Aber der Professor für Philosophie und politische Theorie geht noch weiter: „An Marketing ist nichts Negatives. Als puritanisch bewerte ich die Vorstellung, nur die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Wohnen zu denken (…). Ich lehne die Behauptung ab, man dürfe Waren nur wegen ihres unmittelbaren Gebrauchswertes haben wollen und das Marketing verbinde Waren mit Lifestyle und werte sie dadurch zu unrecht auf.“
Ethische Werte einhalten
Natürlich gebe es auch Grenzen für das Marketing. So fordert er die Einhaltung ethischer Werte ein. Im TV würden im Umfeld von Nachrichtensendungen immer wieder Spots von hoch problematischen Medikamenten eingespielt. Das hält Nida-Rümelin nicht für vertretbar angesichts des Missbrauchs, der mit Medikamenten betrieben wird. Und auch die Konsumenten haben eine Verantwortung. Häufig würden wir als Verbraucher ökologisch rücksichtslos produzieren und konsumieren. Es sei Teil des Ethos zu fragen, wie wir einen Beitrag dazu leisten können, dass wir effizienter mit Ressourcen umgehen. Aber auch hier kann Marketing helfen, meint der gebürtige Münchener: „Ein Teil des Marketings bestimmter Produkte beruht geradezu auf einer ökologischen Gesinnung. Wenn die Botschaft lautet, es sei chic, mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs zu sein, kann das Marketing eine ökologisch positive Rolle spielen“, so Nida-Rümelin.
Grundsätzlich hält er aber das Bild des Marketings als geheimen Verführers und den Menschen als Opfer von Manipulation für eine Unterschätzung der menschlichen Rationalität und als nicht haltbar. Im Gegenteil: Für ihn ist es sogar legitim, wenn Marketing ein schönes Lebensgefühl vermittele.
Das ganze Interview ist in der absatzwirtschaft 1-2/2017 erschienen.