Obwohl sich die LGBTQI+ Community immer mehr Gehör verschafft, ist es noch ein langer Weg bis zur Gleichberechtigung. Viele Personen, die zu der Gemeinschaft gehören, erfahren sowohl in ihrer Freizeit als auch in der Arbeitswelt Diskriminierung durch andere. Im Jahr 2022 veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Studie in Kooperation mit der Universität Bielefeld. Gegenstand der Untersuchung war das Thema LGBTIQ+ Personen auf dem Arbeitsmarkt. Hier gaben 30 Prozent der Befragten an, in den letzten zwei Jahren Diskriminierung im Arbeitsumfeld erfahren zu haben. Um Benachteiligung und Diskriminierung zu entgehen, sind 31 Prozent der Teilnehmenden nicht gegenüber ihren Kolleg*innen geoutet. Gegenüber Vorgesetzten sind es sogar 40 Prozent.
Unternehmen beantworten 75 Fragen zu vier Kategorien
Der Pride Index soll der Diskriminierung am Arbeitsplatz entgegenwirken. Er soll Firmen helfen, Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Diversität im Arbeitsumfeld fördern. Alle Unternehmen in Deutschland haben die Möglichkeit, in den Index aufgenommen zu werden. Sie müssen sich dafür nur online anmelden. Die Unternehmen erhalten anschließend einen Fragebogen, der sich aus 75 Fragen aus den Bereichen Organisationsstruktur, Human Resources, Kommunikation und Sichtbarkeit sowie rechtlicher Rahmen und Reglungen zusammensetzt.
In der Kategorie „Organisationsstruktur“ wird nach einer konkreten Zielsetzung für die LGBTQI+ Diversität gefragt und inwiefern sich die Führungskräfte des Unternehmens für die Umsetzung dieser Ziele engagieren. Im Bereich „Human Resources“ werden neben Schulungs- und Training-Tools auch der Bewerbungsprozess und Personalfragebögen evaluiert und untersucht, inwiefern das Unternehmen Sensibilität und Offenheit gegenüber (potenziellen) Mitarbeiter*innen praktiziert.
In der Rubrik “Kommunikation und Sichtbarkeit” wird sowohl die interne als auch die externe Kommunikation, wie offizielle Statements und diskriminierungsfreie Sprache untersucht. In der letzten Kategorie “Rechtlicher Rahmen und Regelungen” wird erhoben, inwiefern Sanktionen für diskriminierendes Verhalten und der Schutz von LGBTQI+ Personen in den Reglungen des Unternehmens verankert sind.
Auszeichnung mit Pride Champion Siegel
Vorzugsweise soll der Bogen von einer Person aus der Personalabteilung oder einem Mitglied des Diversity-Teams ausgefüllt werden. Die Unternehmen und Organisationen erhalten anschließend eine Auswertung ihrer Ergebnisse sowie ein Feedbackgespräch. Firmen, die über 60 Prozent der Punkte erreichen, werden außerdem mit dem sogenannten „Pride Champion Siegel“ ausgezeichnet.
In der Auswertung werden die Betriebe in Groß- und Kleinunternehmen sowie mittelständische und öffentliche Institutionen eingeteilt. Zu den Top 11 der Großunternehmen des Pride Index 2022 gehören das Kosmetikunternehmen L‘Oréal, McKinsey, Merck, Riverty, Thoughtworks, Accenture, Adobe, Allianz, EL Sevier, Enterprise und Hewlett Packard Enterprise. Jedes der elf Unternehmen erreichte 90 Prozent oder mehr der möglichen Punkte. 2022 nahmen insgesamt 78 Unternehmen aus den Bereichen Handel, Consulting, Software/IT, Chemie/Pharma, Medien/Verlag, Banken/Finanzdienstleistung, Gesundheitswesen und Kanzleien teil.
Empowerment mit der Uhlala Group
Der Pride Index wurde von der Uhlala Group ins Leben gerufen. Seit 2009 setzt sich das führende LGBTQI+ Social Business für die Unterstützung und das Empowerment der queeren Community ein und arbeitet für verschiedene Projekte mit anderen Unternehmen und Organisationen zusammen. Zu den Projekten zählen unter anderem Sticks & Stones, Europas größte Job- und Karrieremesse für LGBTQI+ und die Initiierung des “Pride Office Days”, der 2022 zum ersten Mal stattfand. „Wir positionieren uns für die Wertschätzung und vollständige Gleichstellung aller Mitglieder der LGBTQI+ Community“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens.
CEO und Gründer der Uhlala Group ist Stuart Bruce Cameron. Seit mehr als zehn Jahren setzt er sich für queere Personen ein. 2021 gründete er außerdem gemeinsam mit Isabelle Hoyer das Unternehmen “Panda – The Women Leadership Network” für Frauen in Führungspositionen.