re:publica 2017: Liebe in Zeiten von Fake News, Hate Speech und Social Bots

Bereits zum elften Mal versammelt sich die Webszene ab Montag in Berlin zur re:publica, um über die neusten Internettrends zu diskutieren.Fake News, Trump & Co. haben der Netzgemeinde zugesetzt. "Dem Internet ging es schon mal besser – und uns allen auch", bringt ein Panel die Gemütslage auf den Punkt. Über 8000 Gäste und 950 Speaker werden zum größten Internet-Event Europas trotzdem erwartet.
Klassentreffen für die Digital Natives und solche, die sich dafür halten: die re:publica

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Was für einen Unterschied ein Jahr machen kann. Als sich die Netzgemeinde im vergangenen Jahr zum zehnten Jubiläum der einstigen Blogger-Konferenz versammelte, ahnte wohl keiner der 8.000 Besucher, wie sehr sich die geopolitische Lage mit Brexit und der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten in den kommenden Monaten verändern würde.

Wenn ab Montag wieder für drei Tage am Gleisdreieck in der STATION Berlin Blogger, Digital Natives und Social Media-Aficianodos zusammentreffen, ist die politische und gesellschaftliche Gemengelage eine andere.

Bereits elfte Auflage der re:publica

Die re:publica, die auf Betreiben von Johnny Haeusler und Markus Beckedahl 2007 einst in der Kalkscheune startete, war von Tag eins an eine netzpolitische Konferenz, die engagiert gesellschaftlich virulente Themen diskutierte und immer schon Minderheiten und Menschen in prekären Lebenssituationen eine Stimme gegeben hat.

In diesem Jahr ist der Diskurs bei der elften Auflage, die wieder in Kooperation mit der Media Convention Berlin (MCB)  stattfindet, drängender denn je: Fake News-Debatten werden fast täglich geführt, die Frage nach journalistischer Glaubwürdigkeit im Netz immer öfter gestellt, während die Bundestagswahl ihre Schatten vorauswirft.

Fake News und Wahldebatten bestimmen den Diskurs

Entsprechend fallen die Headliner-Sessions aus: Das ZDF-Trio von Claus Kleber, Eva-Maria Lemke und Ralf Paniczek diskutiert am Montagnachmittag „Fakes, Leaks und Desinformation – Verlässlicher Journalismus im Nachrichtensturm“.

Wenig später wird angesichts der kommenden Bundestagswahl die Frage erörtert: „Werden Wahlen im Netz entschieden?

„Dem Internet ging es schon mal besser – und uns allen auch“

Dabei lautet das eigentliche Konferenz-Motto „Love out Loud“ (LOL), das die neuen Befindlichkeiten der Tinder-Gesellschaft thematisiert: Eine neue Optionen gibt es immer, Wisch links oder rechts, aber wie wird Liebe und Sexualität im digitalen Zeitalter eigentlich ge- und erlebt?

Vor allem aber ist „Love out Loud“ als Aufruf gegen Hate Speech, für Geflüchtete und Diversität zu verstehen. Kurzum: für besseren und toleranteren  Umgang miteinander im Netz – ein frommer Wunsch in Zeiten immer aggressiverer Twitter-Trollerei im Trump-Zeitalter.

Edition F-Redaktionsleiterin Teresa Bücker und Spiegel Online-Social Media-Redakteurin Eva Horn etwa fragen sich in ihrer Session am Montagabend: „Ist das Internet kaputt? Überall nur Hass, Trolle, Fake News und Schreckensmeldungen?  Dem Internet ging es schon mal besser – und uns allen auch. Aber hat das Internet nicht auch die schönsten Geschichten hervorgebracht … und vor allem: Liebe?“

Und die re:publica wäre nicht die re:publica, wenn am Ende des ersten Tages wieder der inoffizielle Klassensprecher des digitalen Klassentreffens seine Rede zur Lage der (Internet-)Nation halten wird, die diesmal passenderweise unter dem Motto steht: „Vom Reden im Netz

Dass die re:publica längst ihrem Nischendasein entwachsen ist, dokumentieren u.a. die Partnerschaften mit den Tech-Riesen IBM und Microsoft. Unter dem Motto #Schichtwechsel stellt Mircosoft mit Partnern und Kunden Produkte wie die Microsoft HoloLens, das Surface Studio oder Microsoft Teams vor. IBM wird in diesem Jahr auf der re:publica auf der „Watson Work Lounge“ in Halle 8 vertreten sein und dabei ein Programm  rund um das Thema „New Work“ präsentieren.

950 Speaker aus 60 Ländern erwartet

Ingesamt werden von Montagvormittag bis Mittwochabend 8000 Besucher und 950 Speaker aus 60 Ländern zu 400 Vorträgen auf 19 Bühnen erwartet. Dass diese re:publica 2017 unterdessen so ganz anders werden könnte, hat auch mit dem Wettergott zu tun, der es in diesem Jahr so gar nicht gut mit dem größten Internet-Event Europas meint.

re:publica: Das war schließlich auch immer stundenlanges Herumgestehe unter freiem Himmel auf dem Gelände der STATION. Entsprechend gemindert ist die Vorfreude angesichts einer Wettervorhersage, die es mit dem tiefsten November aufnehmen kann: