Die Investitionen in europäische Start-ups haben in diesem Jahr laut einer Studie den Rekordwert von rund 23 Milliarden Dollar erreicht. Zum Vergleich: 2013 seien es erst fünf Milliarden Dollar gewesen, betonte der Wagniskapitalgeber Atomico in seinem jährlichen Bericht zur europäischen Tech-Industrie am Dienstag. Europa habe in den vergangenen 15 Jahren 61 neue Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar hervorgebracht. Allein in diesem Jahr hätten 17 Firmen diese Marke überschritten.
In nur sechs Prozent der Tech-Firmen stünden Frauen an der Spitze
Insbesondere der Börsengang des Musikdienstes Spotify im vergangenen April sei ein Zeichen dafür gewesen, dass es durchaus Start-ups aus Europa gibt, die global erfolgreich sein können, betonte der federführende Studienautor Tom Wehmeier. Und inzwischen gebe es in europäischen Ländern „Dutzende Spotifys“.
Zugleich hätten europäische Start-ups ein Diskriminierungs-Problem. Rund 93 Prozent der Investitionen seien an Firmen mit nur aus Männern bestehenden Gründer-Teams geflossen – wie schon in den Vorjahren. 46 Prozent der Frauen, die in der europäische Tech-Branche arbeiten, erklärten, dass sie Diskriminierung erlebt hätten. Im deutschsprachigen Raum war der Anteil mit 62 Prozent überdurchschnittlich hoch. In nur sechs Prozent der Tech-Firmen stünden Frauen an der Spitze. Und unter Beschäftigten mit dunkler Hautfarbe hätten 55 Prozent angegeben, dass sie benachteiligt worden seien. Diskriminierung sei ein „fundamentales Problem“, das die europäische Tech-Branche zurückhalte, warnte Wehmeier.
London oder Berlin?
Der Bericht enthält auch Hinweise darauf, dass der Tech-Standort Deutschland von der Brexit-Entscheidung profitiert. London war lange Zeit die klare europäische Start-up-Hauptstadt. In diesem Jahr habe Deutschland aber mit Großbritannien beim Umzug von Tech-Mitarbeitern innerhalb Europas gleichgezogen, mit jeweils 14,8 Prozent. Beim Zuzug von außerhalb Europas rückte Deutschland binnen eines Jahres von 13,8 auf 15,2 Prozent vor. Der Anteil Großbritanniens sank dagegen von 21,5 auf 20,9 Prozent. Atomico bezieht sich bei der Auswertung auf Daten des Karrierenetzwerks LinkedIn. „Wenn man nicht offen für den Zuzug von Mitarbeitern ist, hat das Konsequenzen“, resümierte Wehmeier.
Von der dpa