Seit der letzten Shell Jugendstudie 2019 ist einiges geschehen. Damals warfen manche Krisen ihre Schatten noch voraus, fünf Jahre später sind neue sogar hinzugekommen. Doch im Oktober dieses Jahres dann Erstaunen in der medialen Öffentlichkeit, die Jugend ist trotz Allem optimistischer denn je. Das besagt die neue Ausgabe der Shell-Studie, eine empirische Erhebung von Einstellungen, Werten und Sozialverhalten Jugendlicher in Deutschland.
Im Fokus von New Work wollen wir einmal genauer betrachten, was die jungen Menschen von ihrem Arbeitsleben erwarten.
Ist die New Gen wirklich optimistisch?
56 Prozent der 2.509 Befragten Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren blicken optimistisch in die Zukunft. Das ist der höchste Wert seit 2002. Der Anteil, der optimistisch auf die eigene Zukunft schaut ist hingegen um sechs Prozentpunkte auf 52 Prozent gefallen. Neben der Angst vor Krieg beschäftigt 67 Prozent vor Allem die Angst vor Armut.
Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist mit 35 Prozent hingegen auf einem historischen Tief. Corona hat man hinter sich gelassen, lediglich 15 Prozent sprechen von nachhaltig beeinträchtigten Bildungs- und Berufsplanungen. Neuerungen durch KI werden positiv empfangen, 69 Prozent der Befragten sagen, KI werde den Alltag erleichtern. Erstaunliche 45 Prozent gehen jedoch auch davon aus, KI werde zu höherer Arbeitslosigkeit beitragen.
Die vier Arbeitstypen der New Gen
Die jungen Leute haben hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Lebensrealität. In Schule, Ausbildung und Universität gibt jeweils eine große Mehrheit von über 90 Prozent an von ihren Erfolgs- und letztendlich Jobaussichten überzeugt zu sein. Ein Spitzenwert von 84 Prozent ist zuversichtlich, die eigenen beruflichen Ziele zu verwirklichen. Zudem nennen 74 Prozent einen hohen Lebensstandard als Ziel.
Ansprüche an die (künftige) Arbeit sind ebenso stark gestiegen. 83 Prozent aller Befragten wollen ein hohes Einkommen, 80 Prozent erwarten gute Aufstiegschancen und ganzen 69 Prozent ist die Möglichkeit auf Home-Office wichtig.
Abhängig der Angaben zum Arbeits- sowie Sozialleben haben die Autorinnen und Autoren der Studie vier ‚Arbeitstypen‘ junger Menschen differenziert:
- Bodenständige: Diesen machen etwa 24 Prozent der Befragten aus. Häufig durch negative Bildungserfahrungen geprägt ist ihnen Planbarkeit und Sicherheit wichtig. Sie wollen beispielsweise klare Arbeitszeiten oder keine möglichen Ortswechsel. Sie sind nutzenorientiert, auch mit Blick auf ihr soziales Umfeld.
- Idealisten: Dieser Typ wurde 25 Prozent der Befragten zugeschrieben. Sie zählen auf berufliche Selbstverwirklichung, der Beruf als Berufung, zu etwas größerem beitragen. Das Leben darf der Arbeit jedoch nicht übergeordnet sein. Eine Mehrheit befürwortet ein Modell der partnerschaftlichen Aufteilung der Erwerbsarbeit. Mit Kind würden dann zum Beispiel beide Eltern nur in Teilzeit arbeiten.
- Durchstarter: Dies ist mit 34 Prozent die größte Gruppe innerhalb der Befragten. Ihnen ist Selbstverwirklichung genauso wichtig, jedoch vermehrt bezogen auf den materiellen Nutzen. Sie bringen oft positive Bildungserfahrungen oder sogar einen Bildungsaufstieg mit und wollen Karriere machen.
- Distanziert: Mit 17 Prozent bilden sie den kleinsten Typus. Negative Bildungserfahrungen und eine mangelnde Ansprache durch das Berufsleben prägen einen stärkeren Bezug zu ihrem sozialen Umfeld und ein egalitäres Verhältnis zur Arbeitswelt.
Fazit:
Wie auch im Allgemeinen sind die jungen Menschen in der Studie optimistisch bezüglich ihres (künftigen) Arbeitslebens, aber auch selbstbewusst. Sie legen Wert auf ihre individuelle Selbstverwirklichung, ob nun mit Blick auf materiellen oder sozialen Nutzen (Hierbei besteht übrigens ein Unterschied zwischen den Geschlechtern.)
Junge Männer legen mehr Wert auf Erfolg und Geld, junge Frauen eher auf gesamtgesellschaftliches Wirken. Immer mehr verabschieden sich von traditionellen Arbeits- und Familienvorstellungen.
Die New Gen ist optimistisch, selbstbewusst und anspruchsvoll. Sie will nicht nur arbeiten, sondern ihr Leben aktiv gestalten – individuell, flexibel und im Einklang mit persönlichen Zielen. Die Botschaft ist klar: Die neue Arbeitswelt muss sich anpassen, um den Erwartungen dieser selbstbestimmten Generation gerecht zu werden.