Rebranding von Trivago: Design? Nagehtso

Das Reise-Vergleichsportal will mit einem ästhetischen Upgrade aus der Masse im Reisemarkt herausstechen. An das Vorbild eines Konkurrenten reicht das Logo-Redesign allerdings nicht heran. Folge 5 von "Marken-Check".
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Der neue Auftritt von Trivago ist frischer und zeitgemäßer.  (© Trivago, Design Studio, Creative Boom; Montage: Olaf Heß)

Man hat den Spruch im Ohr – und man sieht den charmanten Herrn mit dem sympathischen französischen Akzent vor sich, wie er uns lange aus dem Werbeblock entgegen gelächelt hat… “Ôtell? Trivago”: Verkörpert hat ihn der französische Schauspieler Mehdi Nebbou – so heißt der Trivago-Mann im wahren Leben. Aber mit ihm ist jetzt Schluss – und auch mit dem Logo des Reise-Vergleichsportals der Expedia Gruppe. 

An die Stelle getreten ist jetzt ein GenZ- und millennial-gerechter Look, so wie ihn die Reisebranche seit dem Redesign von Airbnb vor zehn Jahren liebt. Erfunden hat diesen Style damals Design Studio aus London – und die sind auch für den neuen Auftritt von Trivago verantwortlich. Und wie wir wissen, ist es nach einem echten Branding Blockbuster immer schwer, auf gleichem Niveau nachzulegen – das ist im Design wie in Hollywood. Und in diesem Fall muss man leider sagen, ist es auch nicht wirklich geglückt. 

Natürlich ist der neue Auftritt von Trivago viel besser, frischer und zeitgemäßer als vorher – keine Frage. Jasmine Ezz, die CMO von Trivago sagt dazu: “Das ist nicht nur ein ästhetisches Upgrade: Es ist unsere Art, aus der Masse im Reisemarkt herauszustechen.” Diese Ambition kann man dem Auftritt bestimmt nicht absprechen, dennoch wirkt alles so seltsam konstruiert.  

“Belo”, wie das Airbnb-Logo heißt, rief damals eine völlig neue Kategorie von erzählerischen Bildmarken ins Leben und definierte einen ganzen Illustrationsstil neu. Das Logo-Redesign von Trivago hingegen geht lange nicht so weit.  

Illustrativer Character “Hank” sticht heraus 

Abgesehen von den Farben geht die neue Wortmarke sogar keine formal-logische Symbiose mit dem lustigen illustrativen Character “Hank” ein, der quasi neben dem “T”-Brand-Icon zu einer Art zweitem Logo wird.  

Ja was denn nun? Wollte man oder durfte man sich nicht entscheiden, welches das neue Logo sein soll?  

Hank jedenfalls ist eine großartige Idee, die dem klassischen Bot, den alle diese Websites nutzen, ein echtes Gesicht gibt – und so Nähe zum User herstellt. Hier steckt das wahre Potential des ganzen Auftrittes. Da hätte man gut auf das 2010er-Style “T”-Icon verzichten können.  

Und auch die Typografie ist nicht konsequent – die neu entwickelte Schrift “Savvy” ist sehr prägnant – aber warum taucht diese nicht im Logo auf? Die Illustrationen von “Niceshit” leiten sich formal aus dem Hank-Character her, sie erinnern charmant an Editorial Cartoon Stile der 70er Jahre – aber warum werden diese dann mit so einer stockigen, austauschbaren Bildwelt kombiniert? 

In Summe entsteht kein homogenes Bild 

Es will sich bei mir einfach keine Branding-Reiselaune einstellen. Jeder Baustein des Auftrittes ist für sich formal und inhaltlich sauber und nachvollziehbar gestaltet. In der Summe entsteht aber kein homogenes Bild – was vor allem am Logo selbst liegt.  

Bestimmt war das wieder mal der berühmte Kompromiss, um die Marktforschung des Kunden zu beruhigen. Ich wette, Hank war als Logo für die Agentur die erste Wahl… aber wer weiß, vielleicht setzt er sich ja am Ende durch. Er wäre wirklich ein würdiger Nachfolger für Mehdi Nebbou. Ich jedenfalls würde Hank dann auch mit einem französischen Akzent sprechen lassen. 


Im „Marken-Check“ nimmt unser Kolumnist Marken genau unter die Lupe. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie hier.

Heinrich Paravicini ist Co-Gründer und Chief Creative Officer von Mutabor, Designagentur und Markenberatung mit Sitz in Hamburg, München und Berlin. Mit mehr als 180 Mitarbeiter*innen gehört Mutabor heute zu den größten unabhängigen Agenturen der Kreativbranche in Deutschland. Paravicini lebt und arbeitet in Hamburg und überall dort, wo Mutabor-Projekte entstehen.