GfK
Die Erholung der Wirtschaft in der Europäischen Union nimmt wieder Fahrt auf. Im gesamten letzten Jahr ist sie laut Eurostat mit 0,1 Prozent noch kaum gewachsen. Für das laufende Jahr rechnen Experten jedoch wieder mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung in den 28 EU-Staaten von 1,3 Prozent. Dies ist sicherlich auch auf das sich aufhellende weltwirtschaftliche Umfeld zurückzuführen. In den meisten der beobachteten EU-Länder wuchs das BIP sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zum Vorjahr. Lediglich die Krisenstaaten Griechenland und Italien hatten Ende 2013 noch einmal ein Minus im Vergleich zum Vorquartal zu verkraften. In Italien ist die Wirtschaft im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht um 0,1 Prozent gewachsen.
Das Pflänzchen „Aufschwung“ ist jedoch noch sehr zart. Es gilt noch viele Unsicherheiten zu überwinden. So wollen Frankreich und Italien von der konsequenten Sparpolitik abrücken und wieder verstärkt Schulden aufnehmen, um die Wirtschaft durch stärkere Investitionen anzukurbeln. Wie sich dies auf ihre Bonität an den Finanzmärkten und auf den europäischen Fiskalpakt auswirken wird, bleibt abzuwarten. Ein weiteres Risiko liegt in der geringen Inflation. Viele Experten befürchten bereits eine Deflation – also einen Rückgang des Preisniveaus – in der Euro-Zone, wie es in Spanien im März bereits passiert ist.
Der Optimismus, der sich inzwischen bei vielen europäischen Verbrauchern festigt, ist somit durchaus gerechtfertigt. In fast allen hier dargestellten Ländern zeigen die Indikatoren Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung nach oben. In vielen Ländern erreichen sie Werte wie seit Jahren nicht mehr. Auch der Konsumklima-Index für die EU (28 Länder) steigt. Im März lag er bei 8,4 Punkten. Das ist ein Anstieg um 0,8 Punkte im ersten Quartal dieses Jahres und der höchste Wert seit April 2008. Vor genau einem Jahr lag er noch bei -3,3 Punkten.
Deutschland: Indikatoren legen auf hohem Niveau noch einmal zu
In Deutschland stehen alle drei Indikatoren auf einem sehr hohen Niveau. Dennoch konnten sie seit Dezember 2013 noch einmal deutlich zulegen. Im März lag die Konjunkturerwartung bei 33,2 Punkten. Das ist ein Plus gegenüber Dezember 2013 von knapp 10 Punkten. Betrachtet man die Entwicklung des Indikators im Verlauf der letzten zwölf Monate, sieht man sogar einen Anstieg von fast 33 Punkten. Im Januar dieses Jahres erreichte der Indikator mit 35,5 Punkten den höchsten Wert seit Juli 2011 (44,6 Punkte).
Die Einkommenserwartung verzeichnet aktuell 45,6 Punkte. Das ist ein Plus von rund 6 Punkten seit Ende letzten Jahres. Vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 29,4 Punkten. Seinen zwischenzeitlichen Höchstwert erreichte der Indikator mit 48,6 Punkten im Februar 2014. Höher stand er zuletzt im Januar 2001 (49,4 Punkte). Auch bei der Anschaffungsneigung zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Indikator lag im März mit 55,5 Punkten in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau. Seit Dezember bedeutet das einen Anstieg um 9,4 Punkte. Einen höheren Wert gab es mit 59,9 Punkten zuletzt vor der Mehrwertsteuererhöhung im Dezember 2006.
Frankreich: Erholung auf niedrigem Niveau
Trotz der schwierigen politischen Situation in Frankreich sind alle drei Indikatoren im vergangenen Quartal gestiegen. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung liegen jedoch nach wie vor im negativen Bereich. Die Konjunkturerwartung verzeichnete seit Dezember einen Anstieg von 6,5 Punkten und liegt aktuell bei -10,8 Punkten. Betrachtet man die Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten, steht ein Plus von fast 31 Punkten zu Buche. Damals stand der Indikator bei -41,6 Punkten. Die Einkommenserwartung ist seit Dezember um 7,4 Punkte gestiegen und notiert aktuell bei -32,6 Punkten. Das ist der höchste Wert seit Juli 2012. Auch wenn das Niveau weiterhin extrem niedrig ist, ist die Erholung im Vergleich zum März 2013 deutlich sichtbar. Damals verzeichnete der Indikator -57,9 Punkte.
Mit -27,3 Punkten ist auch die Anschaffungsneigung höher als noch im Dezember und erreicht den besten Wert seit Juni 2012. Im Vergleich zum letzten Jahr fällt der Anstieg jedoch niedriger aus als bei den beiden anderen Indikatoren. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres lag die Anschaffungsneigung bei -36,2 Punkten.
Großbritannien: Konjunkturerwartung so gut wie seit über 16 Jahren nicht mehr
Die Briten sind in Bezug auf die Konjunkturerwartung so optimistisch wie lange nicht. Der Indikator ist seit Ende letzten Jahres noch einmal um 8,6 Punkte gestiegen und liegt jetzt bei 31,5 Punkten. Das ist der höchste Wert seit Oktober 1997. Damals lag der Indikator bei 36,7 Punkten. Im Vergleich zum März 2013 beträgt der Anstieg 53,3 Punkte. Im Zuge der guten Konjunkturerwartungen legen auch die Einkommensaussichten der Verbraucher zu. Der Indikator verzeichnet aktuell 10,3 Punkte und damit 16,6 Punkte mehr als im Dezember 2013. Im Vergleich zu den vergangenen zwölf Monaten ist er sogar um 28,6 Punkte gestiegen.
