Wenn Eva Simone Lihotzky beschreibt, warum sie den Karriereweg ins Marketing eingeschlagen hat, sollten junge Menschen, die etwas Ähnliches planen, genau hinhören: „An der Schnittstelle zwischen Innovationen, Unternehmen und Marken werden Geschichten geschrieben, Brands und ihre Produkte greifbar gemacht, Momente und Erlebnisse geschaffen. Diese Möglichkeiten und (Kunden-)Interaktionen haben mich fasziniert, sodass ich mich für den Bereich entschieden habe“, sagt die 34-Jährige.
Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und Digitaler Kommunikation sowie Stationen unter anderem bei KPMG, Digitas und Publicis startete sie 2020 bei der Serviceplan Group, wo sie ab 2022 für die Konzernstrategie zuständig war. Seit Anfang 2024 verantwortet sie die KI-Strategie und leitet gemeinsam mit Kevin Prösel ein wachsendes Team von derzeit rund zehn Mitarbeitenden. Zu den Aufgaben gehören die Entwicklung agentureigener KI-Tools und deren Roll-out innerhalb der Agenturgruppe sowie die Erstellung von KI-Schulungsprogrammen für Mitarbeitende der Serviceplan Group.
Gründung der AI Labs in München und San Francisco
In ihrer aktuellen Funktion hat Lihotzky auch eines ihrer bisherigen Karriere-Highlights erlebt: die Gründung der beiden AI Labs in München und San Francisco Anfang dieses Jahres. „Mit den beiden Labs haben wir ein Umfeld geschaffen, unsere KI-Kompetenzen über unserer Agenturmarken – Serviceplan, Mediaplus und Plan.Net – hinweg zu verbinden und so funktionsübergreifende Services für uns als Gruppe und für unsere Kunden zu schaffen“, sagt Lihotzky.
Die KI-Expertin schlüpft darüber hinaus noch in weitere Rollen: In diesem Jahr hat sie ihr Wissen beispielsweise als Speakerin bei den Cannes Lions geteilt, sie spricht regelmäßig in renommierten Podcasts und an verschiedenen Hochschulen und beschäftigt sich als Co-Autorin des Buchs „10 Moral Questions – How to design tech & AI responsibly“ mit der Schnittstelle von KI und Ethik. Das Buch des QCollectives, zu deren Gründer*innen Lihotzky zählt, wurde Anfang des Jahres beim World Economic Forum in Kooperation mit der Boston Consulting Group präsentiert und anschließend auf einer deutschlandweiten Buch-Tour vorgestellt.
Gestaltung von Neuem steht im Mittelpunkt
In Lihotzkys Werdegang gehe es immer wieder um die Gestaltung von Neuem. Das gelte genauso für die Zusammenarbeit mit Kunden an neuen Projekten oder mit Kolleg*innen an neuen Ideen wie für den Zusammenschluss mit anderen Expert*innen für ein Buchprojekt. Solche neuen Projekte, sei es im Job oder darüber hinaus, haben ihr immer wieder die Möglichkeit gegeben, sich weiterzuentwickeln: „Darüber und für die Wegbegleiter, die mich unterstützt haben und noch immer begleiten, bin ich sehr dankbar“, sagt sie.
Als weibliche KI-Fachfrau will sie auch ein Vorbild für andere junge Frauen sein. Die Entwicklung in Sachen KI könne dabei helfen, mehr weibliche Impulse in der bisherigen Männer-Domäne Tech zu sehen: „Es erfordert vor allem systemisches Denken und eine ganzheitliche Betrachtung der Kontexte. In diesen Bereichen sind Frauen stark und können sich einbringen“, ist sie überzeugt.
Auch im kommenden Jahr will sie etwas bewegen. Der Fokus liege dabei auf den Kernaufgaben, „dem Schaffen von greifbaren KI-Anwendungsfällen für uns als Gruppe und unsere Kunden – was bei der Geschwindigkeit der Technologieweiterentwicklung und der Gesamtweltwirtschaftslage schon 2024 eine Herausforderung war“.
Ausgleich findet die KI-Expertin bei einer Tätigkeit, die zunächst sehr analog erscheint: dem Malen. Doch selbst hier ist Lihotzky stets auf der Suche nach innovativen Formaten, die Kunst und KI zusammenbringen und scheut dabei kein Experiment.
Lieblingsmarke?
Hanna Marie Gropper
Tollste Werbung?
Bulgari, Serpenti Metamorphosis
Ihr Vorbild?
Neri Oxman, Refik Anadol
Bester Rat?
Komplexität wird durch Klarheit greifbar.
Was treibt Sie an?
Gestaltungsräume gemeinsam schaffen und dabei immer etwas Neues dazuzulernen.