Karl-Thomas Neumann – seit 2013 Vorstandsvorsitzender von Opel – trat gestern von seinem Amt als Sprecher der Geschäftsführung bei Opel zurück. Allerdings bleibt er noch solange Mitglied der Geschäftsführung, bis der Besitzerwechsel von Opel an den französischen Konzern PSA Peugeot-Citroën vollzogen ist. Erwartet wird der Verkauf durch den amerikanischen Mutterkonzern General Motors im Herbst.
„Schwierige, persönliche Entscheidung“
Offiziell beschreibt Neumann seinen Rücktritt als „eine schwierige, persönliche Entscheidung, Opel/Vauxhall mit dem Übergang an die PSA-Gruppe zu verlassen. Ich bin stolz auf das Team und darauf, was wir gemeinsam erreicht haben. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Opel/Vauxhall mit dem Wechsel zur PSA-Gruppe noch erfolgreicher und stärker aufgestellt sein wird. Ich werde mich zunächst voll auf den Abschluss dieser Transaktion konzentrieren und anschließend die Zeit nehmen, über meine persönlichen nächsten Schritte zu entscheiden.“
Zu wenig Elektro-Ambitionen
Der tatsächliche Grund für Neumanns Austritt ist laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) allerdings vielmehr dessen Sorge, dass die Franzosen die einschneidende Wirkung der Elektromobilität nicht richtig erkennen. Denn Neumann wolle Opel zu einem reinen Elektroauto-Anbieter umwandeln. Die „Welt“ hingegen vermutet die Abwehrhaltung gegenüber Neumanns Elektrooffensive eher bei den Amerikanern, schließlich sei PSA mit Citroën ein Pionier unter den E-Autobauern. Die Welt zitiert zudem eine weitere Annahme eines Insiders, der Opel und Neumann gut kenne: „Es war klar, dass KTN den Autobauer nicht ferngesteuert nach den Direktiven aus Paris lenken will, nur noch als Beifahrer. Dazu ist er zu selbstbewusst.“ Wohin Neumann wechseln wird, ist unklar. Vermutet wird eine eventuelle Rückkehr in den VW-Konzern. Dort war er seit Ende 2009 Konzernbeauftragter für Elektro-Traktion und Generalbevollmächtigter. In dieser neu Position war er für die Entwicklung von Elektroantrieben verantwortlich. Seit 1. September 2010 war Neumann President & CEO der Volkswagen Group China, verlor diese Posten wegen Umbesetzungen im Management Mitte 2012 aber wieder und wurde schließlich 2013 Cehf von Adam Opel.
Neumann stärkte das Markenimage
Dr. Wolfgang Schäfer-Klug, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates und Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Opel, sagte: „Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat respektieren die Entscheidung von Herrn Dr. Neumann. Er hat für Opel wieder Anerkennung, ein verbessertes Markenimage und ein gestärktes Selbstbewusstsein erreicht. Hinzu kommt die Entwicklung wettbewerbsfähiger und aufregender, neuer Fahrzeuge. Die Entscheidung, CFO Michael Lohscheller zum neuen Opel-Chef zu machen, wird von uns ausdrücklich begrüßt.“