Zwar befindet sich die Anschaffungsneigung nach wie vor im negativen Bereich, doch zeichnet sich auch hier eine weitere Erholung ab. Der Indikator notiert im März 2014 bei -10,9 Punkten. Das bedeutet einen Anstieg von 16,6 Punkten seit Dezember und von 24,7 Punkten im Vergleich zum letzten März. Damit erreicht er den höchsten Wert seit Oktober 2007.
Italien: Konjunkturerwartung im Jahresvergleich deutlich gestiegen
In Italien verharren zwar alle drei Indikatoren nach wie vor im negativen Bereich. Allerdings scheint eine grundsätzliche Trendwende eingesetzt zu haben. So ist die Konjunkturerwartung seit letztem Dezember um 17 Punkte auf -21,4 Punkte gestiegen. Das bedeutet den höchsten Wert seit August 2010. Im Vergleich zum März 2013 ist der Indikator jedoch nur um knapp 14 Punkte geklettert.
Auch bei der Einkommenserwartung zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Aktuell liegt der Indikator bei -13,7 Punkten. Das sind knapp 20 Punkte mehr als noch im Dezember. Im Januar wies der Indikator mit -9,7 Punkten sogar den höchsten Wert seit genau vier Jahren auf. Im Vergleich zum März 2013 ist der Wert um mehr als 37 Punkte gestiegen. Damals stand er bei -51 Punkten.
Die Anschaffungsneigung liegt bei -15,3 Punkten. Im Februar verzeichnete sie mit -12,2 Punkten sogar den höchsten Wert seit Juli 2011. Im ersten Quartal 2014 ist der Indikator somit um 6 Punkte, seit März 2013 um über 29 Punkte angestiegen.
Spanien: Konjunkturerwartung auf höchstem Stand seit knapp 14 Jahren
Auch bei den bislang krisengeschüttelten spanischen Verbrauchern verfestigt sich die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Konjunkturerwartung ist aktuell bei 23 Punkten. Das sind 16 Punkte mehr als Ende letzten Jahres und der höchste Wert seit Juni 2000. Im Vergleich mit März 2013 ist der Indikator um 55 Punkte gestiegen.
Die Einkommenserwartung liegt aktuell mit 0,9 Punkten erstmals seit Dezember 2006 wieder im positiven Bereich. Seit Dezember ist der Indikator somit um mehr als 11 Punkte gestiegen, seit letztjährigem März sogar um mehr als 33 Punkte.
Auch die Anschaffungsneigung hat sich seit Dezember verbessert – um 4,2 Punkte auf -10,2 Punkte. Betrachtet man den Wert aus dem Februar, wo der Indikator noch einmal auf -20,7 Punkte zurückging, ist der Anstieg deutlich. Die Anschaffungsneigung war zuletzt im Februar 2011 besser.
Griechenland: Stimmung stabilisiert sich
Die Stimmung der griechischen Verbraucher stabilisiert sich auf sehr niedrigem Niveau. So notiert die Konjunkturerwartung aktuell bei -24,6 Punkten. Das bedeutet einen Anstieg um knapp 7 Punkte seit Ende letzten Jahres sowie um über 12 Punkte seit März 2013. Der Indikator befindet sich somit auf dem höchsten Wert seit genau drei Jahren. Auch die Einkommenserwartung ist im März erneut angestiegen und verzeichnet jetzt -29,3 Punkte. Das ist der höchste Stand seit Februar 2010. Allerdings war sie im Februar noch einmal auf -38,1 Punkte abgerutscht. Im Dezember lag der Wert bei -33,1 Punkten.
Die Griechen sind jedoch noch weit davon entfernt, größere Anschaffungen tätigen zu wollen. Der entsprechende Indikator liegt bei -26,1 Punkten. Das bedeutet ein Plus von knapp 5 Punkten im Vergleich zu Ende letzten Jahres. Vor einem Jahr notierte der Indikator mit -30,3 Punkten nur wenig tiefer.
Zur Studie
Die Ergebnisse zum GfK Konsumklima Europa stammen aus einer Konsumentenbefragung, die im Auftrag der EU-Kommission in allen Ländern der Europäischen Union durchgeführt wird. In den 27 Ländern werden monatlich etwa 40.000 Personen befragt. Diese sind repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in der EU. Grundlage der GfK-Indikatoren zum Konsumklima Europa sind monatlich vorgenommene Befragungen zur Stimmung der Konsumenten. Dabei geht es zum einen um die gesamtwirtschaftliche Situation der einzelnen Länder und zum anderen um die Lage der Haushalte selbst. Die Fragen zum Konsumklima Europa werden monatlich überwiegend im so genannten Omnibus durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Mehrthemenbefragung, die entweder per Telefon oder face-to-face, das heißt im Rahmen einer persönlichen Befragung, durchgeführt wird. Aus dem monatlichen Frageprogramm von insgesamt 12 Fragen werden für das GfK Konsumklima Europa jeweils 5 Fragen ausgewählt, da sie für das Konsumklima eine entscheidende Rolle spielen.