Presse- und Werberat weisen wieder auf aktuelle Missstände hin

Der deutsche Presserat rügte fünf Zeitungen, weil sie den Pressekodex verletzten. Dabei störte die Presse-Hüter mehrfach, dass die Titel nicht sauber zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt trennen. In 30 Fällen kam es zu einer Beanstandung der Werbesujets durch den deutschen Werberat.

So erhielt das Fußballmagazin „Kicker“ für eine so genannte Flexformat-Anzeige eine öffentliche Rüge. In Veröffentlichungen über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war in sechs Anzeigen der Fließtext der Artikel eingepasst worden. Diese Gestaltung erwecke den Eindruck, die Werbung sei Bestandteil der redaktionellen Veröffentlichung. Damit sei der Grundsatz der klaren Trennung nach Richtlinie 7.1 des Pressekodex verletzt worden, erklärt der Presserat.

Wegen Schleichwerbung rügte das Gremium die „Mittelbayrische Zeitung“, die Zeitschrift „das Einfamilienhaus“ und die Society-Zeitschrift „Bunte“. Die Mittelbayrische Zeitung berichtete über Immobilien in München, und das auf Basis eines PR-Beitrages und unter Verwendung eines PR-Fotos des Bauträgers über Luxuswohnungen. Die von der Zeitung vorgenommene Bearbeitung des Werbematerials war nach Ansicht des Ausschusses unzureichend.

Ebenfalls um Immobilien ging es bei „Das Einfamilienhaus“, das ausschließlich Häuser eines bestimmten Herstellers vorstellte. „In zahlreichen Medienhäusern sieht man die Fehler ein und wir bekommen regelmäßig Rückmeldungen von Chefredakteuren, die sich für dieses Fehlverhalten entschuldigen“, sagt Ella Wassink vom Presserat. Doch nicht nur der deutsche Presserat hat in dieser Woche die schwarzen Schafe der Branche angekreidet. Beim deutschen Werberat gingen gingen im ersten Halbjahr 118 Proteste von Bürgern ein.

In 30 Fällen kam es dabei zu einer Beanstandung der Werbesujets. Daraufhin sei in 26 Fällen die betreffende Werbung von den Unternehmen zurückgenommen worden. Lediglich in drei Fällen hielten werbende Unternehmen die von Protesten begleiteten Werbesujets zunächst im Markt, was der Werberat mit öffentlichen Rügen in den Medien brandmarkte. „Mit den Rügen wollen wir den Unternehmen nicht wirtschaftlich schaden, sondern auf Missstände hinweisen“, erläutert Volker Nickel, Sprecher des deutschen Werberates die öffentliche Anprangerung.

So tadelte das Gremium die Firma Ahnenforschung (Griesheim), weil die Webseite des Unternehmens Adolf Hitler als herausgestellten Blickfang benutze. „Vor dem Hintergrund seiner Verbrechen wirkt der Zusammenhang mit Ahnenforschung besonders zynisch und trifft insbesondere Menschen, die unter dem Rassenwahn des Nazi-Regimes zu leiden hatten“, schreibt der Rat in seiner Halbzeitbilanz. Als härtesten Verstoß gegen die guten Sitten der Werbebranche wertete er die Anzeige der Möbelfirma Heuberg-Wagner (Bremen-Neustadt) . „Die Abbildung zeigt eine Frau mit einem im Genitalbereich ausgeschnittenen Rock“, erläutert ein Sprecher. -pte

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