Vier-Tage-Woche, Workation oder Remote-Arbeit. New Work ist in vielen Unternehmen mittlerweile in unterschiedlichen Ausprägungen zur Normalität geworden. Dabei wird nicht nur neu definiert, wo gearbeitet wird, sondern auch wann. Immer mehr setzt sich der Gedanke durch, dass die Arbeitszeit kein einheitliches wöchentliches Kontinuum an einem festen Ort ist, sondern ein flexibles Kontingent – anpassbar an individuelle Situationen.
Bedenken gegenüber den neuen Arbeitsformen bestehen teilweise noch in Bezug auf Kommunikation, Teamwork und Teamgeist. Wenn jede*r zu anderen Arbeitszeiten an unterschiedlichen Orten arbeitet, erschwert das den Austausch untereinander. Ein Manko, das auch für die Marketingbranche gilt, die auf Kreativität und Ideen angewiesen ist. Denn die Zusammenarbeit und Brainstormings sind im persönlichen Gespräch einfacher, produktiver und weniger ermüdend als online. Dieser Punkt scheint auch von Angestellten so gesehen zu werden, die die Möglichkeit zum Homeoffice haben: Nur ein Fünftel von ihnen wünscht sich, dauerhaft nicht im Büro arbeiten zu müssen. Der Großteil der Befragten kommt also immer noch gerne ins Büro – wenn auch nicht mehr täglich.
Unternehmen wissen, dass wir längst einen Arbeitnehmermarkt haben, und reagieren darauf. Das Büro wird immer mehr zum Treffpunkt für das soziale und kreative Miteinander und zunehmend weniger als reiner Arbeitsplatz angesehen. Die Flächen für den sozialen Austausch, Meetings und kreative Brainstormings bekommen einen höheren Stellenwert, die Bedeutung der reinen Arbeitsflächen nimmt ab.
Trotz Homeoffice wird das Office also nicht weniger wichtig. Im Gegenteil. Das belegt unsere Erhebung, die wir für das Unternehmen Wealthcap durchgeführt haben: Mehr als jeder dritte Büromieter ist bereit, eine höhere Miete zu zahlen, um mit geeigneten Räumlichkeiten für Fachkräfte attraktiv zu sein. Grund dafür sind vor allem Flexibilität und Vernetzung im Büro.
Auch in meinem Unternehmen vollzieht sich dieser Wandel. Regelungen zu Präsenzzeiten im Büro sind großzügig ausgelegt und richten sich nach Sinn und Zweck der Arbeit. Kreativprozesse lassen wir gerne persönlich stattfinden und viele Teams haben Teamtage für sich festgelegt. Gleichzeitig kann das Büro für soziale Events genutzt werden, bei denen wir teamübergreifend zusammenkommen: gemeinsame Kochevents oder Abendveranstaltungen wie Powerpoint-Karaoke.
Aber all das sollte nicht fest in Stein gemeißelt sein. Prozesse, die auf dem Papier gut aussehen, müssen sich in der Praxis bewähren. Und Anforderungen können sich verändern. Deshalb hören wir auf das Feedback unserer Mitarbeitenden und sind bereit, uns immer wieder zu verändern. Denn New Work ist ein fließender Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist.
Janina Mütze gehört zu unseren Marketing-Talenten 2021 und ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von Civey. Sie engagiert sich besonders für die Themen Gründung und Diversität. So ist sie Mitglied im Beirat für Gründungen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und Board Member des Innovationslabs Futury, einer Tochter der Werte-Stiftung. Vor Gründung des Unternehmens hat die studierte Volkswirtin die Interessen der Venture Capital- und Private Equity-Investoren im politischen Berlin u.a. als Referentin der Geschäftsführung vertreten.