Es ist soweit: Alle etwa 450 Supermärkte stehen zum Verkauf. Die Tengelmann-Gruppe, Eigentümerin der hoch defizitären Supermarktkette, forderte mögliche Käufer zur Abgabe von Angeboten für die 105 verbliebenen Standorte in Nordrhein-Westfalen auf.
Insgesamt sucht Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub Käufer für alle Läden von NRW bis Bayern. Haub räumte allerdings Edeka ein bevorzugtes Zugriffsrecht ein. Das gebiete „der Anstand“, so Haub gegenüber „Handelsblatt“, nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit an der Komplettübernahme. Die Fusion der beiden Unternehmen wurde durch eine Ministererlaubnis Gabriels unterstützt, führte aber nicht zum Erfolg (hier können Sie mehr darüber lesen). Drei Dutzend Geschäfte allein in NRW gelten als schwer verkäuflich. Tengelmann geht nach früheren Angaben davon aus, dass die Hälfte der zuletzt noch rund 15.200 Jobs auf der Kippe steht.
Ein Gespräch keine Lösung
Alle drei Unternehmen setzten sich dann doch noch an einen Tisch. Edeka und Rewe wollten die Kaiser’s-Märkte unter sich aufteilen. Doch dann platzten die Gespräche letzte Woche plötzlich und Kaisers-Chef Haub kündigte die Zerschlagung an. Seitdem geben sich alle Beteiligten gegenseitig die Schuld dafür. Streitereien zwischen Tengelmann-Boss Haub und Rewe-Chef Caparros sind keine Seltenheit. Schon seit zwei Jahren liegen die Betriebe im Streit – Rewe klagte auch gegen die Übernahme von Kaisers durch Edeka.
Zu den möglichen Käufern zählt also nun auch die Rewe-Gruppe
So äußerte sich Rewe Group Vorstandsvorsitzender Alain Caparros diese Woche: „Ich stehe weiterhin zu meinem Vorschlag, dass ein Mediator den Versuch unternehmen sollte, eine faire und einvernehmliche Lösung für die Zukunft der Kaiser’s Tengelmann Supermärkte zu finden. Es gab und gibt Lösungsmöglichkeiten, bei denen alle Arbeitsplätze erhalten werden können. Da der Eigentümer von Kaiser’s Tengelmann aber am Montag den Einzelverkaufsprozess gestartet hat, möchte ich heute schon deutlich machen: Wir werden uns auch für Filialen bewerben und verpflichten uns, für jede Filiale, die REWE übernehmen kann, die Auflagen zur Beschäftigungssicherung aus der Ministererlaubnis freiwillig zu übernehmen“ Damit gemeint ist die Sicherung der Arbeitsplätze, Erhalt von Tarifbindung und Mitbestimmung, keine Privatisierung der übernommenen Märkte – alles für fünf Jahre garantiert. Caparros richtet sich dann auch noch an Konkurrent Edeka: „Wir erwarten, dass auch Edeka, die beim Einzelverkauf nach Aussagen von Herrn Haub bevorzugt behandelt wird, sich bei ihren Angeboten für Filialen von Kaiser’s Tengelmann noch an die Bedingungen der von ihnen beantragten und vehement verfolgten Ministererlaubnis erinnern wird.“