Das Metaverse – die Idee einer digitalen Welt, in der das Virtuelle mit dem Realen verschmelzen kann – existiert als solches gegenwärtig noch nicht. Genauer ist es, von einem „Metaverse-Kontinuum“ zu sprechen, welches sowohl Spieleplattformen wie Roblox, Minecraft oder Fortnite als auch Augmented-Reality-Erlebnisse umfasst. Es verfügt jedoch über ein großes Potenzial für Marken und Unternehmen – auch oder gerade im Touristik-Sektor.
In erster Linie soll das Metaverse Spaß machen. Verbraucher*innen wollen gemeinsam mit anderen Menschen beziehungsweise deren Avataren sprechen, interagieren, spielen und etwas erleben. Auch bei der Kundenbindung kann das Metaverse hilfreich sein, etwa durch besondere Events und Erlebnisse, die über den reinen Kauf eines Produktes hinausgehen. Eine Accenture Umfrage hat gezeigt, dass rund 61 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr bereits ein virtuelles Produkt oder eine Dienstleistung gekauft oder an einem virtuellen Event teilgenommen haben. Diese Tendenz wird voraussichtlich zunehmen, denn 79 Prozent sind daran interessiert, auch Einkäufe über das Metaverse zu tätigen.
Vor dem Flug die Buchungsklasse virtuell anschauen
Mit Blick auf die Tourismus-Branche wird klar, dass der virtuelle Raum hier großes Potenzial birgt. Machen Menschen zukünftig lieber Urlaub in der computergenerierten Realität? Kurz gesagt: nein. Das „Metaverse-Kontinuum“ ist nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als Chance für den Tourismus zu begreifen, die neue potenzielle Einnahmenquellen bietet.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten noch vor der Flugbuchung die unterschiedlichen Buchungsklassen virtuell anschauen und verstehen, wie viel mehr Platz ein Upgrade tatsächlich bietet? Oder bei der Hotelbuchung einen virtuellen Rundgang durch das Haus machen? Idealerweise erweitert man diese Services und ermöglicht es Interessent*innen direkt innerhalb des virtuellen Erlebnisses zu buchen. Oder aber: Man nutzt VR-Erlebnisse als Inspiration für einen neuen Urlaubsort. Auch das Erkunden der Umgebung oder einer Metro-Route sind im Vorfeld möglich.
Gamification-Ansatz schafft Erlebnisse und Erinnerungen
Für Brands ist es wichtig, sich frühzeitig zu involvieren. Noch ist der Wettbewerbskampf überschaubar. Jetzt kann man noch experimentieren, verschiedene Möglichkeiten testen und abhängig von den Ergebnissen die Maßnahmen weiter ausbauen. Firstmover-Cases haben noch das Potenzial „viral“ zu gehen. Dabei reicht es aber nicht, den Webshop einfach eins zu eins ins Metaverse zu implementieren. Das Ganze muss auf Spaß und Customer Experience ausgerichtet sein. Ein Gamification-Ansatz ist wichtig, denn er führt dazu, dass Nutzer*innen sich am Ende des Tages an dieses Erlebnis erinnern.
Für den Touristik-Sektor selbst bietet das Metaverse aber auch die Chance, Angebote zu modellieren, indem eine digitale Version der Anlagen und Gegebenheiten vor Ort erstellt wird. In diesem digitalen Modell können bestimmte Szenarien risikolos durchgespielt werden. Parameter wie Energieleistung und Kapazitätsspitzen können ganzheitlicher überwacht und analysiert werden, als dies heute möglich ist. Und auch Schulungen können auf diese Weise ortsunabhängig und für eine Vielzahl von Mitarbeitenden angeboten werden. Beispielsweise, wenn sich das Reinigungspersonal im Vorfeld mit neuen Kabinen vertraut machen soll.
Marken wirken im Metaverse moderner
Neben den zuvor genannten Chancen kommt hinzu, dass Marken, die hier aktiv sind, positive Abstrahleffekte generieren können und moderner oder digitaler wahrgenommen werden. Werte, die auch für die Flugbranche oder für Hotels spannend sein dürften.
Das volle Potenzial löst das Metaverse aktuell (noch) nicht ein, Unternehmen und Anbieter sollten sich aber bereits heute Gedanken darüber machen, wie sie das Metaverse sinnvoll im Rahmen ihres Angebots nutzen können – sei es die Erschließung zusätzlicher Kundensegmente, die Verbesserung interner Abläufe oder die Ergänzung des Reiseerlebnisses auf diverses Leveln. Mit der Weiterentwicklung der Technologie werden sich auch künftig noch weitere Möglichkeiten erschließen.
Abwarten ist keine Option
Eine besondere Aufgabe kommt dabei den Marketingabteilungen zuteil. Sie müssen frühzeitig alle benötigten Freiräume erhalten, um echte Testballons starten lassen zu können und mit den Ergebnissen schnell neue Entwicklungen zur Marktreife zu bringen. Essenziell ist dabei das Technologieverständnis der Marketingverantwortlichen, das auf jeden Fall vorhanden sein muss. Nur dann können Werbebudgets sinnvoll investiert werden und in den Aufbau von Expertise, der entsprechenden Workforce mit Metaverse-Know-how und der dafür benötigten technologischen Infrastruktur eingesetzt werden.
Abzuwarten und auf schlüsselfertige Gesamtlösungen für Metaverse-Erlebnisse zu vertrauen, ist für Marketingabteilungen keine Option. Die Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit ist dafür zu groß. So sollten sich die Unternehmen besser jetzt um den eigenen Metaverse-Start kümmern. Fehlschläge in der Anfangsphase sind noch verzeihlich. Die Erfahrung daraus ist in jedem Fall ein Vorsprung vor der Konkurrenz.