Seit knapp zwei Jahren setzt Otto Now auf das Motto „Nutzen statt besitzen“. Dabei bietet das hauseigene Startup des Hamburger Versandhändlers ganz verschiedene Gebrauchsgüter zur Miete an, vom Fernseher über die Waschmaschine und das Smartphone bis zur Drohne. Ende vergangenen Jahres nahm das Unternehmen zusätzlich Möbel ins Angebot auf. Bisher konnten Kunden beim Mietzeitraum zwischen den Varianten drei, sechs, zwölf oder 24 Monate wählen. Seit kurzem sind einige Artikel auch für nur einen Monat zu mieten.
Das gilt auch für die Elektroroller, die der Sharing-Anbieter ab Ende August bundesweit verleihen will – allerdings anders als die Konkurrenz.
Statt nach Minuten wird bei der Otto-Tochter monatlich abgerechnet. Das Unternehmen schafft damit „bewusst eine Alternative zum bisherigen E-Scooter-Verleih – ohne festgelegte Nutzungsgebiete, willkürlichem Parken im Stadtgebiet und Minutenpreisen“, wird Sören Nilsson, Mitgründer von Otto Now, in einer Mitteilung zitiert.
In maximal sechs Stunden für 40 Kilometer aufgeladen
Für 39 Euro im Monat (Startangebot, später 49 Euro) bekommt der Kunde einen Elektroroller samt Versicherung zur bundesweiten Nutzung überlassen. Seine eigene Verleih-Flotte bezieht Otto Now vom Hersteller SXT-Scooters. „Die E-Scooter gehören zu den besten am Markt – sie haben eine Zehn-Zoll-Bereifung, eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern und sind in maximal sechs Stunden aufgeladen“, heißt es weiter.
Mit unserem neuen Mobilitätskonzept möchten wir eine Alternative zum bisherigen E-Scooter-Verleih anbieten. Damit sind E-Scooter nicht nur einfach, sondern auch überall und jederzeit nutzbar.“
Erst Mitte Juni wurden die E-Tretroller in Deutschland offiziell für den Straßenverkehr zugelassen. Seither prägen sie das Stadtbild in Großstädten wie München, Hamburg oder Berlin. Mehrere Anbieter sind mittlerweile mit eigenen Flotten am Markt, andere wollen in den kommenden Wochen und Monaten folgen. In der Regel wird das Ausleihen minutengenau über eine App abgerechnet. Die Roller fahren bis zu 20 Stundenkilometer schnell. Die Geschwindigkeit wird jedoch in einigen Bereichen gedrosselt, besonders um Fußgänger zu schützen.
Kritik an zusätzlicher Gefährdung und kurzer Lebensdauer
Kritiker beklagen allerdings vielerorts auf Bürgersteigen abgestellte Roller und auch eine zusätzliche Gefährdung durch die Fahrzeuge, die nur auf Radwegen und auf der Straße fahren dürfen – aber regelmäßig auch auf Gehwegen anzutreffen sind. Zudem sehen Kritiker die kurze Lebensdauer der Roller als Problem. Durch die häufig wechselnden Fahrer, negative Witterungseinflüsse oder unsachgemäßen Umgang wird erwartet, dass die Fahrzeuge bereits nach einigen Monaten ausgetauscht werden müssen.
Die Scooter von Otto Now stünden dagegen nicht auf öffentlichen Wegen herum, betonen die Hamburger. Für die Instandhaltung will das Unternehmen sorgen – erwartet wird allerdings, dass die Nutzer ohnehin sorgfältiger mit den Scootern umgehen, als es bei den nur für einzelne Fahrten ausgeliehenen E-Tretrollern der Fall ist. In den USA vermietet der Anbieter Bird seit dem Frühjahr Scooter für einen monatlichen Preis von rund 25 Dollar in San Francisco.
Auch in Deutschland gibt es das Abo-Modell für E-Tretroller bereits. Das Berliner Startup Grover ist damit bereits im Februar, noch vor der Straßenzulassung, an den Start gegangen. Michael Cassau, CEO und Gründer von Grover: „Offensichtlich lagen wir richtig, als wir mit GroverGo bereits im Februar 2019 das erste, bundesweit verfügbare Abo-Modell für E-Scooter auf den deutschen Markt gebracht haben. Grovers Gegenentwurf zu Pay-per-ride und Free-Float stieß auf großes Interesse bei den Kunden, so konnten wir unsere gesamte Flotte von über 300 E-Scootern seitdem non-stop vermieten.“