Für das Bits & Pretzels-Publikum und vermutlich für die ganze Kaste der Entrepreneurs weltweit ist Branson der gute Brite. Ein globales Vorbild in Sachen wirtschaftlicher Erfolg, Philanthropie und natürlich jeder Menge Fun. In Lederhose und Trachtenhemd – es ist ja Oktoberfest – ließ er sich von US-Techjournalistin Kara Swisher eine Stunde lang im voll besetzten großen Saal des Münchner Kongress-Zentrums befragen.
Gute Laune, gute Wünsche, gute Vorsätze
Wer Konkreteres erwartete, war sowieso fehl am Platze. „Alle guten Gründer umgeben sich mit Leuten, die besser sind als sie“, lautete eine der Weisheiten aus dem Zitate-Schatzkästlein des Sir Richard. Und: Wer länger als zwei Jahre in seinem Startup rackert, der mache etwas falsch. Finde einen, der das, was du tust besser kann und gehe weiter zur nächsten Idee oder kümmere dich um deine Familie. „Fire yourself!“ Wie viele der hoffnungsvollen Jung-Gründer wohl einem solchen Ratschlag folgen wollen? Oder können?
Branson kann sich seine Entspanntheit leisten
Er hat Virgin Records großgemacht, die Fluglinie Virgin Atlantic und zig andere Geschäfte angestoßen. Sein extravagantestes Projekt ist natürlich das Raumfahrt-Unternehmen Virgin Galactic, mit dem er die welterste Spaceline ins Leben rufen will. Zum Schnäppchenpreis von 200.000 Dollar will er Touristen ins All schießen („Bei den Russen kostet es fünf Millionen!“). Natürlich will er auch selbst an Bord eines seiner Raumschiffchen gehen:„Aber erst wenn die Testpiloten fertig sind.“
Das ist für einen Branson natürlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Orbitalraketen! Überschallflugzeuge! Marsmissionen! Anything goes! Ins Kreuzfahrtbusiness will er nebenbei auch einsteigen. In zweieinhalb Jahren soll das erste Schiff der Virgin Cruises vom Stapel laufen, natürlich totally different und mit ganz viel Fun.
Branson ist nicht nur mega-erfolgreich. Er ist auch megagut
Nach München kam Sir Richard direkt von der Virgin Strive Challenge, einer Art Charity-Triathlon, bei dem es per Rad (Halbmarathon!), zu Fuß und schwimmend quer durch Italien geht. Branson hatte kurz vor seinem Auftritt bei den Pretzels einen Radunfall, aber einen wie ihn hält das nicht weiter auf. Passt schon. Heute sei sein Ruhetag, scherzte er.
Branson ist nicht nur mega-erfolgreich. Er ist auch megagut, führt eine vorbildliche Ehe und ist ein toller Chef („Das Leben macht viel mehr Spaß, wenn du die Leute motivierst!“). Branson ist überzeugt: „Die meisten Probleme auf der Welt lassen sich durch die Entschlossenheit von Gründern lösen.“ Gründer müssten mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, weil sie Probleme anders lösen könnten als Sozialarbeiter und Regierungen. Düstere Einwürfe von Fragestellerin Swisher (Terror! Trump!) wurden gut gelaunt wegerzählt. Der irre Trump dürfe natürlich die US-Wahl nicht gewinnen, versicherte Branson, der den Bad Guy der US-Politik einst zum Dinner traf. „Ich will nicht ins Detail gehen. Aber schon damals dachte ich mir: Etwas stimmt mit diesem Man nicht.“ Und ins Silicon Valley muss man seiner Meinung nach auch nicht, um durchzustarten. Ein Netzwerk an Gründern sei schon hilfreich. Aber, hey, das gibt es doch auch in Deutschland oder London. „Es wäre doch traurig, wenn alle ins Silicon Valley müssten, um Erfolg zu haben. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht auch in Europa oder anderswo möglich sein soll.“ Applaus, Applaus. Das hört man gerne am Standort München.
Sir Richard Branson ist wohl all das, was sich jeder Start-upper in diesem Saal erträumt. Nicht umsonst winkt als Hauptpreis beim Pitch-Wettbewerb eine Reise zu seiner Privatinsel samt 1 to 1 Pitch mit Branson. Der feuchte Traum des Entrepreneurs. Als die Fragerunde ansteht, will eine junge Dame mit Blumenkranz im Haar wissen, wie sie eine Insel im Atlantischen Ozean „übernehmen“ kann. Branson ist nicht eine Sekunde irritiert ob der schrägen Frage. „Just get on a boat and do it!“
So läuft das.