Von Nils Jacobsen
Nach dem öffentlichen Zusammenbruch folgt die 180-Grad-Wende. Rund eine Woche ist es her, dass Elon Musk der New York Times eines der erstaunlichsten Interviews des Jahres gegeben hatte, in dem der 47-Jährige eine bemerkenswerteste Beichte ablegte.
Er arbeite zuletzt bis zu 120 Stunden pro Woche, schlafe manchmal im Büro und habe die Fabrik mitunter drei bis vier Tage nicht verlassen, erklärte der Gründer und Chef von Tesla, Space X und Solar City. Musk gestand zudem akuten Schlafmangel ein und erklärte, er nehme manchmal das in den USA verbreitete Schlafmittel Ambien ein. “Es ist eine Wahl zwischen Ambien oder keinem Schlaf”.
Börsenrückzugspläne stürzten Tesla in Krise
Ein Grund für die schlaflosen Nächte: Die unablässigen Attacken der sogenannten Shortseller, die auf fallende Kurse beim Elektroautobauer setzen und Musk deswegen sogar zum Börsenrückzug bewogen hatten, den der Tesla-Chef zwei Wochen zuvor völlig überraschend angekündigt hatte.
“Erwäge, Tesla zum Kurs von 420 Dollar von der Börse zu nehmen. Finanzierung gesichert”, twitterte Musk Anfang August knapp. Musk erklärte seine Motivation in erster Linie mit den Kursturbulenzen, denen Tesla als börsengelistetes Unternehmen ausgesetzt sei.
Vor allem die Verpflichtung, alle drei Monate eine Quartalsbilanz vorzulegen, sei für den Elektroauto-Pionier hinderlich, weil sich Tesla so auf kurzfristige statt langfristige Ziele konzentrieren müsse. Allein: Der geplante Börsenrückzug selbst stürzte Tesla in massive Kursturbulenzen und ließ den Kurs der Aktie binnen Wochen in der Spitze um ein Viertel einbrechen, was Spekulationen über den Einstieg eines Großinvestors wie Apple befeuerte.
Musk muss nach den Chaos-Wochen eingesehen haben, dass er mit seiner Exit-Strategie auf dem besten Weg war, sein Lebenswerk gegen die Wand zu fahren. Entsprechend folgte am Freitagabend in den USA die nicht ganz überraschende 180-Grad-Wende: Musk verkündete erneut via Twitter den Börsenverbleib.
Diesmal hielt sich der egozentrische Tesla-CEO an die Spielregeln der Wall Street und setzte seinen Tweet mit begleitendem Statement außerhalb der Handelszeiten ab. Musk begründete seine Kehrtwende damit, dass ihn Investoren zum Umdenken bewogen hätten. Im Klartext: Der Druck des Aufsichtsrats und von Großaktionären dürfte zu groß geworden sein.
Delisting-Prozess unterschätzt
Der auf dem Papier 20-fache Multimilliardär erklärte weiter, er habe den langwierigen Prozess eines Delistings zudem unterschätzt und befürchte dadurch zu viel Ablenkung vom Kerngeschäft. Ganz klein beigeben wollte Musk dennoch nicht: Im Statement beharrte der Tesla-CEO darauf, dass die Finanzierung für einen Börsenrückzug weiter gesichert sei, ohne nähere Details zu nennen.