Nach dem Wochenende danach: Wie fällt die erste Bilanz der diesjährigen Online Marketing Rockstars aus?
PHILIPP WESTERMEYER: Grundsätzlich sind wir schon sehr sehr zufrieden. Es hat fast alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Das einzige Problem war die Thematik mit der Einlasssituation.
Sie meinen das Malheur, dass die Kartenlesegeräte nicht funktionierten und viele hundert Besucher im Regen vor der Tür warten mussten?
Genau. Aber ich glaube auch, dass wir das dann gut gelöst haben.
Indem Sie einfach erst einmal alle reingelassen haben.
Wichtig ist: Ich glaube und hoffe, dass wir dadurch für die Zukunft nur sehr wenige verärgerte Gäste verlieren werden.
In der Pannenliste des ersten Tages fehlt noch das Scheitern des Cashless-Payments. Wird es da im nächsten Jahr einen neuen Versuch geben?
Die Einlass-Situation und das Problem mit dem Cashless-Payment hängen direkt zusammen. Ich kann mir aber trotzdem vorstellen, dass wir das noch mal probieren. Und die Besucher können sich ja auch freuen. Wenn es nicht klappt, gibt es wieder alles umsonst. Traurig sind wir darüber, dass nicht alle kommen konnten, die gerne gekommen wären. Wir haben uns ein wenig gefreut, dass wir ausverkauft waren, waren aber vor allem auch enttäuscht, dass wir mit Wartelisten arbeiten mussten und nicht mehr für alle Leute Karten hatten. Das wollen wir für das nächste Jahr unbedingt ändern. Alle, die kommen wollen, sollten dann auch kommen können. Das zwingt uns zu etwas weiterem Wachstum und stellt uns vor die Herausforderung auch dann noch eine familiäre Atmosphäre zu erhalten.
Wie viele waren diesmal da?
Über 26.000 Leute an den beiden Tagen. Aber es hätten auch deutlich über 30.000 sein können.
Das bedeutet für das nächste Jahr: Noch größer werden oder teurer?
Die Preise extrem hoch zu schrauben ist nicht unsere Art. Wir werden aber mit einer weiteren Messehalle arbeiten und etwas größer werden. Die Reise wird so grob in Richtung der 40.000 Besucher gehen.
Der Event scheint sich in einem seltsamen Spannungsfeld der Kommunikationsdienste zu bewegen. Horizont berichtet weitgehend wohlwollend. Werben & Verkaufen negativ. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Wahrgenommen habe ich es auch. Ich kann es mir aber nicht richtig erklären. Was die kritische Berichterstattung bei Werben & Verkaufen betrifft: Da durfte eine Person, die ich nicht kenne, die keine sonderlich bekannte Person im deutschen Online-Marketing-Markt zu sein scheint, ausführlich schreiben, warum sie nicht zu uns kommt. Das habe ich schon als höchste Form der Anerkennung empfunden. Wir haben es weit gebracht, wenn man sich rechtfertigen muss, wenn man nicht hingeht. Insofern war ich nicht sauer oder enttäuscht. Den anderen Artikel des Chefredakteurs habe ich auch kurz gesehen und gedacht, dass ich nicht sicher bin, ob allen klar ist, wie Top-Entscheider heutzutage so aussehen.
Wie denn?
Na ja. Es gibt ne Menge Leute, die über riesige Budgets entscheiden, aber so aussehen als kämen sie gerade vom Sport. Es gibt mehr Vielfalt unter den Top-Leuten der Digital-Branche. Das ist ein bisschen die neue digitale Welt. Aber meine Großmutter wundert sich auch immer, wenn ich ihr sage, dass wir ein paar tausend Besucher erwarten und ich trotzdem vorher nicht noch beim Friseur war oder so… Ich will jetzt aber gar nicht weiter über die Presse reden. Ich finde Leute nicht gut, die nicht auch mal negative Presse aushalten können, davon gibt’s aktuell ja genug.
Im Vergleich zur dmexco: Sind die Entscheider im Anzug und Krawatte eher dort zu finden?
Ich weiß gar nicht, ob es diese zwei Arten von Entscheidern gibt. Das verschwimmt doch immer mehr. Bei mir haben sich aber erst dieses Wochenende einige sehr verantwortliche Leute u.a. aus DAX-Konzernen gemeldet, die begeistert waren. Grundsätzlich bin ich kein Fan von Vergleichen. Ich schaue eigentlich nur auf uns und frage mich immer wieder, ob es für uns eine Zukunft und weiteres Wachstum gibt, und da sehe ich enormes Potenzial.
Wurde auf der OMR auch hartes Business gemacht, oder ist die Veranstaltung doch eher ein Branchen-Happening?
Gerade bei uns wird hartes Business gemacht. Auch weil es uns gelingt, eine gute und entspannte Atmosphäre zu erzeugen, die gute Gespräche und Abschlüsse erst möglich macht. Bei uns werden nicht nur steif irgendwelche Visitenkarten getauscht. Hier lernen sich Leute erstmalig neu kennen und haben eine gute Zeit zusammen und machen dann einen guten Deal. Daneben werden auch Termine mit bestehenden Kunden gemacht, beides ist wichtig.
Kann man von einem solchen Event ein ganzes Jahr gut leben?
Wir sind eine Firma mit 38 Leuten. Es muss irgendwie gehen. Wir machen aber aktiv eine Menge Sachen über das ganze Jahr verteilt. Zusammen mit unseren Artikeln, Analysen, Seminaren, der Job-Börse oder auch der Podcasts bauen wir eine neue Medienmarke auf. Da sind wir auf einem ganz guten Weg.
Was sind denn dann die nächsten Schritte auf dem Weg zur Medienmarke?
Wir glauben sehr stark an unsere kostenpflichtigen Inhalte wie unsere Reports und Seminare. Auch über Paid-Podcasts und andere Ideen denken wir nach. Ich spüre noch immer, dass diese Marke eine wahnsinnige Kraft hat. Ein Beispiel: Während des Events und danach wurden unsere Service-Mitarbeiter, Fahrer, Helfer ständig angesprochen, ob sie nicht ihre Kappen und Klamotten mit unserem Logo für unverhältnismäßig viel Geld verkaufen würden. Das zeigt: Die Marke begeistert Menschen. Das zählt.