Das Tabu der Woche: Olympia verbietet Ambush-Marketing
Heute starten die Olympischen Sommerspiele in Brasilien. Vier Wochen lang wird das südamerikanische Land Spitzensportler aus der ganzen Welt beherbergen. Zu engagiert sollten sich Unternehmen und Unternehmer aber nicht über das Sportereignis äußern, zumindest nicht im Netz. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) erachtet jegliche Bezugnahme auf den Wettbewerb als unzulässige werbliche Vorteilnahme. Für den richtigen Umgang hat der Verband einen Regelkatalog erstellt und an die Sportler verteilt – denn auch und vor allem deren Sponsoren, die gleichzeitig keine Olympia-Sponsoren sind, müssen hier aufpassen. Bereits neun Tage vor dem Start der Spiele galt für sie die so genannte ‚frozen period‘, in der nicht-olympische Sponsoren keinen Bezug mehr zu dem herstellen dürfen, was gerade in Rio de Janeiro passiert.
Die Folge ist, dass jene Sponsoren, deren Gelder nicht zuletzt über Jahre zum Erfolg des jeweiligen Sportlers beigetragen habe, ihrem „Schützling“ nicht mal über Facebook, Twitter und Co. gratulieren dürfen. Und es kommt noch dicker. So steht auf Seite 12 der Regel 40-Erläuterung: „„Nicht-olympische Sponsoren dürfen keinesfalls Social-Media-Inhalte mit olympischen Bezug von IOC/ OCOG RIO2016/DOSB/Deutsche Olympiamannschaft ‚retweeten‘ oder ‚teilen‘.“
Aber nicht nur Sponsoren können in die Social Media-Falle des IOC und DOSB tappen. Wie absurd sich das Regelwerk auswirken kann, zeigt ein Beispiel auf netzpolitik.org. Man stelle sich vor, man wäre Bürgermeister einer kleinen Schwarzwaldgemeinde, schreibt Markus Reuter dort. Die berühmte Tochter des Dorfes, eine Leichtathletin, habe soeben bei den Olympischen Spielen in Rio spektakulär die Goldmedaille geholt. „Sie greifen voller Begeisterung zum Smartphone und twittern mit dem offiziellen Gemeindeaccount:
‚Wir sind so stolz auf Sportlerin XY, die gerade in #Rio2016 die Goldmedaille geholt hat. Eine wahre Tochter unserer Gemeinde.‘ „
Dieser Tweet ist nach Meinung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht zulässig. Auf den Leim gehen können diesen Regeln nicht zuletzt auch Privatpersonen, wenn sie in irgendeiner Form für ein Unternehmen stehen – als Geschäftsführer beispielsweise. Kurz: Jegliche Art von Echtzeit-Marketing-Aktionen oder Ambushmarketing werden für Unternehmen zu einem Minenfeld.
Das Regelwerk geht sogar soweit, dass eine ganze Reihe von Worten und Hashtags, die diese Worte enthalten, für die Nutzung in sozialen Medien vom IOC untersagt ist. In der Regel-40-Broschüre umfassen diese:
- Olympische Spiele, Spiele, Sommer,
- Rio 2016, 2016, Rio, Rio de Janeiro,
- Gold, Silber, Bronze, Medaille, Podest,
- Deutsche Olympiamannschaft
Markus Reuter erinnert das Vorgehen an das Gesellschaftsspiel „Tabu“. Er schreibt: „In diesem Spiel erklärt man seiner Mannschaft einen Begriff und darf dabei weder eines der fünf Tabuwörter verwenden noch einen Bestandteil des gesuchten Wortes. Wer also auf Social Media „Tabu“ spielt, kann vielleicht eine Abmahnung vom IOC oder DOSB vermeiden.“
Anfang der Woche dann dementierte der DOSB allzu übereifrige Verbote offiziell. In einem Tweet hieß es: „Hashtags wie #Rio2016 und #WirfuerD dürfen ohne kommerzielle Absichten von Athletinnen und Athleten sowie Privatpersonen jederzeit verwendet werden“. Wie genau die kommerziellen Absichten ermittelt oder definiert werden sollen, blieb dabei offen.
Hashtag-Verbot #Rio2016? Social-Media-Maulkörbe für Athleten? Michael Vesper stellt klar: pic.twitter.com/6SrH06wbf3
— DOSB (@DOSB) 2. August 2016
Die gesamte Geschichte lesen Sie auf netzpolitik.org oder beim rbb.
Die (geniale) Absurdität der Woche: Der Bus, der über dem Stau fährt
In Großstädten weltweit wird viel Kraft und Energie aufgewendet, um den Personentransport effizienter zu gestalten und damit sowohl Stadtluft als auch die pendelmüden Gemüter der Großstädter zu entlasten. Ihr größter Feind: Der Stau. Ein neues Transportmittel könnte diesen nun zum Teil besiegen: Das chinesische Unternehmen Transit Explore Bus hat einen Bus gebaut, der über einen Stau hinwegfahren kann. In dieser Woche war der Transit Elevated Bus 1 (TEB-1) erstmals in der Hafenstadt Qinhuangdao in der nordchinesischen Provinz Hebei unterwegs. Das Vehikel ist 22 Meter lang, 4,8 Meter hoch und 7,8 Meter breit – das reicht, um zwei Fahrspuren zu überspannen. Die Durchfahrthöhe unter dem Bus beträgt zwei Meter. Es fährt auf Schienen, die links und rechts der Fahrbahn verlegt sind. Angetrieben wird der Bus elektrisch, er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 64 Kilometern pro Stunde. Der TEB fährt zwar auf der Straße, er nimmt aber wenig Platz weg und ist vom Straßenverkehr weitgehend unabhängig. Damit habe er den Vorteil einer U-Bahn, sei aber deutlich günstiger, sagt der Hersteller. Die gesamte Geschichte samt eindrucksvoller Bilder gibt es hier.
Der Shitstorm der Woche: GAP und seine Kinder-Kampagne
Eigentlich wollte das Modelabel Gap in England mit einer neuen Kampagne Werbung für die Kinder-Kollektion machen. Statt begeisterter Kunden erntete das Unternehmen dann aber Unmut. In sozialen Netzwerken zeigten sich Nutzer erzürnt über die dargestellten Geschlechts-Stereotype.