Scrabble spielen kann. Das System nimmt mit einer Kamera das Wort auf, dass der Gegner gelegt hat, ergänzt es und berechnet natürlich gleich den doppelten Wortwert mit. Gegen US-Meister Will Anderson hatte der Roboter aber keine Chance, weil Will dessen Buchstaben sehen konnte und ihn ausmanövrierte.
Die Spezialisten
Der Walker von UB Tech kann Treppen steigen. Er hat zwar keine Arme, aber die braucht er auch noch nicht, er soll nämlich wie ein Sicherheitsdienstmitarbeiter durch Gebäude patroullieren. Forpheus von der Firma Omron braucht Arme, denn er spielt und trainiert Tischtennis. Und das macht er ganz gut. Leider sieht er aus wie eine Riesenspinne mit drei Metern Durchmesser. Das lenkt beim Spielen schon etwas ab.
Wie eine kleine Kidney-Bohne sieht unterdessen ein Spezialroboter aus, der wirklich Nutzen stiftet. Er heißt Somnox und er hilft beim Schlafen. Das tut er, in dem er Körperfunktionen misst und wenn diese ergeben, dass der Besitzer wach ist, dann stellt sich Somnox selbst schlafend. Er tut so, als würde er atmen. Gleichzeitig spielt er noch eine langweilige politische Debatte ab und schon ist der Tiefschlaf gesichert. Somnox´ Lieblingsschlafposition ist übrigens die Löffelchenstellung. Er liegt vorne.
Geht es um Körperkontakt dann müssen die CES-Stripperinnen von Giles Walker erwähnt werden. Sie tanzten die kompletten fünf Tage an der Stange durch und selbst die US-Zensur konnte nichts Anstößiges an Metallbrüsten finden. Giles hat die Mädchen übrigens aus Schrott zusammengeflickt, aber es ist ein Gerücht, dass er ihnen mit einem Gewitterblitz Leben einhauchte.
Die Profis
Und damit kommen wir zu Sophia. Dieser humanoide Roboter könnte richtig hübsch sein, wenn man nicht vergessen hätte, ihm den Hinterkopf zu gestalten. Tatsächlich hat Sophia eine eigens entwickelte Gummihaut, die menschlicher Oberfläche sehr ähnlich ist. Sophia hat gerade Laufen gelernt, ist dabei aber doch noch recht vorsichtig. Ein mögliches Einsatzszenario für die fertige Sophia könnte in der Alten-Betreuung liegen. Die noch viel schönere Haut als Sophia haben Solana und Harmony. Das sind Schöpfungen von Matt McMullen, dessen Firma The Real Doll heißt und genau darum geht es: Sex-Roboter. Bislang gibt es nur die Köpfe der Damen mit entsprechender App zu sehen, aber auf Körper versteht McMullen sich bestens. Seine Sexpuppen gehören zu den hochwertigsten am Markt und kosten ab 4000 Dollar aufwärts. Bei der Entwicklung der offenherzigen Roboterdamen ist ihm aber ein echter Geniestreich gelungen. Er hat ein magnetisches Mimik-System entwickelt. Der Roboterkopf ist immer gleich (Männer haben aber größere Köpfe), aber die Latexhaut kann mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden. Zusammen mit einer Perücke und einem individuellen Profil das Sprache und eine bestimmte Form der Mimik beinhaltet, wird daraus ein extrem variables System, dass man sich auch in ganz anderen Kontexten, etwa bei der Simulation von Bewerbungsgesprächen gut vorstellen kann.
Speziell für Kinder ist dagegen die Roboter-Ente entwickelt worden. Und zwar für Kinder, die in einer Krebsklinik gerade einer Chemotherapie ausgesetzt sind. Sponsor und Herausgeber ist die US-Versicherung Aflac, deren Maskottchen bereits seit achtzehn Jahren eine Ente ist. Die Aflac-Ente lässt sich streicheln und reagiert quakend. Kids können mit Emoji-Plättchen ihr Befinden ausdrücken und die Ente nimmt die gleiche Stimmung an.
Es zeigt sich an vielen Stellen, dass Roboter vor allem im medizinischen Sektor Einsatz finden und in der Pflege. Die im ersten Teil genannten Haushaltsüberwacher haben teilweise auch Alarmfunktionen und können erkennen, wenn Personen am Boden liegen. Oder sie leisten zum Beispiel Demenzkranken einfach etwas Gesellschaft.
Die Servicekräfte
Für eine ganz andere Zielgruppe hat LG seine neue Roboterserie entwickelt. Es handelt sich um drei fahrende Ungetüme, die an Mülltonnen erinnern. Zwei davon sind für den Hotelgast konzipiert, einer für den Kunden im Supermarkt. Bei Letzterem handelt sich um die Weiterentwicklung des digitalen Einkaufswagens. Nur dass der Roboter seinem Benutzer auf Schritt und Tritt folgt und ihn mit einem Rezeptvorschlag auf Reisen schickt. Wir erinnern uns: ThinkQ die KI von LG weiß, was noch im Kühlschrank liegt. Außerdem kann er ein Payment-Modul für den Self-Checkout enthalten. Weit weniger klar positioniert scheinen die beiden Hotelroboter. Der eine ist ein Kellner, der andere ein Concierge. Der Kellner hat – passenderweise – eine große Klappe, in der warmes Essen verschwindet und wo es am Lieferpunkt auch wieder ausgespuckt wird. Der Concierge trägt bzw. fährt das Gepäck aufs Zimmer uns weist dem Gast gleichzeitig den Weg dorthin.
Hört sich nett an, geht aber an der Praxis vorbei. „Im Restaurant ist der persönliche Service und das dadurch mögliche Upselling ein sehr wichtiger Umsatzfaktor“ erläutert Matthias Hansen, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift TopHotel. „Beim Roomservice geht es um Diskretion. Da ist es schwer, sich vorzustellen, dass ein Roboter mit Kameras und Mikrofonen die Szene betritt“. Auch dem Concierge räumt Hansen wenig Chancen ein: „Beim CheckIn gibt es massive Stoßzeiten. Sollen da dann zwanzig Roboter in der Lobby herum wuseln?“. Nur einige Designhotels oder große Ketten werden sich solche Anschaffungen leisten, um technische Kompetenz zu beweisen, meint der Augsburger.
Fazit
Es zeichnet sich klar ab, dass Roboter kurzfristig in drei Aufgabenfeldern zum Einsatz kommen: Sie werden als bewegliche Varianten von Google Assistant oder Amazon Alexa fungieren und neben Kommunikation und Unterhaltung auch noch eine gewisse Überwachungsfunktion im Haushalt einnehmen. Sie werden einzelne Spezialaufgaben bearbeiten wie zum Beispiel der Gehweg-Lieferroboter C18 von Honda oder die schlafende Kindey-Bohne Somnox. Und sie werden einsamen oder kranken Menschen tatsächlich als Lebenspartner dienen, vielleicht noch verbunden mit Assistenz- und Alarmsystemen. Wer seine Roboter mit viel Liebe zum Detail designt wie Blue Frog mit Buddy, Aflac die Ente oder auch Matt McMullen seine Sex-Roboter, der ist in der Lage die Mensch-Maschine-Barriere ein Stückweit zu verschieben.