Die Pläne des US-Investors KKR, der vor einem Jahr in das Marktforschungsinstitut GfK eingestiegen war, scheinen radikaler als bisher bekannt. So will die Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten” aus Arbeitnehmerkreisen erfahren haben, dass der von KKR installierte neue Vorstandschef Peter Feld plant, Teile des Nürnberger Instituts an das Technologieunternehmen IBM auszulagern. Der Vertrag liege bereits zur Unterzeichnung vor. Zudem sollen vier Marktforschungsbereiche verkauft werden.
Offiziell bestätigte der Vorstand, dass 600 der rund 2300 Stellen in Deutschland abgebaut und 17 der 23 Standorte geschlossen werden sollen. Damit bleiben neben der Zentrale in Nürnberg die größeren Standorte in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Haßloch bestehen. In diesem Zusammenhang verweist die GfK gegenüber absatzwirtschaft auch auf die bereits 2017 angekündigten Kostensenkungen in Deutschland von insgesamt etwa 20 Prozent. Damals kündigte der Vorstand an, umgehend in den Dialog mit den Arbeitnehmervertretern des Unternehmens zu treten, um die Auswirkungen auf die Belegschaft zu diskutieren und sozialverträgliche Lösungen zu sondieren. „Wir haben bereits im Sommer vergangenen Jahres umfassend über unser umfangreiches Transformations- und Investitionsprogramm intern wie extern informiert und unsere Mitarbeiter nicht nur auf der letzten Betriebsversammlung in Nürnberg sowie in weiteren internen Rundschreiben nochmals im Detail über den aktuellsten Stand in Kenntnis gesetzt. An den dort aufgezeigten Zielen halten wir nach wie vor unverändert fest. Wir sind bei deren Umsetzung auf einem guten Weg. Sobald es hierbei konkrete oder weitere Fortschritte gibt, werden wir diese natürlich erneut kommunizieren“, sagt Kai Hummel, Vice President (Communications & Public Affairs) bei der GfK gegenüber absatzwirtschaft.
Weltweit dramatischer Personalabbau erwartet
Aufgrund der drohenden Auslagerung sowie des Verkaufs von Marktforschungsbereichen geht die Arbeitnehmervertretung von einem äußerst schmerzvollen Personalabbau aus. So befürchte die Vertretung, dass von den weltweit 13.000 Beschäftigten nur noch 7000 übrig bleiben werden. Für Deutschland gehen die Beschäftigten von einer Halbierung der Belegschaft aus. Erst im Oktober vergangenen Jahres hatte die GfK angekündigt, sein Telefonlabor im schweizerischen Hergiswil bis März 2018 zu schließen, was einem Abbau von 77 Stellen entspricht. Als Grund gab das Institut gegenüber der „Luzerner Zeitung“ an, dass Kunden vermehrt von Telefon- auf Onlinebefragungen umstellen. So seien rund 50.000 weniger Telefoninterviews durchgeführt worden.
GfK hat Digitalisierung verpasst
Die GfK beklagt schon länger die Folgen der Digitalisierung: So eröffne insbesondere die steigende Zahl von Start-ups einen Preiskampf. Die jungen Unternehmen würden mit Onlineumfragen oft schneller und preisgünstiger Marktforschungsdaten liefern können als klassische Marktforscher. Die GfK-Umsätze seien daher in den vergangenen Jahren eingebrochen, hieß es Ende 2017 in einer Meldung der dpa. Diese Entwicklung habe die GfK schließlich dazu veranlasst, den Finanzinvestor KKR ins Boot zu holen, der die GfK SE seitdem quasi komplett in der Hand hat und sogar von der Börse nahm. Aus der einstigen Führungsriege ist nur ein alter Kopf übrig: David Krajice, der den Bereich GfK Research leitet. Die anderen acht Mitglieder des Managements, das sich „Executive Leadership Team” nennt, sind Neulinge. Viele von ihnen waren zuvor beim Besteckhersteller WMF tätig – auch Peter Feld, der Vorstandsvorsitzender der WMF Group war.
Peter Feld klagt ebenfalls über die Digitalisierung: „GfK ist zu komplex geworden und hat wichtige Trends – gerade in der Digitalisierung – verpasst, die auch kundenseitig in den vergangenen Jahren zu Veränderungen und neuen Anforderungen geführt haben. Wir müssen jetzt unsere Wettbewerbsfähigkeit deutlich stärken und GfK digitalisieren, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Ab sofort richten wir alle Aktivitäten auf unsere Kunden aus – ohne Kompromisse“, sagte der CEO der GfK anlässlich des im Sommer vergangenen Jahres veröffentlichten Transformations- und Investitionsprogramms. Dieses sieht unter anderem eine Beschleunigung der Digitalisierung vor. Zur Finanzierung des Programms will die GfK, „in den nächsten zwei Jahren weltweit rund 200 Millionen Euro an Kostensynergien” erzielen.