Herr Czwikla, passt ein Verbot von Außenwerbung zu einer demokratischen Gesellschaft?
PAAVO CZWIKLA: Solche Verbote spiegeln ein Staatsverständnis, das mir nicht zusagt. Ich möchte nicht, dass mir jemand vorschreibt, was ich sehen soll und was nicht. Für mich trägt Außenwerbung ganz im Gegenteil zum Gelingen des gesellschaftlichen Diskurses bei, weil sie das einzige Medium ist, das alle Bürger*innen erreicht.
Wiegen für Sie die Freiheitsrechte von Bürger*innen schwerer oder die von Unternehmen?
Das ist in diesem Kontext gar nicht relevant, denn es geht auch und gerade um Konsumentensouveränität. Ein Problem entsteht aus meiner Sicht nur, wenn Werbung irreführend ist. Dem lässt sich mit weniger intensiven Eingriffen als Verboten begegnen.
Braucht eine lebendige Stadt Außenwerbung?
Ja. Plakate sind anregend und vielfältig – Werbung für Alkohol gehört ebenso dazu wie die für Entwicklungshilfe. Gerade wird viel für die Impfkampagne geworben. Für mich als Vertreter einer politischen Jugendorganisation ist auch Wahlwerbung wichtig. Ich finde es schade, dass Ströer sich aus diesem Bereich zurückgezogen hat.
Haben Initiativen zur Abschaffung der Außenwerbung eine Chance im politischen Raum?
Das glaube ich schon, auch wenn ich kein Fan von ihnen bin. Es ist ein Thema, das sich gut emotionalisieren lässt. Dann gibt es immer eine Chance für Mehrheiten, gerade auf lokaler Ebene.
Dieses Interview erschien zuerst in der Januar-Printausgabe der absatzwirtschaft.