Von Gastautor Julien Gardès, Managing Director of Continental Europe & MENA, Rubicon Project
Überall ist zu hören, dass TV-Konsumenten zunehmend digitaler werden. Aber anstatt zu handeln, sprechen wir nur darüber und unternehmen nichts. Für die Euro 2016 wurde prognostiziert, dass sie eine große Sache für die digitale Branche wird – und nach Abpfiff stellte die Uefa tatsächlich stolz ihre digitalen Zahlen vor und betonte den „Mobile first“-Ansatz für den diesjährigen Inhalt. Ging es jedoch um das reine Anschauen der Spiele, drehte sich während der EM– wie beim Thema Fußball generell – alles rund um das Wohnzimmer, Kneipen und Public Viewing. Das Event, das nur alle vier Jahre stattfindet, basiert also vor allem auf einem sozialen Aspekt, nämlich Freunde und Familie durch den Sport zusammenzubringen.
Olympia hingegen ist ein vollkommen anderes Thema – und ich würde sogar so weit gehen, dass das Format der Olympischen Spiele im Gegensatz zur EM perfekt für den digitalen Konsum geeignet ist. Im Gegensatz zu den 90-minütigen Spielen beim Fußball, bietet Olympia kurze knackige Inhalte. Ob Leichtathletik, Schwimmen oder Bogenschießen, meist kann ganz einfach per Smartphone auf dem Weg nach Hause geschaut werden.
Wir haben kürzlich einen Insights Report zum Olympia-Sommer 2016 veröffentlicht, der die Veränderung des Konsumentenverhaltens hervorhebt und drei Erkenntnisse offenbart:
1. Rio de Janeiro wird das erste 24/7 „Always-on“-Olympia
Fernsehsender werden trotz ihrer Online-Portale die Berichterstattung und die Zuschauer nicht für sich allein in Anspruch nehmen können. Viele Fans werden für Echtzeit-Updates und Nachberichterstattung Live-Blogs, mobile Videos, Sport- und News-Websites sowie Social Media nutzen. Die meisten Sportfans wollen die Olympischen Spiele online verfolgen, vier von zehn planen sogar, Olympia ausschließlich über Live-Streams im Netz zu schauen. Der Anstieg der „Always-on“-Sportfans ermöglicht den Konsum von Content zu jeder Zeit, auf jedem Gerät von fast unendlich vielen Content-Quellen. Die Sportfans, die am meisten unter Zeitdruck stehen – junge Eltern – schauen Sportvideos täglich online und werden nach kurzen Clips der Olympiade mit den tagesaktuellen Highlights suchen, statt das vollständige Programm in ganzer Länge anzusehen.
2. Millennials führen die digitale Bewegung an
Die hochbegehrten Millenials wenden sich vom TV ab und schauen Content zu Olympia lieber online auf den Websites der Fernsehsender. Millennials konsumieren Olympia-Inhalte zweimal so häufig auf einem Mobilgerät (71 Prozent vs. 31 Prozent) und acht von zehn (79 Prozent) Millenials werden ganz auf TV verzichten und Olympia nur online live verfolgen.
3. Second Screen stellt eine zweite Chance auf Gold dar
TV-Werbung zu Olympia erreicht mittlerweile Premium-Niveau. 57 Prozent der Olympia-Fans haben einen Second Screen in Benutzung, wenn sie sich die Olympischen Spiele ansehen. Millenials werden im Vergleich zu anderen Altersgruppen sogar „meistens oder so gut wie immer“ doppelt so häufig einen Second Screen, in Benutzung haben (82 Prozent vs. 48 Prozent).
Die Ergebnisse der Verbraucherumfrage bestätigen, was viele bereits im Vorfeld der Spiele beobachtet haben – die diesjährigen Olympischen Spiele sind die ersten, die erstmalig ein echtes digitales 24/7-Erlebnis bieten. Millionen Sportfans, die sich Olympia im TV ansehen, nutzen ebenso Streaming oder schauen sich kurze Highlight-Clips unterwegs auf ihrem Smartphone an. Diese Entwicklung bietet neue Möglichkeiten für Content-Produzenten und Werbungtreibende.
Publisher und Werbungtreibende haben die Möglichkeit, diese Veränderung zu nutzen, um sich ihren Anteil des Marketing-Golds zu sichern. Beispielsweise durch das Erstellen ansprechender Inhalte sowie gezielter Werbung für bestimmte Zielgruppen, die sich in Echtzeit tiefergehend mit den Athleten, Ergebnissen und Neuigkeiten des weltweiten größten Sportereignisses auseinandersetzen.