New Work bei Nomoo: Maximale Freiheit – und große Disziplin 

Bei Nomoo wird nicht nur Bio-Eis produziert, sondern auch ein neues Arbeitsverständnis gelebt. Das Start-up stärkt den Zusammenhalt mit Empowerment und Team-Events.
Die Arbeitswelt beim Start-up Nomoo hebt sich deutlich ab von den Beschränkungen konventioneller Bürojobs.
Die Arbeitswelt beim Start-up Nomoo hebt sich deutlich ab von den Beschränkungen konventioneller Bürojobs. (© Nomoo)

Hybrides Arbeiten in seiner reinsten Form: keine Präsenzvorgaben, keine An- und Abmeldung in der Chefetage. Selbst eine mehrwöchige Flucht vor dem nasskalten deutschen Winter ist möglich, sofern die Zeitzone passt. „Hauptsache, das Ergebnis stimmt“, sagt Rebecca Göckel, Mitgründerin des Kölner Start-ups NRDS, bekannt durch die Marke Nomoo. Sie selbst sitzt mit ihrem Laptop derzeit in Kapstadt. 

Die Nomoo-Gründer Rebecca Göckel und Jan Grabow wollen veganes Bio-Eis zur Normalität machen.
Die Nomoo-Gründer Rebecca Göckel und Jan Grabow wollen veganes Bio-Eis zur Normalität machen. (© Nomoo)

Nomoo (gesprochen: No-muuuh), 2018 gegründet, steht für veganes Bio-Eis. „Wir wollen Genuss und gutes Gewissen zusammenbringen“, sagt Göckel. Ihre Vision: In zehn Jahren soll Eis ohne tierische Zutaten völlig normal sein. Zum Anspruch dieser „neuen Normalität“ passt eine Arbeitswelt, die sich von den Beschränkungen konventioneller Bürojobs deutlich abhebt. Der 28-Jährigen und ihrem Co-Gründer Jan Grabow ist es aber ebenfalls wichtig, sich vom Laissez-faire mancher Weltverbesserer zu unterscheiden: „Social Impact und wirtschaftlicher Erfolg gehen bei uns Hand in Hand.“  

Ausflüge zum Minigolf und zur Weinverkostung 

Die 15 Mitarbeiter*innen, die im Loft einer alten Tabakfabrik im selben Raum wie die Gründer*innen sitzen, genießen viel Freiheit. Beschränkungen fürs Homeoffice etwa gibt es nicht. In der Praxis kommen die meisten zwei- bis dreimal in der Woche ins Büro. Göckel glaubt, dass das Gefühl der Freiwilligkeit den Unterschied macht: „Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn um 11 Uhr ein Arzttermin ist.“ Um den Teamspirit zu stärken, gibt es regelmäßig After-Work-Events und auch mal einen Ausflug zum Minigolf oder zur Weinverkostung. 

New Work, so wie Nomoo sie versteht, fordert von den Beschäftigten aber zugleich Disziplin. „Wir arbeiten extrem zielbewusst“, erklärt Göckel. Neben einer langfristigen Strategie gibt es Jahres-, Quartals- und Wochenziele, bei deren Festlegung Göckel und Grabow das Team einbeziehen. Jeder einzelne erhält präzise Vorgaben, zum Beispiel: 50 neue Supermärkte für den Vertrieb akquirieren, eine neue Eissorte bis zum Launch vorbereiten oder die Reichweite der Reels um 500.000 Views steigern. Die Zielerreichung ist „gehaltswirksam“, wie Göckel das nennt. Je nach Performance gibt es einen Bonus. 

Jeden Montag um 11 Uhr wird im sogenannten „Weekly“ besprochen, welche Aufgaben in den nächsten Tagen anstehen, zunächst im Team, dann individuell. Kontrolle wie in alten Zeiten? Göckel sieht das ganz anders: „Die Weeklys werden als Status-Check und als Sammelstelle für Fragen wahrgenommen.“ Das ist auch deshalb wichtig, weil sich ein Teil der Belegschaft aus Werkstudenten zusammensetzt, die immer wieder wechseln. Wobei sich die Chefin nicht als Problemlöserin versteht, sondern eher als Coach: Wer ihr von Schwierigkeiten berichten will, soll Vorschläge zu deren Bewältigung gleich mitbringen.  

Empowerment und Ownership sollen gelebt werden 

Ihr Ziel ist, dass die Teammitglieder nach und nach immer selbstständiger werden, Stichwort Empowerment. „Wenn du schnell wachsen willst, können nicht zwei oder drei Führungskräfte alles entscheiden.“ Innerhalb klar definierter Grenzen haben Mitarbeiter*innen deshalb auch Budgetfreiheit. Sogar Werkstudent*innen dürfen bis Ausgaben bis 500 Euro selbst entscheiden. 

Mit Sinnstiftung, einer wichtigen Dimension von New Work, hat Nomoo übrigens kein Problem. „Zu uns kommen Leute und sagen, ich will etwas mit Social Impact machen“, sagt Göckel. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein großer Vorteil.“ Das Ziel von Nomoo ist es, Empowerment und Ownership aktiv zu fördern und in der Unternehmenskultur zu verankern. 

(mat) führte ihr erstes Interview für die absatzwirtschaft 2008 in New York. Heute lebt die freie Journalistin in Kaiserslautern. Sie hat die Kölner Journalistenschule besucht und Volkswirtschaft studiert. Mag gute Architektur und guten Wein. Denkt gern an New York zurück.