Preboarding: Integration schon vor dem ersten Arbeitstag 

In Zeiten steigender „Ghosting“-Fälle gewinnen Preboarding-Maßnahmen an Bedeutung. Sie helfen Unternehmen, die kritische Phase zwischen Jobzusage und Arbeitsbeginn erfolgreich zu gestalten und stärken die Bindung neuer Arbeitskräfte. 
Federica Boarini ist Head of International Development bei Reverse, einer auf Headhunting und HR-Beratung spezialisierten Agentur.
Federica Boarini ist Head of International Development bei Reverse, einer auf Headhunting und HR-Beratung spezialisierten Agentur. (© Reverse, Montage: Katharina Höhner)

Die Zahl der sogenannten „Ghosting“-Fälle bei der Rekrutierung von Arbeitskräften hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Gemeint sind Situationen, in denen neu eingestellte Mitarbeitende plötzlich und ohne Vorwarnung jegliche Kommunikation mit dem Arbeitgeber abbrechen. Laut Studien erscheint eine*r von fünf Bewerber*innen nach Unterzeichnung des Arbeitsvertrags nicht zum ersten Arbeitstag. Dies stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen: Einerseits verlieren sie wertvolle Ressourcen, die in den Rekrutierungsprozess investiert wurden, andererseits bleibt die Stelle weiterhin unbesetzt. Für Recruiter ist dies nicht nur eine Enttäuschung, sondern auch ein wirtschaftliches Risiko. 

In der Übergangszeit zwischen der Annahme des Jobs und dem ersten Arbeitstag fühlen sich viele Bewerber*innen alleingelassen. Unsicherheiten, Zweifel und Stress dominieren diese Phase, in der die Kandidat*innen noch nicht aktiv in das Unternehmen eingebunden sind. Diese Unsicherheiten führen nicht selten dazu, dass Bewerber*innen sich kurzfristig umentscheiden und anderen Angeboten den Vorzug geben. Genau hier setzt Preboarding an – eine Maßnahme, die Unternehmen hilft, diese kritische Zeit effektiv zu überbrücken. 

Preboarding: Ein effektives Werkzeug gegen Absprungraten 

Preboarding zielt darauf ab, neue Mitarbeitende bereits vor ihrem ersten Arbeitstag in das Unternehmen zu integrieren. Durch gezielte Maßnahmen wie Willkommensbotschaften, Teamvorstellungen oder Einblicke in die Unternehmenskultur können Zweifel ausgeräumt, die Motivation gesteigert und die emotionale Bindung zur neuen Arbeitsstelle gestärkt werden. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit fördert nicht nur das Engagement, sondern auch die Motivation, sich aktiv einzubringen. 

Darüber hinaus macht ein strukturiertes Preboarding den anschließenden Onboarding-Prozess effizienter. Neue Mitarbeitende sind bereits mit grundlegenden Abläufen, ihrer Rolle und den Erwartungen vertraut, was den Einstieg erleichtert und eine schnelle Produktivitätssteigerung ermöglicht. Mit einem durchdachten Preboarding können Unternehmen also nicht nur die Zahl der „Ghosting“-Fälle senken, sondern auch langfristig von engagierteren und motivierteren Mitarbeitenden profitieren. Hier sind fünf Tipps für Arbeitgeber: 

Praktische Ansätze für ein erfolgreiches Preboarding 

  • 1. Feedback zum Einstellungsverfahren: Rückmeldungen neuer Mitarbeitender stärken die Bindung und helfen, den Bewerbungsprozess zu verbessern. Kurze Umfragen liefern wertvolle Einsichten. 
  •  2. Teamvorstellungen: Planung eines Kennenlernens – ob per Videocall oder vor Ort. Ein Rundgang durch die Räumlichkeiten und ein gemeinsamer Kaffee mit dem zukünftigen Team wirken motivierend und schaffen erste Bindungen. 
  •  3. Willkommenskommunikation: Eine persönliche E-Mail, ergänzt durch ein Teamfoto, vermittelt Wertschätzung und erleichtert die Vorstellung, Teil des Unternehmens zu werden. 
  • 4. Informationsmaterialien: Infografiken, Videos oder Handbücher zur Unternehmenskultur, Mission und Vision helfen den neuen Mitarbeiter*innen, sich frühzeitig mit den Werten und Zielen des Unternehmens zu identifizieren. 
  • 5. Bedeutung der Rolle: Klare Vermittlung der Verantwortung und Bedeutung, die die neue Position im Unternehmen hat. So fühlen sich die Kandidat*innen gebraucht und wertgeschätzt. 

Ein durchdachtes Preboarding legt den Grundstein für ein erfolgreiches Onboarding. Die HR-Abteilung spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie organisiert die Aktivitäten, moderiert die Interaktionen und stellt sicher, dass die neuen Mitarbeitenden sich willkommen fühlen.  

Ein gelungenes Preboarding endet nicht am ersten Arbeitstag, sondern bildet eine Brücke zu einem umfassenden Onboarding-Prozess, der die neuen Talente nachhaltig in die Unternehmenskultur integriert.