David Linn hat nicht aktiv an schadhaften Handlungen mitgewirkt, argumentierte Manfred Döring. Linn sei nicht in die Umsetzung der angeblichen Geschäftstätigkeit von Camaco involviert gewesen. Linn konnte bis zu einem ersten Geldeingang im Jahr 2004 nicht wissen, dass mit Camaco etwas nicht stimmen könnte. Zudem verwies Linns Verteidiger auf die Zwangslage und das Abhängigkeitsverhältnis zu seinem damaligen Vorgesetzten Aleksander Ruzicka. Er hatte nie die Absicht, einen Schaden zu verursachen. Vorzuwerfen habe sich Linn sein Schweigen und seine Untätigkeit, die die Vorgänge um Emerson FF auch möglich gemacht hätten. Aber auch eine Information an die Konzernzentrale von Aegis Media in London hätte für ihn existenzielle Folgen haben können, so Döring.
Das aus dem Treuhandverhältnis bei der Treuhandfirma Camaco erhaltene Geld in Höhe von 1,98 Millionen Euro hat Linn nicht angerührt, sondern auf einem getrennten Konto belassen. Zudem habe er sich aktiv mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Aegis Media über die Rückzahlung dieser Summe geeinigt. Auch gegenüber den Mitarbeitern der Mediaagentur hat sich Linn entschuldigt. Es sei nie seine Absicht gewesen, Aegis Media zu schaden. Das von der Staatsanwaltschaft vor Beginn der Hauptverhandlung gezeichnete Bild von David Linn als Mittäter stelle sich am Ende der Beweisaufnahme anders dar.
Verteidiger Manfred Döring plädierte für David Linn auf eine Bewährungsstrafe wegen Beihilfe zur Untreue durch Unterlassung in einem Fall. David Linn ist nicht vorbestraft, hat sich dem Verfahren aktiv gestellt, obwohl er britischer Staatsbürger ist, und hat auch durch sein vollumfängliches Geständnis von Beginn an zur Aufklärung beigetragen. Zudem hätten David Linn und seine Familie nach den Vorkommnissen einen schweren wirtschaftlichen Schaden erlitten, der sie noch lange Zeit verfolgen wird, fügte Linns Verteidiger Manfred Döring hinzu.
David Linn war neben Aleksander Ruzicka, Heinrich Kernebeck und Claudia Jackson einer der vier Treugeber der Treuhandfirma Camaco. Camaco hatte jahrelang Rechnungen an Emerson FF für die angebliche Vermittlung von Freispots geschrieben, und soll daraus in den Jahren 2003 bis 2006 rund 20 Millionen Euro erhalten haben. Diese Beträge wurden aus den Summen bezahlt, die Emerson FF auf Basis von Scheinrechnungen ohne ersichtlichen Rechtsgrund – so die Ankläger – jahrelang von Aegis Media erhalten hat. Das dadurch bei Aegis Media abgeflossene Geld ist Kern des Anklagevorwurfes der Untreue. Für die Ermittler ist es beim Vorwurf der Untreue irrelevant, warum dieses Geld zu Aegis Media kam, und was Camaco mit diesem Geld tatsächlich getan hat.
Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden hatte gegen David Linn wegen Beihilfe zur Untreue eine Strafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung und eine Geldauflage von 30.000 Euro beantragt. Am 27.April wird das Plädoyer der Verteidiger von Aleksander Ruzicka erwartet. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Wiesbaden, Jürgen Bonk, kündigte das Urteil für den 7.Mai um 14 Uhr an. mz