Nutzergenerierte Inhalte werden oft überbewertet

Die meisten Internetnutzer werden auch in Zukunft eher passiv bleiben und keine eigenen Inhalte produzieren. Der derzeit viel diskutierte User-generated-Content - also Inhalte auf Blogs, in Wikis und Communities, die von den Nutzern selbst erstellt werden - sei bei weitem nicht so verbreitet, wie viele glauben und werde häufig überschätzt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausgabe der Markt-Media-Studie "MarkenProfile" des Magazins stern.

Nur 7,2 Prozent oder 2,5 Mio. aller deutschen Internetnutzer zwischen 14 und 64 Jahren sind Intensiv-User, die regelmäßig bloggen, Kommentare schreiben, Foto- und Videobeiträge hochladen oder Bewertungen bei Amazon & Co abgeben. Ebenfalls rund sieben Prozent basteln regelmäßig an einer eigenen Homepage. „In der Diskussion über Web 2.0 gab es in den letzten zwei Jahren Übertreibungen, was die Dimensionen und Perspektiven von nutzergenerierten Inhalten angeht. Der Anteil der Leute, die in nennenswertem Umfang eigene Inhalte und Medienprodukte ins Netz stellen werden, wird auch langfristig kaum über zehn Prozent hinausgehen“, meint Uwe Sander, Leiter Anzeigen und Marketing Stern, auf Nachfrage von Pressetext.

Insgesamt sind in Deutschland mittlerweile knapp 70 Prozent der Bevölkerung zwischen 14 und 64 Jahren im Netz vertreten. In den Gruppen Jugendliche und Führungskräfte sind es gar mehr als 90 Prozent. Im Durchschnitt wendet ein Internetnutzer elf Stunden pro Woche für Aktivitäten im Web auf. Wichtigster Wachstumstreiber für die Entwicklung des Internets ist die Breitbandverbreitung. Mit besseren, schnelleren Verbindungen steigen auch Angebot und Nachfrage bei multimedialen Anwendungen wie Videostreaming und IPTV. Derzeit sind etwa 40 Prozent aller 14- bis 64-Jährigen in Deutschland an eine High-Speed-Internetverbindung angeschlossen.

Die Internetnutzer begegnen dem Medium auf vielfältige Weise, „ticken und klicken“ laut Bodo Flaig, Geschäftsführer des Instituts Sinus Sociovision, das die Studie gemeinsam mit dem stern durchgeführt hat, ganz unterschiedlich. Obwohl das Netz zum Massenmedium werde, zeichne sich eine weitere Fragmentierung des Medienpublikums und eine starke Ausdifferenzierung der Nutzungsgewohnheiten ab. So definiert die Untersuchung sechs verschiedene Medienmentalitäten: „Macher“ (acht Prozent), „Anspruchsvolle“ (elf Prozent), „Digital Natives“ (13 Prozent), „Unterhaltungsorientierte“ (24 Prozent), „Handfeste“ (21 Prozent) sowie „Entschleuniger“ (23 Prozent). „Neben den Digital Natives sind es vor allem die Macher, die die Entwicklung im Internet vorantreiben und das meiste Geld einbringen“, sagt Sander. Beide seien überdurchschnittlich kaufkräftig und begeisterten sich für ein breites Spektrum von Internet-Anwendungen. „Für reine Entertainment-Anwendungen wie Musik oder IPTV bilden auch die Unterhaltungsorientierten eine wichtige Gruppe, sind allerdings kaufkraftschwächer.“

In Zukunft werde der Anteil der digital sozialisierten Menschen allmählich zunehmen, an den einzelnen Medienmentalitäten werde sich so schnell jedoch nichts ändern. So kann man also auch in Zukunft davon ausgehen, dass Gruppen wie etwa die „Entschleuniger“ – ältere Modernisierungsverlierer aus dem traditionellen Segment der Gesellschaft, die mit rasantem technologischen Wandel eher schwer zurechtkommen – weiter bestehen bleiben. Außerdem werde Sprach- und Schriftkultur weiterhin in der Wissensgesellschaft wichtig sein. „Man muss sich vor eindimensionaler technischer Trendlogik hüten und die Dinge im Kontext betrachten“, so Sander abschließend.pte

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