Von Johannes Steger
Werbefail der Woche: Gustl Mollath macht Sixt-Werbung
Für viele Aktionen gab es schon mal Ärger, aber dieses Mal krachte es. Auslöser war eine Anzeige des Autovermieters Sixt in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung. Abgebildet war Gustl Mollath. Der Mann also, der möglicherweise zu Unrecht in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen wurde und dessen Fall jetzt neu aufgerollt wird. Versehen war sein Konterfei mit dem Satz: „Wenn hier jemand verrückt ist, dann der Sixt mit seinen Preisen“. Der große Ärger kam, als die Anzeige auf Facebook veröffentlicht wurde. Viele Nutzer kritisierten die Werbung als geschmacklos, einige kündigten gar den Boykott des Autovermieters an. Auch Mollath reagierte und ließ seinen Anwalt rechtliche Schritte prüfen. Nachdem man zuerst ein Honorarangebot an das unfreiwillige Werbegesicht Mollath übermittelt hatte, ruderte der Konzern dann am Dienstag völlig zurück: Der Vorstandsvorsitzende Erich Sixt entschuldigte sich mit einem Brief persönlich bei Mollath und kündigte an, dass die Anzeige nicht weiter verbreitet werden soll. Auf Facebook versucht sich das Sixt-Team um Schadensbegrenzung.
Wenn Autovermieter Sixt eine neue Werbeaktion veröffentlicht, tut das oft weh. Die Agentur des Verleihers, Jung von Matt, setzt grundsätzlich auf Themen des aktuellen Zeitgeschehens und setzt diese in satirischen Kontext zu den Produkten ihres Kunden. Als unlängst Angela Merkel vom Internet als Neuland sprach, folgte prompt die Mietwagen-Anzeige: „Für alle, die #Neuland entdecken wollen“.
Die Highlights der Woche auf absatzwirtschaft.de:
>>>Die unbekannten Riesen: Marken aus den BRIC-Staaten
>>>Jeder zweite Arbeitnehmer tappt in Bezug auf die Unternehmensziele im Dunkeln
>>>Prism könnte US-Cloud-Industrie 35,1 Milliarden US-Dollar kosten
>>>CDU stärkste Partei in Sachen Social Traffic
Blog der Woche: Roland Pofalla beendet NSA-Affäre
Die NSA-Affäre hat ein neues Kapitel. Dieses ist aber weniger skandalös, als vielmehr spöttisch: Als Roland Pofalla nach der Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums sagte, die vermeintliche Totalausspähung hätte es so nicht gegeben und die Vorwürfe seien jetzt „vom Tisch“, erkannten viele im Netz darin einen Versuch, die Abhöraffäre für beendet zu erklären. Der Tumblr-Blog „Pofalla beendet Dinge“ spottete über die Aussage des Kanzleramtsministers. Die Nutzer der Plattform Twitter machten mit: Innerhalb kurzer Zeit schaffte es das Hashtag #Pofallabeendetdinge unter die Trending Topics.
Und hier geht´s zum Blog: http://pofallabeendetdinge.tumblr.com/
Missverständnis der Woche: Deutsche Familienversicherung im Shitstorm
„Soll Ihre Tochter Altenpflegerin werden oder freie Berufswahl haben“ fragt ein Werbeplakat der Deutschen Familienversicherung. Wäre da nicht der Zusatz „Versichern Sie sich“ könnte der Betrachter glatt auf die Idee kommen, die Versicherung hätte für den Berufstand nicht besonders viel Respekt übrig. Dass auch trotz Zusatz die Aussage genau so verstanden wurde, musste das Unternehmen dann doch erleben. Obwohl das Plakat nur auf einer kleinen Facebook-Seite veröffentlicht wurde, machte es im Netz schnell die Runde. Im Nu hagelte es Kritik, denn viele Nutzer sahen den Beruf des Altenpflegers in Misskredit gezogen. Das Unternehmen bat schließlich um Entschuldigung und will die Plakate nicht verwenden. Da nur zwanzig Exemplare gedruckt wurden, ist die Rückrufaktion wohl eher überschaubar.
Die ganze Geschichte auf Handelsblatt.com lesen
Beschwerde der Woche: Was wird aus der Zigeunersauce?
Sie gehört zu jedem Grillfest und steht in jedem Supermarktregal zwischen anderen kuriosen Geschmacksrichtungen: die Zigeunersauce. Für Kritik sorgt aber plötzlich nicht der Inhalt, sondern der Name. Das Wort „Zigeuner“ wurde aus dem deutschen Sprachschatz verbannt, einzige Überbleibsel sind das Zigeunerschnitzel von der Pommesbude und eben jene Zigeunersauce. Gegen diese Namen wehrt sich jetzt das „Forum für Sinti und Roma“ aus Hannover und forderte die Hersteller zu einer Umbenennung auf. Die vorgeschlagenen Alternativen: „Paprika-Sauce“ oder „Pikante Sauce“. Die Anbieter halten mit der Tradition des Produkts entgegen und sehen keinen Änderungsbedarf. Schützenhilfe erhalten sie vom Zentralrat der Sinti und Roma, der warnt vor einer dogmatischen Sprachregelung. Es sei unsinnig in derartigen Begriffen das Wort Zigeuner zu streichen.